Altbau und Alles auf Anfang!
Fala Atelier hat in Lissabon eine Wohnung aus der Jahrhundertwende in ein kontemporäres Interior verwandelt.
Das Architekturstudio Fala Atelier hat in Lissabon eine Wohnung aus der Jahrhundertwende entkernt und in ein kontemporäres Interior verwandelt. Der gestalterische Clou: ein in die Mitte des Grundrisses gesetztes halbrundes Raumelement, das drei Badezimmer birgt und die Wohnung geschickt in zwei Funktionszonen teilt.
Vor der Tür tobt das Leben: Zwischen der charmanten Altstadt (Bairro Alto) und der zentralen Unterstadt (Baixa) gelegen, befinden sich im Lissaboner Stadtteil Chiado viele nette Läden, Restaurants und Cafés. Das Viertel war bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts Treffpunkt von Intellektuellen, Künstlern und Literaten. Vor dem Café A Brasileira beispielsweise saß der portugiesische Schriftsteller Fernando Pessoa als Stammgast und frönte dem Müßiggang. Mitten im kreativen Getümmel befindet sich die 120 Quadratmeter große Wohnung, die das in Porto ansässige Architekturstudio Fala Atelier umgebaut hat. Die Bauherrin: Grace Yacoub, die in Dubai die Marken-Agentur Zama Brand Design betreibt.
Clever planen
Es handelt sich um in einen Altbau mit architektonischen, für die Häuser im Viertel typischen Elementen: hohe Räume, dekorative Stuckdecken, innenliegende Fensterklappen aus Holz. Die eigentliche Herausforderung für die Architekten waren die zahlreichen, nachträglich vorgenommenen baulichen Änderungen. Sie wurden entfernt, und der ursprüngliche Grundriss der Wohnung kam zum Vorschein. Eine Hälfte des Grundrisses, rechts vom Eingang, wurde beibehalten: Hier befinden sich drei nebeneinanderliegende Schlafzimmer, wovon zwei über ein Ensuite-Bad verfügen. Womit wir auch gleich beim gestalterischen Clou der Wohnung wären: einem eingeschobenen Raumelement, das den Grundriss in eine private sowie in eine öffentliche Zone unterteilt. Dieser ganz in weiß gehaltene, dreidimensionale Raumteiler birgt die zwei Ensuite-Badezimmer sowie ein weiteres Bad, das vom Wohnbereich zugänglich ist.
Auf dem Boden bleiben
Die Wohnzone wurde von den Architekten komplett neu gestaltet. Ursprünglich aus mehreren kleinen Räume bestehend, ist nun ein einziger Raum entstanden. Hier sind die Küche, der Essbereich und das Wohnzimmer angeordnet. Eine Trennung der Bereiche findet nicht über klassische Wände, sondern durch die unterschiedliche Gestaltung der Böden statt. Während der Küchenfußboden mit Fliesen in einem auffälligen, dreidimensionalen Muster in Blau-Weiß ausgelegt ist, geben im Wohnzimmer Holzdielen viel Wärme ab. Der zwischen diesen Zonen befindliche Essbereich ist überraschenderweise leicht angehoben und mit grauem Estrich versehen.
In der Küche wohnen
Die Küche besteht im Wesentlichen aus einer schwarzen Schrankzeile, die äußerst minimalistisch wirkt. Auf der gegenüberliegenden Seite ist ein raumhoher weißer Schrank eingepasst, der viel Stauraum bietet. Über der Küchenzeile angeordnete Regale und eine Abzugshaube in Weiß ergänzen das Küchenensemble, dessen reduzierte Form- und Farbpalette durch den Fliesenfußboden belebt wird. Ausgewählte Accessoires – Espressokocher, Kerzenhalter und Tableware von Alessi und Muuto – vervollständigen das durchdachte Ganze.
Atmen können
Die Wohnung wirkt als großzügiger Weißraum beinahe karg. Akzente setzen die verspielten Stuckaturen sowie die verschiedenen Fußbodenbeläge, wobei sich insbesondere die wunderbaren portugiesischen Fliesen in der Küche hervorheben. Und auch die neuen, hohen Türen und schlichten Fensterklappen aus Holz, die in drei verschiedenen Blautönen leuchten. Schön ist die äußerst sparsame Möblierung der Wohnung mit Designklassikern, Vintage-Objekten, Teppichen, Antiquitäten und Kunstwerken. Sie lassen dem Raum viel Luft zum Atmen. Das halbrund geformte Raumelement lenkt den Besucher vom Entree geschickt in den Wohnbereich. Und bringt gleichzeitig Dynamik und einen Schuss Modernität in die klassische Architektur der Jahrhundertwende.
FOTOGRAFIE Fernando Guerra
Fernando Guerra