Für Katzen und Menschen
Ein Vierbeiner-Café von Davidson Rafailidis in Buffalo

Heute schon gekuschelt? Katzen-Cafés bieten ihren Gästen vierbeinige Freunde auf Zeit, müssen dafür aber strenge hygienische Auflagen einhalten. Das Studio Davidson Rafailidis hat nahe der Niagarafälle eine entsprechende Mischnutzung realisiert, die Katzen und Kaffee nur durch bodentiefe Fenster voneinander trennt und den tierischen Unterhaltungswert voll ausspielt.
Sie sind für diejenigen konzipiert, die allergische Lebenspartner oder tierfeindliche Vermieter haben, zu wenig Zeit zu Hause verbringen oder einfach nicht über genügend Platz verfügen: Katzen-Cafés. Seit Ende der Neunzigerjahre verbreitet sich das Sharing-Prinzip von Haustieren überall auf der Welt. Los ging es in Taiwan, boomte alsbald in Japan und ist mittlerweile auch in der westlichen Kultur etabliert. Ein neuer Ableger des Konzepts hat zuletzt in Buffalo im Bundesstaat New York eröffnet. Gestaltet wurde der Umbau eines alten Ziegelhauses vom kanadischen Architekturstudio Davidson Rafailidis. Ein Auftrag, der mit ganz besonderen Voraussetzungen aufwartete. Denn auch wenn hier Katzen und Kaffee unter einem Dach zusammenkommen, müssen die Tiere aus hygienischen Gründen vom Bereich der Lebensmittelzubereitung abgesondert werden – und zwar luftdicht. Die konsequente räumliche Separation inspirierte die Planenden auch zum Arbeitstitel des Projektes: „Together Apart“ – miteinander voneinander getrennt.
Vom Strip-Club zum Katzen-Etablissement
Seltsame Nutzungen kennt das freistehende Gebäude nahe der kanadisch-amerikanischen Grenze von 1900 zur Genüge. Hier war schon ein Supermarkt untergebracht, das Büro eines Anwalts, ein Friseursalon und ein Strip-Club. Dann wurde das Gebäude von einem lokalen Entrepreneur übernommen. Jetzt verfügt es über es einen „Catio“: einen fluchtsicheren Patio an der Rückseite des Gebäudes, den sich die Katzen mit den Gästen teilen können. Von hier geht es ins Katzenzimmer, das vom eigentlichen Café durch eine Glaswand getrennt ist. Die Gäste können wählen, ob sie ihre Getränke direkt im Spielzimmer der Tiere zu sich nehmen wollen oder lieber den frontalen Gästeraum nutzen möchten, um von den klassischen Bistro-Tischen und Kaffeehaus-Stühlen aus eine Beobachterposition einzunehmen. Die raumtrennenden Wände sind in einer Zickzack-Linie eingezogen und laufen durch die Funktionselemente. Sowohl die Küchenarbeitsplatte als auch die Sitzbänke aus Terrazzo setzen sich durch die unsichtbare Wand fort und werden vom Menschenmöbel zur Katzenplattform.
Catio mit Panoramafenster
Bei gutem Wetter lässt das Katzenzimmer sich komplett zum Hof öffnen, der dann zum tierischen Outdoor-Habitat wird. Eingefasst ist der Außenbereich von einer ebenfalls mehrfach rechtwinklig versetzten und in Ziegelrot zum Gebäude passenden Mauer, die mit einem großformatigen Fenster ausgestattet ist. Passanten können dadurch Blickkontakt mit den Tieren aufnehmen. Es ist eine Einladung, Freundschaften anzubahnen – denn alle Katzen können von den Besuchern adoptiert werden. Die tierische Population des Cafés ist dynamisch: Das Buckminster Cat Café arbeitet mit einem Partner zusammen, der Katzen aus Tierheimen übernimmt, sie einem gesundheitlichen Screening unterzieht und dann in die neue, im besten Fall temporäre WG eingliedert.
Potenzielle Nachverdichtung
Bei den Farben setzte das Studio Davidson Rafailidis auf neutrale Töne und warme Materialien, die sich ästhetisch nicht in den Vordergrund spielen. Dadurch wird die gläserne Trennwand zwischen Katzen und Menschen betont und wirkt wie ein Spiegel, der die Volumen der Mobitekturen zu reflektieren scheint. Die inneren Raumwände sind entweder in Weiß oder in grauen Nuancen gestrichen und die eingezogenen Trennelemente, die teilweise Stauraum beherbergen, wurden mit hellem Naturholz verkleidet. „Die Idee war, schlichte und klassische Materialien wie Terrazzo zu verwenden, damit das Innere der Zeit ebenso standhält wie die Ziegelverkleidung der Fassade“, erklärt Davidson Rafailidis das Konzept. Und sie haben schon in die Zukunft gedacht: Der Bereich des Catios könnte problemlos zu einem geschlossenen Gebäudeteil werden, denn die Mauer ist so konzipiert, dass sie eine zweite Etage tragen kann – als räumliche Erweiterung für Katzen oder Menschen.
FOTOGRAFIE Florian Holzherr
Florian Holzherr
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