Stories

Symphonien des humanoiden Lichts

Ein Trendbericht aus der Leuchtenindustrie

LEDs haben schon viel von uns abverlangt: Das Abschiednehmen von der geliebten Glühbirne. Das Gewöhnen an nie dagewesene Leuchtenformen, Lichtobjekte und atypische Materialien. Jetzt bringt die aktuelle LED Technik eine neue Aufgabe: Wir müssen lernen, über Licht zu sprechen. Denn künftig steuern wir Lichtfarben, Temperaturen, Intensitäten gemäß individuellem Wohlfühlfaktor.

von Kathrin Spohr, 16.12.2019

Das kleine Wort „genau“ sei heute zu einer Art Trendwort geworden, bemerkte Hans Buschfeld kürzlich, Gründer der Lichtmanufaktur Buschfeld. Wohingegen es früher im Alltag kaum vorgekommen sei. Die Beobachtung ist spannend. Denn im Zusammenhang mit Beleuchtung beschreibt „genau“ das, was aktuell sämtliche Entwicklungen im Bereich der Lichttechnik ausmachen.

LED-Licht lässt sich heute im Einklang mit persönlichen Wünschen oder entsprechend einer bestimmten Situation genauestens maßschneidern, präzise konfigurieren, exakt mixen, fein nuancieren. Nicht nur die visuellen Ansprüche, sondern auch die biologische und emotionale Wirkung von Beleuchtung wird zunehmend einbezogen. Das neue, hoch entwickelte LED-Universum ermöglicht diese Transformation zu mehr Funktionalität, Flexibilität und Komfort.

Der Mensch und seine individuellen Bedürfnisse stehen bei aktuellen Lichtplanungen immer mehr Zentrum – Human Centric Lighting (HCL) lautet damit das Schlagwort der Stunde. Das inspiriert Designer und Hersteller dazu, Potentiale im Umgang mit Licht weiter zu erforschen: Es entstehen teils bahnbrechende Innovationen, genauso wird Bekanntes neu überdacht, erweitert oder mit Updates versehen. Vor allem zelebriert der Umgang mit Licht eine neue Schönheit. Ein hartes „Spot an“ war gestern – sanfte und elegante Übergänge von Lichtfarben und -intensitäten schaffen ein neues, angenehmes Nutzererlebnis.

Cutting-Edge-Lichtinstrumente
Lichtqualitäten verbessern sich stets. Ausarbeitungen scheinen sich in Nanobereichen abzuspielen, über die man nur noch staunen kann. Natürliches Licht kann durch LEDs immer genauer nachgebildet werden. Hersteller wie Soraa in Kalifornien arbeiten an der perfekten Wiedergabe von Weiß und allen Farben des sichtbaren natürlichen Spektrums. Auch das Herausfiltern von Lichtfarben ist möglich: Soraa Healthy beispielsweise ist die weltweit erste LED-Lampe, die blau-frei ist. Biologisch gesehen ideal für die Beleuchtung am Abend, um nächtliche Erholung zu unterstützen.

Bei den neuen Sense System Spots der Lichtmanufaktur Buschfeld, bestückt mit Soraa-LEDs, kommen jetzt optional Diffusoren, magnetische Vorsatzfilter, Linsen und digitale Filter hinzu. So lassen sich beispielsweise Ausstrahlwinkel von engem zu flächigem oder blendfreiem Licht nuancieren. Eine einzige Leuchte ermöglicht es inzwischen, die gesamte Palette an Beleuchtungsbedürfnissen abzubilden: von der flächigen Arbeits- zur chilligen Wohnzimmerbeleuchtung bis hin zur punktuellen Bühnenbeleuchtung.

Maßgeschneiderte Flexibilität
Durch die kompakte Bauform der LEDs und ihre hohe Energieeffizienz werden die Leuchten zunehmend losgelöst von Kabelanschlüssen und damit portabel. Sie können nach Belieben drinnen und draußen genau dort platziert werden, wo man sie haben möchte – und müssen nicht da landen, wo gerade eine Steckdose ist. Tobias Grau mit Salt & Pepper und Parrot, Foscarini mit der Outdoorleuchte CRI CRI, Kartell mit Lantern oder Catellani & Smith mit Giulietta BE haben bereits Entwürfe vorgelegt, die zeigen, wie sinnvoll mobile Leuchten auch in Zeiten hybrider Raumnutzungen sind.

Für Settings, wo der Designstil der Lampe an die Raumatmosphäre ad hoc angepasst werden soll, hat Insta 2018 mit Plug & Light, der Lichtsteckdose, durch die Leuchten im Handumdrehen ausgetauscht werden können, eine weitere Marktlücke erschlossen. Zur Light & Building 2020 kommen neue Designs dazu.

Netzwerkfähige LEDs
Dynamisches Licht mit wechselnden Helligkeiten und Lichtfarben spielt im HCL eine große Rolle. Das macht vor allem mit netzwerkfähigen, smarten LED-Lampen Sinn, die mittlerweile komfortabel über Funk und Handy ansteuerbar sind und ohne komplexe KNX-Installationen auskommen. Jede einzelne Leuchte eines Raums lässt sich gezielt auswählen, Helligkeit und Farbe von überall verändern. Die digitalen Lichtköpfe der Leuchten lassen sich auch untereinander vernetzen, um Lichtszenen zu ermöglichen. Sie können sogar zusätzliche smarte Funktionen übernehmen: Informationen über Energieverbrauch speichern, weitergeben, etc.

Genau mein Licht
Tom Dixon wartet nun sogar mit einer eigenen LED mit „Hochleistungstechnologie“ auf: Ein maßgeschneidertes Tom-Dixon-LED-Treibermodul in Ringform. Es bietet vier wesentliche Vorteile: längere Lebensdauer, Energieeffizienz, verbesserte Leistung einschließlich Dimmbarkeit und Lichtsteuerung. Die spezielle Form der LED passt ideal, um bekannte Leuchten der Kollektion aufzurüsten und neue Ideen umzusetzen, wie etwa bei den aktuellen Hängeleuchten Opal und Melt.

Auch Foscarini hat kürzlich mit My Light eine neue Lichtsteuerung präsentiert, mit der sich Lichtintensität und Farbtemperatur ausgewählter Leuchten individuell adaptieren lassen. Natürliches Tageslicht wird bei der Standleuchte Twiggy simuliert und lässt sich gemäß persönlicher Präferenzen oder Situationen Zuhause oder Büro situativ anpassen. Zumtobel balanciert mit der neuen Büroleuchte Light Fields III diffuses und gerichtetes Licht sorgfältig aus. Als Pendelleuchte ermöglicht der anpassbare direkte und indirekte Lichtanteil eine freie Positionierung im Raum und sorgt für optimale Arbeitsplatzbeleuchtung ohne Blendung und Schatten. Ausgestattet mit der tunableWhite-Technologie – die variable Farbtemperatursteuerung von warm- zu kaltweißem Licht – berücksichtigt Light Fields III außerdem die biologische Wirksamkeit des Lichts und trägt zu Wohlbefinden und erhöhter Konzentration bei.

Das faszinierende ist: Obwohl Lichttechnik sich immer schneller entwickelt, elaborierter und komplexer wird, ist klar, dass sie den Menschen nahe bleibt, sich sogar mehr auf sie hinbewegt. Versprechungen des Fortschritts werden hier im Vergleich zu anderen Bereichen mehr als erfüllt, mit offensichtlichem Nutzen – emotional, funktional, biologisch.

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