Budapester Box
Wie aus einer Miniwohnung ein charmantes Feriendomizil wird.
In Budapest hat das Designbüro Position Collective aus einer Miniwohnung ein charmantes Feriendomizil gemacht. Die gestalterischen Zutaten: ein maßgefertigtes Möbelelement mit Bett und Stauraum, eine überraschende Multifunktionswand und schöne Designaccessoires.
Man mag von Airbnb halten, was man will: Manchmal bringen neue touristische Unterbringungsmöglichkeiten auch ganz neue Formen von Architektur und Interiordesign hervor. Das zeigt dieses Beispiel aus der ungarischen Metropole, das man auf der amerikanischen Online-Plattform buchen kann.
30 Quadratmeter Ferien
Eigentlich wollten die Bewohner das nur dreißig Quadratmeter große Apartment als Erweiterung der eigenen Wohnung nebenan nutzen. Doch schnell entstand die Idee, daraus eine Ferienwohnung für zwei Personen zu machen, denn der Airbnb-Markt boomt auch in Budapest. Zwar hatten die Bauherren nur ein kleines Budget, doch glücklicherweise einen hohen Designanspruch. Das Konzept: eine Wohnung zu gestalten, in der sich zwei Personen wohlfühlen und in der sie alles finden, was man für einen Kurzaufenthalt in der Stadt an der Donau braucht.
Rechtwinklig, praktisch, gut
Die Wohnung verfügt über einen klar strukturierten, rechtwinkligen Grundriss. Ein großes Fenster und eine Balkontür bringen viel Licht ins Innere und erweitern die Wohnung optisch. Links vom Eingangsbereich angeordnet ist das Badezimmer mit ebenerdiger Dusche, WC und Waschbecken. Weiße Fliesen auf dem Boden und an der Decke sowie ein großes, satiniertes Glasfenster zum Wohnraum – hier befand sich ursprünglich die Badezimmertür – lassen den Raum größer wirken als er eigentlich ist. Stauraum bieten ein raumhohes Regal und der Waschtisch, während die Heizung auch als Handtuchhalter dient.
Aufgetürmt
Vom schmalen Flur öffnet sich der Wohnraum in Richtung Balkon. Die Designer von Position Collective haben sich mit einem maßgefertigten Element eine clevere Möglichkeit ausgedacht, Doppelbett, Stauraum und Küchenunterschränke auf kleinstem Raum unterzubringen. Ihre Idee: in die Höhe zu bauen und damit den Raum sinnvoll zu strukturieren – mit drei Modulen in den Maßen 60x60x90 Zentimeter. So erklimmt man das Bett über mehrere Stufen, unter denen sich praktischer Stauraum verbirgt, während sich auf der anderen Seite die Küche in Form von Unterschränken und einer Arbeitsplatte anschließt. Optisch getrennt werden Schlaf- und Küchenbereich durch ein bis zur Decke gespanntes weißes Netz, das etwas Spielerisches ins Interior bringt.
Löcher in der Wand
Während das Raumelement aus Sperrholz besteht, ist die angrenzende Küchenzeile mit Spülbecken und Armatur ganz in Weiß gehalten. Ein runder Tisch mit Plastic Side Chairs von Vitra, ebenfalls in Weiß, ergänzt das luftige Ensemble. Ebenso wie eine mintfarbige Garderobe, die als einfache Rohrkonstruktion von der Decke hängt. Auf einen Kleiderschrank haben die Designer verzichtet, um Raum zu sparen. Sehr überraschend und liebevoll gedacht ist die Idee der Designer, als Rückwand von Schlaf- und Küchenzone ein raumhohes Element aus Sperrholz zu installieren. In die gleichmäßig über die Wand verteilten Löcher können ruckzuck Regale eingehängt und wieder verschoben werden – je nachdem, wann und wo man sie gerade braucht.
Es sind diese maßgefertigten Designfeatures, die das Interior der Wohnung herausheben aus dem Airbnb-Mietwohnungsallerlei. Sie kosten nicht viel und sind doch individuell und charmant. Das maßgefertigte Einbauelement mit Bett und Stauraum fungiert in dem kleinen Apartment als praktischer Raum-in-Raum, der ergänzt wird von einer überraschenden Multifunktionswand. Die hat ebenso etwas Spielerisches wie das Netz, das den Raum zoniert und Deckenzipfel vom Spülbecken fernhält. Wer will da eigentlich noch raus und die Stadt erkunden mit ihren Jugendstilbauten, heißen Quellen und Kaffeehäusern?
FOTOGRAFIE Balázs Glódi
Balázs Glódi