Stories

Leuchte marsch, marsch

Tragbare Leuchten sind jetzt alltagstauglich. Wir stellen die besten vor.

von Jörg Zimmermann, 21.03.2016

Wir kennen diese Entwicklung von Computern und anderen Elektronikprodukten. Technischer Fortschritt macht die Geräte handlich und mobil. Nun scheint auch die Leuchtenindustrie Schritte in diese Richtung zu gehen, der LED-Technik sei Dank. Befreit von fester Stromversorgung und dank handlicher Abmessungen passen die unabhängigen Leuchten zum mobilen Alltag.

Mit FollowMe ist Inma Bermúdez ein zeitgemäßer Prototyp für die neue Leuchtentypologie gelungen. Mit einem simplen Fuß aus Polycarbonat, einem transluzenten schwenkbaren Schirm und dem Griff aus Eichenholz erinnert der äußere Auftritt der Leuchte an historische Handlaternen, die einst mit Öl oder Kerzen erleuchtet wurden. Bei FollowMe jedoch sorgt der eingebaute Akku für Unabhängigkeit vom Stromnetz, per Dimmer wird die Beleuchtungsstärke an Stimmung und Situation angepasst. „Ich wollte ein Produkt entwickeln, das von einem breiten Publikum sofort verstanden wird“, erläutert die spanische Designerin ihre Idee. Ein Ansatz, der gelungen scheint, denn bereits seit zwei Jahren erweist sich FollowMe für den Hersteller Marset als überaus erfolgreiches Produkt. Neu im Programm hat das Unternehmen aus Badalona nun auch eine kabellose Variante der Stehleuchte Ginger. Von Designer Joan Gaspar zunächst mit konventionellem Kabelanschluss versehen, empfiehlt sich die mit Akku betriebene Ausführung schon vom Erscheinungsbild als leicht transportable, aber dennoch elegante Lichtquelle.

Begrenzte Reichweite
Licht und Mobilität sind zwei Felder, die besonders im persönlichen Umfeld lange Zeit nicht recht zueinander gefunden haben. Die altbekannten Taschenlampen leisten batteriebetrieben in speziellen (Not-)Situationen gute Dienste, als Dauerlichtquelle sind sie erfahrungsgemäß weniger geeignet. Auch sogenannte Kabelleuchten erweitern lediglich den Aktionsradius, unabhängig mobil sind diese Typen nicht. Hinzu kommt, dass Kabelleuchten ihren Ursprung in rauer Arbeitsatmosphäre haben. Entsprechend generisch ist der Auftritt. Ein langes Kabel, ein Drahtkäfig als Schutz um die Glühlampe, das war’s. Erst mit Mayday machte Konstantin Grcic den Werkstattbewohner im Jahr 1999 häuslich praktisch und ästhetisch kompatibel für einen nomadischen Lebensstil. Allein das Kabel blieb.

Die neue Freiheit
Mit der stromsparenden LED-Technik werden nun endlich die Freiräume bei den Leuchten größer. Wie bei Phare, einem Entwurf des polnischen Designers Stanisław Czarnocki, der anlässlich eines Projektes der Designhochschule Ecal für das Appt. 50 im Le Corbusier-Gebäude Cité Radieuse in Marseille entstanden ist. Stanisław Czarnocki hat die leichtgewichtige Kleinleuchte ganz auf Funktionalität ausgerichtet. Durch die gelenkartige Konstruktion kann Phare hängend, stehend oder liegend eingesetzt werden. Der eingebaute Akku versorgt das LED-Leuchtmittel zehn Stunden lang mit Energie. Aufgeladen wird ganz einfach über einen Standard-Micro-USB-Anschluss. Phare brachte Stanisław Czarnocki nicht nur eine Auszeichnung beim Pure Talents Award bei der imm cologne 2016, sondern wird nun von dem dänischen Designlabel Menu produziert und vertrieben.

Strom nehmen und geben
Die Vision vom kabellosen Licht hat auch Dietrich F. Brennenstuhl umgetrieben. Der Gründer und Geschäftsführer der Stuttgarter Firma Nimbus hat schon vor 15 Jahren auf LED-Technik gesetzt. Die langjährigen Erfahrungen mit den leuchtenden Halbleitern und die konsequente Suche nach einem zeitgemäßen Designansatz vereinen sich in der nun vorgestellten Serie Roxxane Leggera CL mit aktueller Akku-Technik. Designer Rupert Kopp hat die Formensprache an typische Arbeitsplatzleuchten angelehnt. Der Leuchtenkopf ist dreh- und schwenkbar, ein angewinkelter Griff deutet darüber hinaus die Mobilität an. Zwar lässt sich Roxxane Leggera CL über einen konventionellen USB-C-Anschluss laden, doch richtig praktisch wird es erst mit dem eigens entwickelten magnetischen Lade-Puck. Vollständig geladen, spendet die Leuchte bis zu 100 Stunden Licht oder stellt zwischenzeitlich als mobile Ladestation Energie für Smartphone oder Tablet bereit.

Licht ins Dunkel
Bei den Akku-Leuchten Winglet CL und Gravity CL setzt Nimbus ebenfalls auf Unabhängigkeit vom Stromnetz. Die Pendelleuchte Gravity CL kann dank des Verzichts auf ein Installationskabel an einer filigranen Aufhängung genau dort im Raum montiert werden, wo Licht gewünscht wird. Und auch Winglet CL bringt dank einer einfachen magnetischen Halterung Licht an Stellen, die mangels eines Stromanschlusses bisher im Dunkeln geblieben sind. Und noch einen weiteren zukunftsweisenden Pluspunkt bringen diese zur Light + Building 2016 präsentierten Neuheiten mit. Geschaltet und gedimmt werden beide Leuchten über Gestensteuerung.

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Special: Light + Building 2016

Von Scheiben, Schaltern, Träumen und einer Branche in der Pubertät

www.designlines.de

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