28 Quadratmeter Berlin
Minimaler Schick auf minimaler Fläche: Diese Altbauwohnung in Berlin-Kreuzberg glänzt durch gute Organisation.
Weniger ist mehr: Wo sonst als in Berlin wird diese Weisheit – im Guten wie im Schlechten – auf die Spitze getrieben… Das Extreme ist Teil der Stadt. In Kreuzberg hat der Architekt Jan Rösler ein Paradebeispiel für minimalen Schick realisiert. Und dabei auch sein Können im behutsamen Umgang mit dem historischen Bestand einer Gründerzeit-Wohnung bewiesen.
Wie macht man aus einer kleinen Wohnung zwei noch kleinere, die trotzdem alles bieten, was ein Mensch zum Leben und Wohnen benötigt? Für den Planer bedeutet das, Raumzonen zu schaffen, die flexibel nutzbar sind und im Idealfall mehrere Funktionen gleichzeitig erfüllen können. Der Berliner Architekt Jan Rösler hat genau das mit seinem Mini-Apartment geschafft.
Raumtrenner Schrankwand
Bei der Sanierung einer Wohnung in einem wilhelminischen Altbau in Berlin-Kreuzberg entschied sich der Bauherr, den Bestandsgrundriss zu halbieren. Die eine Hälfte, mit einer Gesamtfläche von gerade einmal 28 Quadratmetern, wurde von Jan Rösler in ein Mini-Apartment umgewandelt. Neben einem Wohnbereich, in dem sich eine mobile Kücheneinheit befindet, gibt es noch ein Schlaf- und ein Badezimmer sowie einen Eingangs- und Ankleideraum. Als Trennwand zwischen den einzelnen Flächen dient ein Kleiderschrank, der gleichzeitig auch Speisekammer und Stauraum für Staubsauger und Bügelbrett ist: Viel mehr hätte hier auch nicht reingepasst!
Vielseitige Möbel, vielseitiger Architekt
Die raumhohe Schrankwand und das mobile Küchenobjekt erzeugen flexibel bespielbare Zonen und überlassen es dem Bewohner, wie er das Mini-Apartment bewohnt und welche Funktionen wo untergebracht werden. So kann das Kochelement, das frei an der Wand steht, durch Umklappen seines Deckels zum Sideboard umgewandelt werden: Küche und Wohnzimmer in einem Objekt. Alle Einbaumöbel wurden von Jan Rösler selbst entworfen und produziert: Auch darin zeigt sich das moderne Selbstverständnis des ausführenden Architekten, der sein Tätigkeitsfeld nicht auf das des Planers beschränkt sieht.
Geklinkertes Toilettenerlebnis
Bei der Sanierung des Bestands und der Neueinrichtung ließ der Berliner Gestalter Vorsicht walten. Einige der Wände baute Jan Rösler bis auf den alten Klinker, andere bis auf frühere Farbschichten zurück: Beim ehemaligen Durchgang wird so der steinerne Rundbogen zum Rahmen für ein ganz besonderes Toilettenerlebnis. Die unmittelbar anschließende, zum Raum hin offene und bodentiefe Dusche bildet mit ihrer vollflächigen, grau-grünen Mosaikstein-Tapete einen modernen Kontrast dazu: eine wunderbar funktionierende Symbiose aus alt und neu. Ansonsten nehmen sich die Oberflächen wohltuend zurück: Die neu gebauten Wände und Einbaumöbel sind in Weiß gehalten, und der Boden wurde in einem dunkelgrauen Zementestrich ausgeführt, was dem Apartment eine warme und wohnliche Note verleiht.
FOTOGRAFIE Simon Menges
Simon Menges
Wilkhahn
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