Authentisch Arbeiten – Der Tisch als Werkbank
80 Prozent Raum und 20 Prozent Möbel: Der Kölner Firmensitz der Berner Group besticht durch Offenheit und ehrliche Materialien.
Partner: planmöbel
Wie entwirft man Arbeitsplätze für ein Unternehmen, das als kleine Schraubenhandlung begann und mittlerweile 9.000 Mitarbeiter beschäftigt? Ganz klar, man baut ein Büro voller Werkstattreferenzen und einem authentischen Industrie-Chic, in dem sogar der Tisch als zeitgemäße Werkbank verstanden werden kann.
Die Berner Group handelt europaweit mit Werkzeugen und Materialien. Für ihren Kölner Bürostandort wünschte sich die Unternehmensgruppe eine individuelle Arbeitswelt: Die Innenarchitekten von hell und freundlich griffen dafür zu radikalen Mitteln.
Hell und freundlich
Inmitten des Rheinauhafens steht der Gebäudesolitär Kontor 19: In dem modernen Bürobau befinden sich auf zwei Etagen mit insgesamt 1.500 Quadratmetern Fläche die neu geschaffenen Arbeitsplätze der Firma, die mit Befestigungs- und Montagetechnik handelt und es innerhalb von wenigen Jahrzehnten vom lokalen Keller- zum weltweit agierenden Großunternehmen geschafft hat. Um den Firmensitz an die Wünsche des Bauherren anzupassen, ließen die Planer die Geschosse radikal entkernen. „80 Prozent Raum und 20 Prozent Möbel“, beschreiben hell und freundlich das Mischungsverhältnis ihres Flächenrezeptes. „Viele Büroeinrichtungen konzentrieren sich nach unserer Einschätzung zu stark auf das Thema Möbel.“ Daher griffen sie als Raum gliedernde Maßnahme auf Glastrennwände zurück, die von schlanken Metallprofilen gerahmt werden – einer hauseigenen Befestigungstechnik, die gleichzeitig an klassische Stahlfenster der Industriearchitektur erinnert. Durch die transparenten Wände ergeben sich spannende Blickbezüge zwischen den einzelnen Funktionsbereichen, die zwar akustisch, aber nicht visuell voneinander getrennt sind.
Echt und ehrlich
Die Geschichte des Bauherren diente auch bei den weiteren Gestaltungsbereichen als Inspirationsquelle: hell und freundlich griffen fast ausschließlich auf authentische Oberflächen und Produkte zurück und ließen viele der verbauten Lösungen eigens für das Projekt anfertigen. So seilt sich die Arbeitsplatzleuchte Drumlight01 über den Tischen an Ketten ab – und in der Kaffeeküche laden Werkbankhocker zum kurzen Verweilen ein. Dabei hebt das konsequent durchgezogene Farbkonzept aus Schwarz, Weiß und Naturtönen die Geradlinigkeit des Entwurfs hervor und verzichtet auf laute Akzente. Und auch bei der Materialwahl stehen Echtheit und Ehrlichkeit im Fokus: Brünierter Schwarzstahl trifft auf Eiche, Glas, Leder und Beton, die Böden sind mit Eichenparkett belegt.
Raw und dynamisch
Bei den Arbeitsplätzen setzen die Gestalter auf das modulare Möbelsystem unit von planmöbel, das vom Berliner Architekturbüro Kinzo gestaltet wurde. Mit seiner markanten Y-förmigen Unterkonstruktion, die an alte Werkbänke erinnert, war das Tischsystem von Anfang an erste Wahl des Planungsteams von hell und freundlich. Auch die Details der Konstruktion von unit wie die sauber gestalteten Verbindungen und die Kanteneinfassung aus Aluminium machen das Produkt zum perfekten Partner der gestalterischen Vision. In der Ausführungsvariante raw, bei der die Aluminiumelemente farblos pulverbeschichtet sind, sowie durch die Wahl eines Echtholzfurniers wird diese gedankliche Komplizenschaft noch verstärkt.
Auch strukturell fügt sich das Arbeitsplatzsystem von planmöbel perfekt in die Ausstattung ein: Die Architekten platzieren es als kleinere oder größere Tischensemble, um so auf die unterschiedlichen Anforderungen innerhalb der Arbeitsabläufe einzugehen. Durch die dynamische Höhenverstellung kann ein Sitzarbeitsplatz zu einem Stehtisch oder ein Einzelarbeitsplatz zu einem kommunikativen Tischverbund kombiniert werden. Abgeschlossen wird das gelungene Bürokonzept von einem personifizierten Caddy sowie Schreibtischauflagen aus Leder, in die die Initialen der Mitarbeiter eingeprägt sind. Mit den Büroräumen ist den Kölner Architekten von Hell und Freundlich eine perfekte Symbiose aus gebauter Unternehmensidentität, guter Gestaltung und einem modernen Arbeitsplatzkonzept gelungen. Und damit eine authentische und zeitgemäße Innenarchitektur, die ihresgleichen sucht.
FOTOGRAFIE hell und freundlich / Lukas Palik Fotografie
hell und freundlich / Lukas Palik Fotografie
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