Flimmern am Stadtrand
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Albacete – eine typische Kleinstadt im spanischen Flachland mit pittoreskem Altstadtkern und nichtssagender Peripherie. Als die örtliche Vereinigung der Arbeitgeber (FEDA) eine neue Zentrale benötigte, nutzten die Architekten von Cor & Asociados die Gelegenheit, der Vorstadt ein wenig Glanz zu verleihen. Wie eine verheißungsvolle Fata Morgana flimmert ihr kürzlich fertiggestellter Neubau in der unfertigen Umgebung.
Miguel Rodenas und Jesús Olivares von Cor & Asociados entwickelten das neue Hauptquartier der Non-Profit-Organisation FEDA als ein dynamisches Gebäude, das sowohl auf seine Nutzer als auch auf die Veränderungen seiner Umgebung reagieren soll. Ausgangspunkt ihres Entwurfs war die Idee einer „verschwommenen Architekur“ – blur architecure –, deren Grenzen diffus erscheinen.
Der kubische Baukörper wird von einem transluzenten Fassadensystem eingehüllt, das die klaren Konturen des Gebäudekerns verhüllt und verschattet. Je nach Blickwinkel und Lichtsituation wirkt der Bau vibrierend oder tatsächlich leicht verschwommen. Das fragile Lochmuster der vorgesetzten Konstruktion vereint sich mit den überdimensionierten Fensterflächen der Fassade zu einem bewegten Ornament, das den Betrachter jegliches Gefühl für Maßstab verlieren und das Gebäude größer wirken lässt, als es ist. Im Inneren dämpft die Kunststoffstruktur schräg einfallendes Sonnenlicht und wirkt wie eine leichte Schutzhülle. Trotz bodentiefer, unverhüllter Fenster kann so ein Gefühl von Geborgenheit entstehen.
Außen bewegt, innen konzentriert
Beim Innenausbau versuchten die Architekten, die internen Arbeitsabläufe zu optimieren. Offen gehaltene Stockwerke anstelle einer Vielzahl abgetrennter kleiner Büroeinheiten sollen die horizontalen Hierarchien der Non-Profit-Organistation fördern. Zugleich ermöglichen sie, die Räume bei Bedarf schnell und einfach umgestalten zu können. Nur wenige Stützen stören die Weitläufigkeit, und auch die notwendigen technischen Anlagen verschwinden unter Fußbodenbelägen und hinter Deckenverkleidungen.
Ein innenliegender Raum – interior void – mit Ausstellungsflächen, Treppenhaus und gläsernem Fahrstuhl erschließt den gesamten Komplex. Weiße, schallabsorbierende Wände und Decken schlucken das Geräusch von Schritten auf den hellen Steinstufen und reflektieren gleichzeitig das vorhandene Licht. Große Glasflächen in den Wänden ermöglichen Einblicke in die verschiedenen Arbeitsbereiche und lassen Tageslicht einfallen, das die Beleuchtung der punktuell gehängten Pendelleuchten ergänzt. Rötliche, horizontal abgestufte Farbfelder an den Wänden lockern die helle Monochromie auf und verhindern, dass der Eindruck klinischer Sterilität entsteht. Der interior void funktioniert wie eine Schleuse zwischen der bewegten Außenwelt und dem konzentrierten Inneren des Gebäudes. Viele senken automatisch ihre Stimme und werden ruhiger, bevor sie die loftartigen Arbeitsräume erreichen.
Große Fenster lassen den Blick in den Büroetagen weit schweifen und viel natürliche Helligkeit eindringen. Das indirekte und direkte Licht der zahlreichen Decken- und Pendelleuchten wird der Tageszeit angepasst und ermöglicht auch nach Sonnenuntergang eine gleichmäßige Beleuchtung. Schallabsorbierende Elemente in Decken- und Wandverkleidungen sorgen trotz Weitläufigkeit und Transparenz für eine gedämpfte und private Atmosphäre. Miguel Rodenas und Jesús Olivares versuchten, „hochemotionale“ Arbeitsplätze zu ermöglichen, indem sie einerseits eine angenehme sowie konzentrationsfördernde Lichtsituation schaffen. Andererseits hielten sie die Räumlichkeiten so neutral wie möglich, um die Mitarbeiter dazu einzuladen, ihren Arbeitsplatz mit persönlichen Gegenständen selbst zu gestalten. Für sie kann Architektur erst human sein, wenn sie von ihren Nutzern zum Leben erweckt wird.
FOTOGRAFIE David Frutos
David Frutos
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Projektarchitekten
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