Beton – Bau – Kasten
Adn Architects haben zwei Metallkuben in ein Loft gesetzt und die Wohnfläche geschickt vergrößert.

Adn Architects aus Brüssel wissen, wie man Raum und Räume schafft. Zwei metallene Kuben haben sie in einen sehr hohen Raum mit offengelegter Betondecke geschoben. Weil es deshalb nun zwei Wohnebenen gibt, dürfen sich die Bewohner freuen über ein industriell anmutendes Loft, das auf 96 Quadratmetern ein wahres Platzwunder ist.
Die Wohnung im Zentrum von Brüssel misst zwar nur knapp 100 Quadratmeter. Doch ein gestalterischer Schachzug verteilt die Räume geschickt auf zwei Ebenen. Ursprünglich einfach nur ein rechteckiger großer Raum, bot die immense Deckenhöhe den Architekten die Möglichkeit zur Raumerweiterung nach oben. Während sich der eigentliche Wohnbereich im Erdgeschoss befindet, schaffen zwei Metallkuben Platz für private Räume wie Badezimmer, Büro und Schlafzimmer.
Spiel der Kontraste
Das Apartment, das von einem Ehepaar bewohnt wird, wirkt geradlinig und aufgeräumt. Das liegt vor allem an der Farbgebung: Strahlend Weiß sind die Wände, der Fußboden aus Polyurethan, die Metallkuben und ein Teil der Möbel, von denen es nur wenige gibt. Die Architekten brechen das rein weiße Interior mit gezielten schwarzen Kontrasten: hier ein schwarzer Sessel, dort ein schwarzes Sofa oder eine schwarze Küchenarbeitsplatte. Zum visuell zurückhaltenden Schwarz-Weiß gesellen sich einige Möbelstücke aus hellem Naturholz: der rechteckige Esstisch und die Sitzklassiker Plastic Side Chairs von Charles und Ray Eames mit weißer Sitzschale und einem Ahorngestell (Vitra). Von den Architekten entworfene und maßgefertigte Möbelelemente aus MDF – Einbauschränke, Küchenzeile und Bibliothek – unterteilen das offen gehaltene Erdgeschoss in drei Funktionszonen: Wohnen, Essen, Kochen. Die weiße Küchenzeile erstreckt sich über einen Teil der Längswand, von wo viel Licht durch große Fenster fällt. Eine zweite Lichtquelle befindet sich an der Schmalseite des Apartments: Der Loungebereich mit Sofas und Sesseln wird von bodentiefen Fenstern erhellt, über die man den Balkon erreicht.
Baden im Kubus
Im Unterschied zum Wohn-, Küchen- und Essbereich im offen gestalteten Erdgeschoss bergen die eingeschobenen Kuben Privaträume wie Badezimmer, ein Büro und ein Schlafzimmer. Sie wurden so im Raum positioniert, dass sie an die bereits vorhandenen Technikschächte angeschlossen werden konnten. In den Kuben also steht das private Wohnen im Fokus, weshalb die Räume mit Türen verschlossen werden können und sie nicht direkt einsehbar sind. Im unteren Teil der Kuben sind die Badezimmer untergebracht. Während das gegenüber der Küchenzeile angelegte Bad mit WC und Waschtisch nur wenig Raum beansprucht und von einem Haushaltsraum flankiert wird, ist das Badezimmer im gegenüberliegenden Kubus großzügiger bemessen. Eine ovale, freistehende weiße Badewanne ist einer rechtwinkeligen Regendusche mit Glasabtrennung gegenübergestellt, während raumhohe Milchglasfenster für die nötige Privatheit sorgen.
Eine elegant-fragile Treppe führt in die oberen, sehr kleinen Räume. Winzige kreisrunde Perforierungen in den Metallwänden im Büro und im Schlafzimmer – die beide äußerst sparsam möbliert sind – sorgen für verschwommene Ausblicke und bieten zugleich Schutz vor unerwünschten Einblicken.
Ein lichter, weiter Raum
Die Architekten haben das Apartment zweigeteilt: in einen öffentlichen und einen privaten Bereich. Durch den Einschub der Metallkuben ist nicht nur zusätzlicher Wohnraum entstanden. Sie zonieren den großen Raum angenehm. Adn Architects haben mit wenigen gestalterischen Mitteln eine Weitläufigkeit geschaffen, die das Apartment größer wirken lässt als es eigentlich ist: durch gerade Linien und den Einsatz weniger Farben, Materialien, Möbel und Raumelemente. Und auch wenn das Interior durch das allumfassende Weiß und das Verstecken alltäglicher Dinge hinter Einbauschränken auf manch einen geradezu klinisch wirken mag. Es gibt ästhetische Störungen, die diese zen-artige Strenge durchbrechen: die Unebenheiten der weiß getünchten alten Steinmauern und die raue, unverputzte Betondecke mit den schweren, betonummantelten Stahlträgern. Diese visuellen Kontrapunkte sind auch eine Reminiszenz an die industrielle Vergangenheit des Hauses.
FOTOGRAFIE Filip Dujardin
Filip Dujardin
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