Ich war mal eine Garage
40 Quadratmeter Glück: Wie in Melbourne aus einer Garage ein charmantes Apartment wurde.
40 Quadratmeter, wenig Budget und doch: zwei Schlafplätze, eine freistehende Badewanne, ein kleiner Küchenblock, eine Terrasse. In Melbourne hat Hearth Studio eine heruntergekommene Doppelgarage in ein charmantes Apartment verwandelt. Mit maßgefertigten Einbauten, alten Fundstücken und dem Blick für das Wesentliche.
Alex Kennedy wohnt auf dem Grundstück ihrer Eltern. Allerdings nicht im eigentlichen Wohnhaus, sondern in der ehemaligen Garage. Das mag zunächst etwas traurig klingen – doch dieses Mini-Haus hat unbestreitbare Qualitäten. Auch, weil man von der lichten Erdgeschosswohnung einen direkten Zugang zum baumbestandenen Garten hat. Vor allem aber, weil das Interior charmant und noch dazu praktisch ist.
Knifflige Aufgabe
Das Umbauprojekt liegt in Carlton North, etwa vier Kilometer nördlich von Downtown Melbourne. Der Stadtteil mit schönem historischem Baubestand befindet sich im Umbruch und wird zunehmend gentrifiziert, was die Boden- und Immobilienpreise ansteigen lässt. Wie gut also, wenn man auf dem Grundstück der Eltern wohnen kann und noch dazu eine Freundin hat, die Interiordesignerin ist. Sarah Trotter, die Gründerin von Hearth Studio, hat die knifflige Aufgabe übernommen, auf solch kleinem Grundriss alles fürs tägliche Leben unterzubringen, ohne dass das Ergebnis allzu zweckmäßig wirkt. Eine weitere Herausforderung: das eher begrenzte Budget der Bauherrin.
Geschickte Zonierung
Sarah Trotter gelingt es, auf der kleinen Fläche sämtliche Wohnbereiche unterzubringen: Wohnen, Kochen, Schlafen, Baden. Doch zunächst mussten das Dach der heruntergekommenen Garage erneuert und Strom- und Wasserleitungen installiert werden. Der Grundriss der Wohnung ist weitgehend offen gestaltet und durch den Estrich-Fußboden vereinheitlicht. Und doch hat Trotter einzelne Zonen geschaffen, die durch maßgefertige (Schrank-)Einbauten, Raum-in-Raum-Elementen oder auch nur durch Teppiche definiert werden. Trotz der Zweckmäßigkeit ist das Interior behaglich, was vor allem den offen liegenden Backsteinmauern und Balken, den vom Vorgängerbau übernommenen alten Fenstern und Türen sowie den unprätentiösen Möbeln zu verdanken ist: ein ausziehbarer Esstisch und Stühle aus Holz, eine freistehende schwarze Badewanne, eine alte Werkbank, die als Küchenblock dient.
Küche mit Ausblick
Holz bringt Wärme in den Innenraum, weswegen Wände und weiß getünchte Decken sowie die Einbauelemente aus diesem Material gefertigt sind: der Waschbecken-Unterbau mit Tablaren im Badezimmer, das Podest für das Doppelbett, der Unterbau mit Schubladen für ein Sofa, das in ein zusätzliches Bett verwandelt werden kann. Und natürlich die Küchenzeile, die gleich neben der großen Tür zur Terrasse liegt. Ihr Aufbau ist einfach: Unter einer Arbeitsplatte aus Holz mit eingelassenem, weißem Porzellanspülbecken befinden sich Unterschränke sowie der Kühlschrank. Über einem Fliesenspiegel aus hellgrauen Mosaikfliesen sind Regalbretter und ein einziger Oberschrank angebracht, weswegen der Kücheneinbau licht und luftig wirkt. Ein schönes Detail sind die selbstgemachten Ledergriffe der Küchenfronten, die das Holz haptisch wunderbar ergänzen.
Tritt ein!
Holz, Estrich, getrödelte Möbel und Leuchten, (Flicken-)Teppiche, Gummibäume, recycelte Materialien. Das Zuhause von Alex Kennedy ist klein und doch: Hier tritt man ein und will man bleiben! Vielleicht, weil die Wohnung so unprätentiös gestaltet ist, in der Raumaufteilung gut durchdacht, mit Liebe zum Detail, mit Reminiszenzen an das Vergangene, mit vieler Hände Arbeit. Deshalb wirkt es tatsächlich so, als wäre die alte Garage schon immer zum Wohnen dagewesen!
FOTOGRAFIE Lauren Bamford
Lauren Bamford