Asphalt Jungle
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Wo kann der Gast auf einem Zebrastreifen Platz nehmen, gleichzeitig an einem Latte macciato schlürfen und einen köstlichen Buttermilch-Pancake probieren – und das alles, ohne überfahren zu werden? Ein Café in einer ruhigen Wohngegend im japanischen Numazushi macht es möglich. Die Mitarbeiter von Suppose Design Office haben den Außenraum des Cafés kurzerhand in den Innenraum transferiert und rufen durch diesen gestalterischen Kniff erst einmal ungläubiges Staunen hervor.
Der Gast wähnt sich nämlich eher auf der Straße als im Interieur eines Cafés. Denn das herausragende Merkmal des Innenraums ist – erstaunlicherweise – die Gestaltung des Fußbodens.
Innen oder Außen?
Im Innenraum wurde veritabler Asphalt als Fußbodenbelag verwendet und so verschwimmt die Grenze zwischen Innen und Außen. Selbst die Fahrbahnmarkierungen – Zebrastreifen und Richtungspfeiler – machen keinen Halt vor den gläsernen Türen des Cafés. Werden diese zur Seite geschoben, ist der Aha-Effekt noch größer, dehnt sich das Interior doch nahtlos bis in den Außenraum aus: Hier stehen dieselben Bänke, Stühle und Tische aus hellem Holz.
Die Fahrschule stand Pate
Die Idee zu dieser spektakulären, in der Umsetzung jedoch recht einfachen Idee kam den Mitarbeitern von Suppose Design Office durch das Betrachten der Umgebung des Cafés. So befindet sich in der Nachbarschaft neben einer Straße auch ein Parkplatz sowie eine Fahrschule. Was also lag da näher als das Thema Auto und Straße in das Designkonzept zu integrieren?
Assoziationsketten
Und so gibt die Fahrschule mit ihren leuchtenden Fahnenstangen als Fahrbahnmarkierung das Vorbild ab für die auffällige Verwendung der Farbe Gelb. Diese taucht nicht nur als Streifen an Fensterrahmen, Stühlen und Tresen auf, sondern findet sich ebenso auf den Lederpolstern der rollbaren Sessel im Inneren wieder. Die Sessel stammen ebenfalls aus der kreativen Feder von Suppose Design Office, wobei alte Autositze recycelt und weiterverwendet wurden. Die ansonsten spartanische Einrichtung mit aus simplen Holzlatten gefertigten Bänken, Stühlen und Tischen erinnert an die Bänke einer Bushaltestelle und diese Assoziation ist gewollt.
Open Space
Durch die bodentiefen Fensterbänder ist der Raum lichtdurchflutet. Diese luftige Anmutung wird unterstützt durch die sparsame Möblierung und die Verwendung nur weniger Dekorationsobjekte wie die in Terrakottakübel gepflanzten Bambusbäumchen oder die in Schilfgrün gestrichenen Wände. Diese nehmen die Farbe des zweistöckigen, unspektakulären Wohnhauses auf, in dessen Erdgeschoss das Café in einem langgestreckten Raum von knapp 74 Quadratmeter Grundfläche untergebracht ist. Vor dem Umbau befand sich hier eine Izakaya – so nennt man einen typischen japanischen Gastronomiebetrieb. Dessen ursprünglich auf zwei Räume verteilte Fläche wurde durch das Herausreißen einer Trennwand in einen Open Space verwandelt. Manchmal haben die einfachen Dinge eben doch die größte Wirkung.
FOTOGRAFIE Toshiyuki Yano
Toshiyuki Yano
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