Grünzeugs
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Es lebe die Farbe! – das könnte das Motto des in London ansässigen Architekturbüros Gundry & Ducker bei der Gestaltung des Interieurs eines italienischen Restaurants in Hertford gewesen sein. Grün wohin man sieht: an den Wänden, der Decke, auf Stühlen, Bänken und Leuchten.
Gundry & Ducker zeichnen verantwortlich für die Umgestaltung des 140 Quadratmeter großen Restaurants am Standort Hertford. Es gehört zu einer Kette mit mehreren Restaurants, in denen einfache italienische Gerichte wie Bruschetta, Insalata Caprese oder Tiramisu zu moderaten Preisen serviert werden – zum Lunch oder Dinner. Ziel der Gestaltung war es, eine warme und entspannte Atmosphäre zu schaffen. Dieses Ziel ist erreicht, mutet das Interieur doch schlicht und klar an und ist genau deshalb auch leicht und ohne viel Kostenaufwand an weiteren Standorten zu vervielfältigen – ohne allerdings seelenlos zu wirken.
Corporate Architecture à la Gundry & Ducker
Eine klare und eindeutige Farbgebung gehört dabei zum Corporate Design der Kette. In Hertford ist es ein kräftiges Grün an den Wänden, das zuweilen mit stilisierten schmalen Baumstämmen als Muster versehen ist. An einigen Stellen im Gastraum des italienischen Restaurants ASK Italian – so beispielsweise an der Bar – wird das Grün abgelöst durch ein Weiß mit hellgrauem Muster. Ruhe in diese Farborgie bringen Elemente aus hellem Holz.
Hier waren keine unkundigen Newcomer am Werk, hatte Gundry & Ducker vor diesem Projekt doch bereits die ASK Italian-Filiale in Finchley gestaltet. Auch dort wurde ein Vorgängerbau übernommen, der bar jeder Ausstrahlung war. Nach dem Umbau allerdings kommt das Interieur frisch-fröhlich daher. Hier sind bereits einige Gestaltungselemente vorhanden, die ähnlich auch in Hertford zum Einsatz kommen: große Farbflächen zur Zonierung, ein prominent im Raum angeordneter Tresen mit einer Verkleidung aus 45 Grad gedrehtem Furnier, knallgrüne Stühle und gemütliche Sitzbänke. Dieses einheitliche Konzept führt zur Wiedererkennbarkeit bei den Gästen – Corporate Architecture im besten Sinne des Wortes.
Zonierte Flächen
Und doch ist es Gundry & Ducker gelungen, das Interieur in Finchley ganz anders wirkem zu lassen als sein Pendant in Hertford, was vor allem der Farbgebung geschuldet ist: Während es in Hertford das Grün in verschiedenen Schattierungen ist, ziert hier ein kräftiges Türkis die teils abgeschrägte Decke des Restaurants.
Die Filiale in Hertford ist in drei, unterschiedlich hohe Raumzonen unterteilt. Der zum Eingang ausgerichtete Komplex zeigt sich lichtdurchflutet und ist – im Unterschied zum Eichenholz in den anderen Räumen – mit grauen Fliesen im Streifenmuster ausgelegt. Gundry & Drucker arbeiten mit unterschiedlich hohen Elementen, die in den Raum gestellt die verschiedenen Zonen voneinander abteilen. Einige dieser Elemente bilden sich in Bänke aus, indem sie deren Rücklehnen formen.
Es leuchtet grün
Während in einem Raum eine zentrale Lichtquelle wie ein Kronleuchter aus mehreren gläsernen Kugelleuchten zusammengesetzt wurde, hängen in den anderen Räumen dieselben Leuchten als einzelne Elemente über den Tischen. Sie geben nicht nur atmosphärisches Licht, sondern setzen gestalterische Akzente ohne aufdringlich zu sein. Und schließlich taucht in ihnen auch das Grün wieder auf: in Form von Reflektionen der Wände, Decken, Stühle und Pfeffermühlen.
FOTOGRAFIE Hufton + Crow
Hufton + Crow
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