Matali Crasset
„Design ist Risiko. Nur wer sich etwas traut, kommt voran.“ Mit diesem Motto arbeitet Matali Crasset nun bereits seit 15 Jahren in der Design- und Kunstszene, sorgt für Aufsehen und beeindruckt mit unkonventionellen Entwürfen, die durch ihre offene Farbigkeit auffallen. Erst kürzlich zeichnete die Jury der Pariser Möbelmesse sie als Designerin des Jahres 2006 aus.
Haus der Sinne
Die Französin mit der für einen Märchenprinz typischen Pilzfrisur machte sich durch die Umsetzung radikaler Innovationen und flexibler Ideen als Designerin und Künstlerin einen Namen. Ihr Anliegen ist es althergebrachte Vorstellungen vom Wohnen aufzubrechen, um neue Formen für ein modernes Leben und dessen Bedürfnisse zu schaffen. Diese Thematik setzte sie in ihrem jüngsten Projekt, der Inneneinrichtung des Hi Hotel in Nizza um: Ein Raum sieht aus wie eine Terrasse, mit einer Toilette in der Gartenlaube. In anderen Räumen dient der Tisch als Bett und das Bett als Badewanne. Das Hotel mit der eher unauffälligen Straßenfassade überrascht in seinem Inneren als Haus mit ungewöhnlichen Interpretationen des Gewohnten., aber auch als Haus der Sinne aus Farben und Düften sowie Klängen des französischen Musikers Laurent Garnier.
Steckbrief
Das Fundament ihres vielseitigen Schaffens erhielt Matali Crasset durch ein Studium an der École Nationale Supérieure de Création Industrielle in Paris. Nach ihrem Abschluss 1991 arbeitete sie unter anderem im Mailänder Büro von Denis Santachiara, der mit seinem funktionalen Möbeldesign berühmt wurde. Danach war sie fünf Jahre im Team von Phillippe Starck in Paris für das Thomson-Multimediaprojekt verantwortlich. Zu ihren Entwürfen gehören neben einer Vielzahl von elektrischen Geräten für Lexon, Saba und Telefunken, auch Möbel für bekannte italienische Firmen wie Edra, Domodinamica oder des französischen Produzenten Domeau et Pérès. Vor 8 Jahren gründete sie ihr eigenes Büro in Paris. Seitdem erweiterte sie stets ihr Betätigungsfeld, das vom industriellen Design, Möbel- und Ausstellungsdesign über Innenarchitektur und Bühnenbildgestaltung bis hin zum Drehbuchschreiben reicht.
Experimentierfreude
Matali Crasset bricht gern mit Klischees. Ihr Design besticht durch Eigenwilligkeit, Radikalität, Innovation und bleibt dem so genannten „guten Geschmack“ absichtlich fern. Sie möchte demokratisches Design schaffen und nicht exquisite Produkte für eine Elite entwerfen. Ihre Designobjekte sollen sich den Bedürfnissen und Ansprüche der Menschen anpassen und nicht umgekehrt. Dabei orientiert sie sich an den modernen Lebensweisen, die sich von denen unserer Eltern merklich entfernt haben. Sie hinterfragt den Rahmen unseres heutigen Lebens, um mehr Raum zum Experimentieren sowie eine größere Beweglichkeit zu schaffen. So entwickelte sie in Zusammenarbeit mit verschiedenen Herstellern Reflexionen über häusliche Riten und die gleichzeitige Integration der Technik. Jedes Projekt von Matali Crasset zeichnet sich durch einen besonderen Ansatz aus.
Update - 3 Spaces in one
Für den Armaturenhersteller Dornbracht entwarf sie drei visionäre wie poetische Installationen zur Neu-Interpretation des Bades. Diese tragen den Titel: „Update – 3 Spaces in one“, und stellen das Bad nicht bloß als Raum der Reinigung sondern als ein Ort dar, der zur Erfrischung und Entspannung dient. Mit dem ersten Raum „Energizer“ lässt sie die Idee ein Lichtbad zu nehmen, Wirklichkeit werden. Zu dem Projekt finden Sie einen Artikel in der Rubrik Praxis. Im „Phytolab“ lädt sie zu einem Chlorophylbad im Gewächshaus ein. „Green Sofa“ trägt den Gedanken der Entwicklung eines lebenden Möbels, das der totalen Entspannung dienen soll.
Matali Crassets Werk bewegt sich meist zwischen Kunst und Design. So sind viele ihrer Projekte nicht nur in den Produktkatalogen bekannter Firmen, sondern auch in Galerien und Museen, wie dem Museum of Modern Art in New York oder im Centre de Pompidou in Paris zu bewundern. Und trotzdem bleibt sie stets ihrem Ziel treu. Die wichtigste und spannendste Aufgabe besteht für sie eben darin, das passende Umfeld für die sich ändernden Lebensweisen und Bedürfnisse des modernen Menschen zu gestalten.
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