Ein wenig Skandinavien mitten in Madrid
Madrid, Paseo de la Castellana 35. An einer viel befahrenen Hauptstraße in Spaniens Hauptstadt liegt ein kleiner Garten und darin eine hölzerne Tür. Dahinter verbirgt sich die Brasserie Luzi Bombón. Der Weg durch den Garten lohnt sich, denn in diesem Restaurant gibt es nicht nur frisch am eigenen Grill zubereitetes Fleisch mit unterschiedlichen Beilagen zu kosten – die Innendesignerin Sandra Tarruella hat mit ihrem Team für ein Interieur gesorgt, das verschiedene Sitzgelegenheiten geschickt in einem weitläufigen Raum zusammenfasst.
Tarruella ist keine Unbekannte im Bereich des Restaurantdesigns, ist sie doch die Tochter von Rosa Maria Esteva und Tomas Tarruella, den Besitzern der in Barcelona ansässigen Tragaluz-Gruppe. Zu dieser gehören über zwanzig Restaurants und Hotels in ganz Spanien, denen Tarruella bereits früher ihren gestalterischen Stempel aufgedrückt hat. Dabei hegt sie eine Vorliebe für warme Materialien wie Holz und Stoff sowie gedeckte Farben. Die Designerin schafft Räume mit ganz unterschiedlichen Aufenthaltsqualitäten: für den schnelle Lunch in der Mitagspause, den gemütlichen Kaffee-Plausch am Nachmittag oder das elegante Dinner.
Mediterrane Küche
Nach dem Erfolg des ersten Restaurants der Unternehmensgruppe in Madrid, Bar Tómate, wagt man mit Luzi Bombón nun den zweiten Schritt, um die gastronomische Hauptstadtszene aufzumischen. Frühstück, Lunch und Dinner gibt es hier, und zwischendurch werden Kleinigkeiten serviert. Zu den kulinarischen, von der mediterranen Küche inspirierten Köstlichkeiten gehören Anchovis mit Brot und Tomaten ebenso wie frittierte Artischocken oder Thunfisch-Tartar mit Guacamole. Solch ein Abendessen schlägt mit etwa 40 Euro pro Person zu Buche. Nach dem Dinner locken an der Bar dann Cocktails wie die Eigenkreationen Bloody Bombón oder Pisco Luzi, während der DJ die ersten Scheiben auflegt.
Sitzgelegenheiten
Das Restaurant Luzi Bombón erstreckt sich über zwei Ebenen, die mit einigen Stufen verbunden sind. Mittelpunkt der Raumkomposition ist die Austernbar, um die herum sich die verschiedenen Aufenthaltsbereiche gruppieren. Auffällig sind die vielen unterschiedlichen Sitzgelegenheiten, die Tarruella entworfen hat. Neben hölzernen Loungesesseln mit Sitzpolstern – die für ein informelles Zusammensein bei Wein und Cocktails gedacht sind und aufgrund des geradlinigen Designs an die fünfziger Jahre erinnern – und DCW Chairs von Charles und Ray Eames in knalligem Gelb gibt es quadratische und runde Esstische, die ausnahmslos von bequemen Stühlen umgeben sind. Oder aber solche, an denen man auf einem freistehenden Sofa Platz nehmen kann. Schön sind auch die eingebauten Sitzbänke mit weißen Polstern und bunten Sitzkissen.
Materialmix
Hinterfangen werden diese von einer fast rustikal anmutenden Holzwand. Diese kontrastiert schön mit dem rauen Betonfußboden. Apropos Fußboden: Dieser ist nicht überall derselbe, sondern wechselt je nach Raumzone: mal polierter Beton, mal Teppich. Dementsprechend unterscheidet sich die Atmosphäre der verschiedenen Zonen, die durch massive, teils verspiegelte Pfeiler, Brüstungen und fest installierte Paravents voneinander separiert werden. Tarruella verbindet warme Materialien wie bei den Wandverschalungen, Stühlen und Tischen aus Holz mit Bezügen aus Leder und Textil, was beinahe skandinavisch anmutet. Ebenso wie die ganz unterschiedlichen, auch auf den Esstischen platzierten Leuchten. Zusammen mit dem schlichten weißen Porzellan lassen diese eine helle, angenehm-heimelige Atmosphäre entstehen. Mitten in der Großstadt.
FOTOGRAFIE Olga Planas
Olga Planas