Light + Building 2018: Königinnen der Nacht
Die schönsten Neuheiten der Lichtschau, kleine Bedenken und große Fragen.
Bei Tag zaghaft poetisch, am Abend kraftvoll erhaben. Eine Vielzahl der Neuheiten zur diesjährigen Light + Building sind elegant, fast royal, möchte man meinen. Hier sind die Highlights des neuen Leuchtendesigns.
Es liegt eine Stimmung des Fortschritts in der Luft, vorbei die Zeiten der Verunsicherung. Waren etliche Hersteller noch vor wenigen Jahren merklich unbeholfen beim Thema LED, so erreichen sie während der diesjährigen Lichtmesse in Frankfurt ein gemeinsames Ziel: die Leuchte vom dekorativen Beleuchtungsinstrument zum eindrucksvollen Medium eines unentbehrlichen Elements zu machen – des Lichts. Dabei bleibt das Licht nicht einfach nur Licht – die Leuchten müssen selbst dann strahlen, wenn sie ausgeschaltet sind. Zeitgemäßes Leuchtendesign will wahlweise Akzente setzen oder sich betont zurücknehmen. Oder wie Designer Arik Levy es am Stand von Vibia formuliert: „Die Frage ist, wie wir die Architektur mit ihr selbst verknüpfen.“
Mit den Möglichkeiten wächst der Anspruch, mit dem Anspruch der Wettlauf um das perfekte Licht. Als hätte man das elektrische Licht gerade neu erfunden – was ja irgendwie auch stimmt. Je nach individuellem Bedürfnis können Farbtemperaturen heute stufenlos reguliert werden: Occhio. Für das menschliche Auge nicht sichtbare Farbspektren helfen dem Pflanzenwachstum: Artemide. Glaskörper umhüllen nicht nur die Lichtquelle, sondern transportieren das Licht: Stefan Diez für Vibia. Oder Schienensysteme zirkulieren skulptural im Kreis: Buschfeld und Delta Light. Auch neue kabellose Leuchten gibt es: Nimbus und Tobias Grau.
Das Potenzial der kompakten LED wissen mittlerweile die meisten Gestalter einzusetzen. Wenn auch auf den ersten Blick zahlreiche Wiederholungen in Form von Lichtringen, Lichtstäben und schwenkbaren Lichtscheiben zu entdecken sind. Für Verbraucher ergibt sich damit ein neues Spielfeld – und die Frage an sich selbst, was das Licht eigentlich alles können muss. Vermutlich letztmalig wird verunsicherten Kunden der Standard-E27-Sockel nur vereinzelt noch optional angeboten. Und dann?
Bleibt eine Problematik, für die es noch Klärungsbedarf gibt: Was passiert mit den Leuchten, wenn die Lebensdauer der integrierten LED-Einheit vorüber ist? Die Leuchte komplett entsorgen? Wohl eher nicht. Einschicken? Das Leuchtmittel selbst auswechseln? Letztere Variante bietet beispielsweise Louis Poulsen an – wie sonst sollen Klassiker entstehen. So manch anderem Hersteller steht die Beantwortung der Frage noch bevor. Die tschechische Glasleuchten-Manufaktur Brokis bietet dagegen einen eigenen Wartungsservice an; im Objektbereich können zukünftig sogar ganze Leuchtenmodelle getauscht werden – was in regelmäßig variierenden Interiors durchaus sinnvoll ist. Die Zukunft des Lichts setzt, so zeichnet sich damit ab, auf Wandelbarkeit, Individualität und die Erzeugung neuer Raumerfahrungen. Die schönsten Messeneuheiten auf dem Weg dorthin finden Sie hier in unserer Bildergalerie…