Gelüftete Geheimnisse
Wie viel passt auf 300 Quadratmeter in São Paulo? Wohnhaus mit Garten, Sauna und Dachterrasse von Felipe Hess.

Ein einfaches, ein praktisches Haus: So simpel klangen die Vorstellungen eines jungen Bauherrn aus São Paulo für sein neues Domizil. Von außen betrachtet könnte man das fast glauben. Doch Architekt Felipe Hess entwarf einen Wohnbau, der im Inneren so einige Überraschungen bereithält: geheimnisvolle Gärten, unsichtbare Türen und versteckte Räume. Vorhang auf!
Ganze 300 Quadratmeter standen dem brasilianischen Architekten, der ein Studio in der Millionenstadt São Paulo führt, zur Verfügung. Doch statt den gesamten Grund mit Wohnfläche zu füllen, entwarf er ein luftiges Arrangement von Räumen, das er mit saftigem Grün umsäumte. Innen eine versteckte, schattige Oase, ist es von außen kaum einsehbar. Eine schwarze Mauer umrahmt das Grundstück und lässt lediglich durch eine beleuchtete Hausnummer erahnen, dass hier jemand wohnt.
Garten-Garant
Das Gebäude, das der junge Auftraggeber für sich und seine Gäste bauen ließ, stellte Hess ins Zentrum des Grundstücks. „Das erlaubte uns, gleich zwei kleine Gärten in die bestehende Fläche zu integrieren“, so der Planer. Während man im vorderen Bereich von tropischen Pflanzen empfangen wird, offenbart sich im hinteren eine freie Grünfläche samt alter Palmen, knorriger Bäume und dichtem Blattwerk. „Der hochgewachsene Baumbestand verdeckt den Bau nach außen noch mehr und verleiht ihm eine leicht mystische Atmosphäre“, so Hess.
Geheimes Paradies
Nach außen abgeschottet, gestaltete der Architekt den Innenbereich hingegen weitgehend offen. Auf beiden Seiten des Wohnraums, der eine Lounge, einen Essbereich und die Küche vereint, ermöglichen deckenhohe Schiebefenster eine freie Sicht durch die Architektur und in die Gärten hinein. So entsteht an heißen Tagen nicht nur ein angenehm frischer Luftzug, sondern auch der Eindruck, man säße im Freien. Ein Wasserbassin mit grün-blau gekacheltem Boden am hinteren Ende des Gartens sorgt zudem für ein erfrischend-belebendes Gefühl. Was man zunächst nicht sieht: Dahinter befindet sich eine Sauna.
Neugieriges Nebenzimmer
Für das Interieur wählte Hess schwere, robuste und massive Materialien. Eine Mauer aus Stein, Zementfußboden, Möbel aus dunklem Tropenholz, Leder und Samt wie auch eine mit Vintage-Objekten dekorierte Schrankwand prägen den Wohnbereich. Um dieses fein abgestimmte Arrangement nicht zu stören, legte er die Küche etwas abseitig und trennte sie durch eine großflächige Schiebetür ab, die den gesamten Arbeitsbereich samt Spüle und Kochstelle bei Bedarf verbirgt. Im geschlossenen Zustand wird dann die Maserung des Imbuia-Holzes sichtbar, die dem gesamten Hauptraum eine elegante Anmutung gibt.
Fassade aus Luft
Nach einem ähnlichen Prinzip konstruierte Hess auch den Sonnenschutz in den oberen Räumen des Hauses, in denen drei Schlafzimmer untergebracht wurden. Zugeklappt bilden die hölzernen Lamellen der Gebäudefront ein geometrisches Muster, das zunächst nicht beweglich erscheint. Geöffnet stellt es eine direkte Verbindung zum Außenraum her und lässt, teils über die gesamte Wandfläche verlaufend, Licht und Luft hinein. Luftig wird es auch in der oberen Etage des dreistöckigen Baus. Hier platzierte Hess einen freistehenden, teilüberdachten Barbecue-Bereich auf dem Dach, bei dem er vollständig auf Wände im klassischen Sinn verzichtete. Lediglich lange, dicke Vorhänge dienen hier als Begrenzung des kleinen Koch-Ess-Bereiches, was dem Bauherren und seinen Gästen einen Panaromablick über die ganze Stadt eröffnet.
Mit dieser – im wahrsten Sinne – offenen Küche wie mit dem insgesamt weitläufigen Wohnbereich gelang dem brasilianischen Architekten nicht nur ein entspanntes Spiel aus Offen- und Geschlossenheit, sondern auch ein wahrhaft paradiesisches Refugium, das die Natur buchstäblich ins Haus holt.
FOTOGRAFIE Ricardo Bassetti
Ricardo Bassetti
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