Essen wie Gott in Italien
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Champagner-Gläser klingen, köstliche Hors d’Œuvres werden von livrierten Kellnern auf silbernen Tabletts herumgereicht, Damen mit toupierten Frisuren und distinguierte Herren im Frack tummeln sich in stucküberladenen Räumen und plaudern in einem globalen Sprachgewirr über Politik und Kulturelles. So oder so ähnlich stellt man sich gemeinhin einen diplomatischen Empfang vor. Was dahinter – genauer gesagt in der Küche – vor sich geht, bleibt meist außen vor. Deshalb schauen wir genauer hin: in die Küche der italienischen Botschaft in Washington, ausgestattet von Arclinea und Scholtès, gestaltet von Antonio Citterio. Hier wird für den italienischen Botschafter in Washington, Giovanni Castellaneta, und seine illustren Gäste gekocht.
Antonio Citterio und die Küche
Seit 1986 arbeitet der italienische Designer und Architekt Antonio Citterio für den Küchenhersteller Arclinea und hat seitdem einige Küchen namens „Mediterranea“ (1992), „Artusi“, „Florida“, „Ginger“ (1996) und „Convivium“ (2002) entworfen. Auf dem letzten „Salone del Mobile“ in Mailand wurde seine neueste Kreation “Sculture Industriali“ vorgestellt. Das in Vicenza ansässige Unternehmen Arclinea produziert seit 1960 modular aufgebaute Küchensysteme. Ziel der Zusammenarbeit mit Citterio war, Küche und Wohnen miteinander zu verbinden. Dabei beschäftigt man sich vor allem mit Fragen der Organisation in der Küche und hat dafür eigens ein Forschungsinstitut („Arclinea Coaching Campus“) gegründet. Diese jahrzehntelange Erfahrung kam dem Unternehmen beim Projekt in Washington zugute.
Italianità in den USA
Die italienische Botschaft in Washington hat ihren Sitz in der „Villa Firenze“, die herrlich inmitten des Cleveland Parks liegt und selbst über ein riesiges Parkgrundstück verfügt. In der im Tudor-Stil erbauten Villa werden jährlich bis zu 50.000 Gäste empfangen. Da ein Großteil dieser Gäste auch bewirtet werden muss, ist die Küche Mittelpunkt des nicht öffentlichen Lebens im Haus.
In Zusammenarbeit mit dem italienischen Unternehmen Scholtès, verantwortlich für Arbeitsflächen und Küchengeräte, übernahm Arclinea die Neugestaltung der Küche. Das Küchensystem „Italia“, 1988 von Citterio für Arclinea entworfen, wurde als Grundmodul ausgewählt. Nachdem schon die Büros der Botschaft als „Showroom“ für italienische Design-Produkte herhalten mussten, galt dasselbe nun für die Gestaltung der Küche: Nur das Beste des italienischen Designs sollte dort seinen Platz finden. Arclinea zeichnet für die gesamte Gestaltung verantwortlich, einschließlich Abrissarbeiten und die Installation von neuen Elektro- und Wassersystemen. Bei der Planung einer solchen Küche geht es vor allem um die Gestaltung von angemessenen Arbeitsflächen und die richtige, d. h. effektive Anordnung des Küchenmobiliars. Die Lösung bestand darin, an den beiden Längsseiten teils raumhohe Schränke als Stauraum und für die Aufnahme der Elektrogeräte anzuordnen, und in der Mitte zwei Küchenblöcke als Arbeitsflächen zu positionieren. Hier spielt Stahl als Material für Schränke und Arbeitsflächen eine wichtige Rolle: Es ist funktional und ästhetisch schön.
Eine Küche in der Küche
In dieser Küche können nicht nur Mahlzeiten für bis zu 250 Gäste gleichzeitig gekocht und angerichtet werden, auch für kleinere, d. h. private Kochvergnügen wurde ein Platz geschaffen. Wie eine Küche in der Küche kommt der Arbeitsplatz für die Familienmitglieder des Botschafters daher: An einem Küchenblock in der Mitte des Raumes kann gekocht, zubereitet und auch gleich gegessen werden, indem man auf einem der zwei Hochstühle Platz nimmt. Zu den weiteren Besonderheiten der Küchengestaltung gehören die in die Edelstahl-Arbeitsflächen eingelassenen Waschbecken, professionelle, 90 cm breite Backöfen, ein Dampfgarer sowie – und das verwundert kaum! – eine eingebaute Kaffeemaschine. Farblich dominieren Weiß, Grau, Schwarz und das Silber der Edelstahl-Oberflächen. An der Schmalseite des langgestreckten Raumes erweist ein schwarz-weiß-Foto Italien die Referenz: Darauf abgebildet ist Alberto Sordi, Star des Films „Un americano a Roma“ aus dem Jahr 1954. Vor sich einen Teller mit einer riesigen Portion Spaghetti.
FOTOGRAFIE J. Horner
J. Horner
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