Maison & Objet 2019: Best-of Tableware
Tableware als gesellschaftliches Statement.
Auf der Januar-Ausgabe der Maison & Objet trafen sich mehr alte Bekannte als neue trendsetzende Kreationen. Dafür bestätigte der Rundgang über die Pariser Einrichtungsmesse, dass Tableware immer mehr zu einem gesellschaftlichen Statement wird. Neben Nachhaltigkeit geht es jetzt auch hier um Entschleunigung und die wiederentdeckte Individualität.
Was hält, das hält. Auch im Bereich der Tischkultur kann Altbewährtes seinen Stellenwert bewahren. En vogue sind nach wie vor Pastellfarben und die klassisch warmen Metalltöne Gold, Messing und Kupfer. Erfrischende Akzente werden immer häufiger von intensiven Farben gesetzt. Auf dem Vormarsch sind markantes Schwarz und dunkle Grautöne, die bereits auf der letzten Ausgabe der Maison & Objet im vergangenen September viel zu sehen waren.
Weiterhin stark im Trend bleibt die handwerkliche Verarbeitung von natürlichen Materialien. Neben Ton, Stein und Glas ist vor allem Holz eines der meist gesichteten Materialien dieser Messe. Dabei soll Holz möglichst unpoliert, also ursprünglich und unverarbeitet aussehen. Kombiniert wird es gern mit warmen Farben oder Elementen aus Gold und Messing, vor allem bei Bestecken.
Handmade statt Perfektion
Natürlichkeit und haptische Qualitäten bestimmen die aktuellen Tableware-Kollektionen. Teller und Schalen wirken auf den ersten Blick wie selbst getöpfert, Metalllöffel und -becher wie von Hand gehämmert, Gläser wie mundgeblasen und rustikale Schneidebretter wie frisch geschnitzt. Der Handmade-Charakter verdrängt glatte, abweisend wirkende Oberflächen immer mehr. Auf keinen Fall soll alles wieder weiß und clean sein, stattdessen: natürliche Materialien für individuelle Strukturen, visuelle Abwechslung und ein Altern in Würde. Bloß keine langweilige Eintönigkeit und Konformität, scheint das Motto vieler Hersteller zu lauten.
Farbenpracht und Mut zum Mix
Für farbige Highlights auf dem Tisch sorgen nun vor allem die Trendfarbe Meadowlark – ein kühles Sonnengelb – und leuchtende Rottöne, die auch in der Modewelt auf dem Vormarsch sind. Schwarz wird sowohl von Branchengrößen wie Alessi und Tom Dixon als auch von kleinen Manufakturen zunehmend verwendet. Schwarz sind auch die auffälligsten Entwürfe der aktuellen Kollektion der Pariser Stilikone und Designerin Sarah Lavoine. Besonders subtil wird es in ihrer Blue Collection, wenn sie schwarz mit dunklen Blautönen kombiniert.
Asiatisch-afrikanische Mixtur
Bei vielen Keramikarbeiten wiederum sind pastellfarbene Farbverläufe sehr beliebt. Der Dégradée-Stil, eigentlich eher aus der Mode bekannt, verleiht vielen Kreationen nicht nur einen dekorativen Charakter, sondern vor allem auch den derzeit so begehrten individuellen Touch. Erfrischend sind auch die Kombinationen verschiedenster Stilrichtungen für jegliche Gedecke und Esszimmer-Accessoires. Besonders gelungen ist in dieser Hinsicht die neue Geschirrkollektion von Paola Navone für Serax, einem fröhlichen Mix aus asiatischen und afrikanischen Einflüssen.
Am Puls der Zeit sind auch die Kreationen der Compagnie Française de l'Orient et de la Chine (CFOC), die asiatische Handwerkskunst mit zeitgenössischem Design vereint. Zum aktuellen Wunsch nach Individualität und Auflehnung gegen die zunehmende Digitalisierung gehört die Rückkehr zu altbewährten Trends und Werten: Aspekte, die ihr Comeback eigentlich schon längst gefeiert haben. Dementsprechend waren Terrazzo, Marmor und folkloristische Muster in zahlreichen Neuvorstellungen mit von der Partie.
Gestern, heute, morgen
Völlig gegensätzlich präsentierten sich die neuesten Tabelware-Kreationen des Designbüros der 2016 verstorbenen Architektin Zaha Hadid, das seine Arbeiten diesmal auf einem prominent platzierten Messestand in der zentralen Haupthalle der Maison & Objet präsentierte. Besonders beeindruckt haben die gedrehte Kristallschale Swirl und einige Stücke aus der Kollektion Cel, wie die Tassen und Untersetzer aus weißem und schwarzem Marmor. Auch die Gläserserie Pulse erinnert an Zaha Hadids Gespür für Innovation – und eben nicht das Schwelgen in der Vergangenheit.
Ob dieser Stil der nächste Trend der Tischkultur wird, bleibt allerdings abzuwarten. Die Pariser Haute-Gastronomie jedenfalls orientiert sich gerade wieder mehr in Richtung Tradition. So zählt zu den momentanen Hotspots der Stadt das neue Bistrot La Poule au Pot, das der angesagte Sterne-Koch Jean-François Piège mit rosa Tischdecken und Servietten aus Baumwolle eindeckte und in dem seine Köstlichkeiten auf dekorativen Silberwaren vom Flohmarkt und in gusseisernen Cocottes von Le Creuset serviert werden. Ergo: In der Tischkultur ist erlaubt, was gefällt – Hauptsache, die Gaumenfreuden kommen nicht zu kurz.