Die Kühl-Keller-Kammer-Kombi
Optimale Lagerung und keine Verschwendung: der Speiseschrank Hanako von Anna-Lena Wolfrum.

Kartoffeln in den Keller, Tomaten in die Kammer: Anna-Lena Wolfrum zeigt im Oktober in der German Design Graduates-Ausstellung den Speiseschrank Hanako, der optimale Lagerbedingungen für viele Lebensmittel bieten und so Verschwendung verhindern soll.
Wer weiß denn noch, dass Karotten sich besonders lange halten, wenn sie in Sand eingegraben im dunklen Keller lagern? Auch Kartoffeln und Äpfel mögen es dunkel, kühl und vor allem trocken. Was in der Generation unserer Großeltern überlebenswichtiges Alltagswissen war, müssen uns heute Foodblogs neu beibringen. Doch wir scheitern schnell an den begrenzten Möglichkeiten unserer Neubauwohnungen, die nur Kühlschrank- oder Zimmerklima bieten. Dabei ist falsche Lagerung einer der Hauptgründe, warum wir so viel wegwerfen – weiß Designerin Anna-Lena Wolfrum aus Berlin, die sich für ihre Bachelorarbeit in Produktdesign mit dem Thema Lebensmittelverschwendung beschäftigt hat. Das Ergebnis ihrer Recherche: das Konzept für den Speiseschrank Hanako, mit dem sie Anfang des Jahres ihr Studium an der Fachhochschule Potsdam abgeschlossen hat.
„Als ich nach Lösungsansätzen geforscht habe, stellte sich der Ort der Zubereitung – die Küche – für mich als am spannendsten heraus“, sagt die 26-jährige. Der Speiseschrank, ein neuartiger Hybrid aus Möbel und Gerät, schafft Stauraum mit unterschiedlichen Klimazonen, damit möglichst viele verschiedene Lebensmittel in der Küche optimal gelagert werden können und sich länger halten. Für kälteempfindliches Obst gibt es beispielsweise ein „Speisekammer“-Modul, das „Keller“-Modul eignet sich für Wurzel- und Knollengemüse, Milch- und Fleischprodukte bleiben bei 3 bis 6 Grad im Kühlmodul frisch.
Anna-Lena Wolfrum hat sich jedoch nicht nur mit den Lagerbedingungen beschäftigt. „Die Geschichte der Küche war ebenfalls bedeutsam für das Projekt“, sagt sie. Denn daran zeige sich, dass Gestaltung gesellschaftlich formend sein könne. „Bekannte Beispiele sind die Frankfurter Küche oder die Einführung der Tiefkühltruhe, die Fertigprodukte und wachsende Entfremdung von frischen Lebensmitteln mit sich brachte.“ Otl Aichers Konzept der Küche als Werkstatt und die Funktionalität von gastronomischen Küchen haben ihre Arbeit ebenfalls beeinflusst. „Mein Anspruch war, einen zentralen Ort in der Küche zu gestalten, in dem alle Lebensmittel ihren Platz finden und der sich fließend in den Zubereitungsprozess integriert.“
Wolfrum nimmt mit Hanako an der Absolventenausstellung German Design Graduates im Oktober in Berlin teil und zeigt dort den Prototyp des Speiseschranks. Da noch viel Entwicklungsarbeit nötig wäre, um das Konzept in ein funktionierendes Gerät zu verwandeln, hofft sie, so Produzenten darauf aufmerksam zu machen. „Ich finde es super, dass es diese Plattform nun gibt und sehe sie als gute Gelegenheit, mit meiner Arbeit nach außen zu treten.“
FOTOGRAFIE Lea Bräuer
Lea Bräuer
German Design Graduates
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