Barock und Petticoat
Der frühere Eingangsbereich der Pinacoteca di Brera ist ein Café geworden.
Partner: Pedrali
Durchgänge haben Potential für mehr! Eine verblüffende Verwandlung hat der frühere Eingangsbereich der Pinacoteca di Brera in Mailand erlebt: Er wurde als Caffè Fernanda eröffnet, wo Grandezza und Lässigkeit Hand in Hand gehen. Der Name ist eine Referenz an Fernanda Wittgens, die erste weibliche Museumsdirektorin Italiens.
Wenn man den großen Hof mit seinen umlaufenden Säulengängen betritt, herrscht stets Gewusel. Die Studenten der Accademia di Belle Arti laufen mit Mappen umher. Dazwischen die Besucher, die in Mailands ältestem Museum die Meisterwerke von Tiziano, Caravaggio oder Piero della Francesca bestaunen wollen. Ein historischer Ort, gewiss. Und doch kein Treffpunkt, an dem man sich hinsetzen oder einen Kaffee trinken konnte – es sei denn man war gewillt, einen der vielen Getränkeautomaten mit Münzen zu füttern, die auf den schummrigen Gängen im Inneren der Kunstakademie bis heute stehen.
Drinnen und Draußen
Der neue Anziehungspunkt liegt eine Etage weiter oben. Zuerst muss die große Freitreppe erklommen werden, die von der Kunstakademie im Erdgeschoss auf die Ebene der Pinacoteca hinaufführt. Unter den Kolonnaden in der nordöstlichen Ecke des Hofes stehen Tische und Stühle. Sie sind alle voll besetzt an diesem Februar-Samstag mit ungewohnt frühlingshaften Temperaturen. Der möblierte Außenbereich gehört zum neuen Caffè Fernanda, das die frühere Eingangshalle des Museums in einen Ort zum Verweilen verwandelt hat.
Ritt durch die Zeit
Die Inneneinrichtung des 140 Quadratmeter großen Cafés oblag dem jungen Mailänder Architekturbüro rgastudio, das stilistisch an die Fünfzigerjahre-Architektur der Ausstellungsräume anknüpft, die nach einer dreijährigen Umbauphase ebenso in neuem Glanz erstrahlen. Der im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigte Barockbau ist im Jahr 1950 wiedereröffnet worden. Die Renovierung steuerte damals der große Mailänder Architekt Piero Portaluppi, der unter anderem auch die berühmte Villa Necchi Campilio gestaltet hat.
Von ihm stammen die pfirsichfarbenen Marmorböden und die breiten Türrahmen aus rotem Lepanto-Stein, die auch im neuen Café zu bestaunen sind. Das Interieur von rgastudio schließt an die warmen Farben mit einer großen Bar mit abgerundeten Ecken an. Ihre Front ist mit Rippen aus Canaletto-Nussbaumholz verkleidet, die unweigerlich in die Ära der Petticoats entführen. Die Ablage des Bartresens ist ebenso aus Messing gefertigt wie das dahinter aufragende Getränkeregal.
Eleganter Auftritt
Das warm schimmernde Metall wird von der Möblierung aufgegriffen, die sowohl im Innen- als auch im Außenbereich des Cafés von Pedrali stammt. Der Sessel Jazz (Design: Pedrali R&D) kombiniert einen messingfarbenen Stahlrahmen mit rosafarbenen Bezügen. Entlang der Fensterfront reiht sich die Polsterbank Modus (Design: Pedrali R&D). Die Tische Inox Round und Inox Square (Design: Pedrali R&D) warten ebenso mit Messingfüßen auf und werden von den Holzstühlen Nym und Nemea (entworfen von CMP Design) in zeitlos-klarem Schwarz umringt. Im Außenbereich kommen Tische und Stühle aus der Nolita-Kollektion (entworfen von CMP Design) zum Einsatz, die in hellem Blau und Grau gehalten sind.
Liaison aus Architektur, Design und Kunst
Die Wiederöffnung des Museums im Jahr 1950 ist maßgeblich von Fernanda Wittgens vorangetrieben worden, der ersten weiblichen Museumsdirektorin Italiens. Die Namenspatronin des neuen Cafés ist gleich zweimal im Raum vertreten: Auf einem Gemälde von Attilio Rossi und einer Büste von Marino Marini. Zwei weitere Kunstwerke ziehen die Blicke auf sich: Über der Bar das großformatige Gemälde La Conversione del Duca d’Aquitania (1619) von Pietro Damini und das vier Meter hohe Marmorrelief Die Drei Grazien (1842) von Bertel Thorvaldsen. Und so greifen Architektur, Design und Kunst an diesem Ort mühelos ineinander, der schon wenige Wochen nach seiner Eröffnung zu dem geworden ist, was hier immer gefehlt hat: ein Treffpunkt inmitten der Pinacoteca.
FOTOGRAFIE Michele Nastasi
Michele Nastasi