In den Berg gesetzt
Die Schweizer Alpen, ein Bergsee, vier markante Baukörper: ein spektakulärer Hotelneubau in imposanter Naturkulisse.

Die Schweizer Alpen, ein Bergsee, vier markante Baukörper. Das Zürcher Architekturbüro Philip Loskant hat acht Jahre lang getüftelt und im Kanton Obwalden einen spektakulären Hotelneubau in eine imposante Naturkulisse gesetzt. Mit dabei: ein Wellnessbereich, der zwischen Höhle und Hamam changiert.
Wer im Viersterne-Hotel Frutt Family Lodge & Melchsee Apartment im Luftkurort Melchsee-Frutt Urlaub macht, lässt das Auto stehen und reist mit der Gondelbahn an. Die etwas beschwerliche, doch beschauliche Anfahrt wird belohnt mit einem weiten Blick, der vom Hochplateau auf 1900 Höhenmetern über den Melchsee in die Schweizer Alpen reicht. Schon Mitte des 19. Jahrhundert befand sich an dieser spektakulären Lage nahe Luzern ein Hotel, dessen Betrieb jedoch in den achtziger Jahren eingestellt wurde. Nun thront hier oben, mitten in einem Ski- und Wandergebiet, ein imposanter Neubau. Er versucht erst gar nicht, sich unsichtbar zu machen und ist gerade deshalb so gelungen.
Der Neubau auf dem 5270 Quadratmeter großen Grundstück ergänzt das 2011 vom Luzerner Architekturbüro Lussi & Halter entworfene Hotel Frutt Lodge. Vier Gebäudemonolithen, die durch ein verglastes Sockelgeschoss zusammengehalten werden, hat der deutsche Architekt Philip Loskant entworfen – in Zusammenarbeit mit dem ausführenden Büro Architekturwerk und dem Interiordesigner Matthias Buser. 47 Zimmer und Suiten sowie 43 Ferienwohnungen sind in den vier Giebelbauten, die das Motiv der Berghütte zitieren, untergebracht. Mit ihren Fassaden aus steingrauem, grobem Rauputz wirken sie wie in die Landschaft geworfene Findlinge, die mit ihren Dächern die Umrisse der Berge abstrakt aufnehmen und sich in gelungener Einheit im angrenzenden Bergsee spiegeln. Was heute so selbstverständlich wirkt, brauchte allerdings eine recht lange Planungszeit, auch wegen der technischen Komplexität: Ganze acht Jahre arbeitete Philip Loskant an dem Projekt, das gleich nach Gründung seines Büros 2007 als Machbarkeitsstudie ins Haus geflattert war und sich im Nachhinein als echter Glücksfall erwies.
Berghütte reloaded
(Eichen-)Holz spielt bei diesem Projekt eine wichtige Rolle, was in den Alpen nicht weiter verwundert. Im Interiordesign kommt das warme und haptisch angenehme Material in öffentlichen Räumen (Restaurant, Bar, Kaminlounge, Wellnessbereich) sowie in Ferienwohnungen, Zimmern und Suiten vor: als Holzfenster und -türen, Fußboden und maßgefertigte Einbauten, die gepaart werden mit bodenständigen Möbeln in robusten Textilien in Karo- und Tweedoptik und warmen Farben. Wie stringent die Gestaltung ist, lässt sich auch an der Ausstattung der Bäder in den Zimmern und Suiten ablesen. Sie sind mit Einhebel-Mischern aus der Kollektion Hansgrohe Metris ausgestattet, die mit ihrer Ecostat Comfort-Technologie Wasser sparen und gut in das nachhaltige Energiekonzept des Hotels passen. Eine luxuriöse und gleichzeitig ressourcenschonende Version der Berghütte – so könnte man das Interiorkonzept zusammenfassen.
Lichtpunkte
Luxuriös ist auch der Wellness-Bereich im Souterrain, der mit Swimmingpool, Saunabereich, Dampfbad und Ruheraum ausgestattet ist. Der Pool wird von einem Oberlicht mit Tageslicht versorgt und ist, wie der gesamte Raum, asymmetrisch gestaltet. Sitz- und Liegenischen aus Holz laden zum Verweilen ein und bilden zusammen mit den anthrazitfarbenen Natursteinböden und -Wänden eine gestalterische Einheit. Ergänzt wird das Materialensemble mit Armaturen und Brausen des deutschen Herstellers Hansgrohe, die in der Sonderoberfläche Brushed Gold aus der Axor Manufaktur gehalten sind. Die eleganten und teils extravaganten Armaturenlinien Axor LampShower von Nendo, Axor Starck V von Philippe Starck und Metris von Hansgrohe sowie Accessoires aus den Kollektionen Axor Citterio und Axor Uno setzen gekonnte Lichtpunkte im ansonsten zurückhaltendem Interiordesign des Wellnessbereichs.
Massiv sind die vier schweren Gebäudekuben des Frutt Family Lodge & Melchsee Apartment mitten hineingesetzt in das Felsplateau. Dass sie dennoch äußerst kristallin anmuten, ist dem Entwurfsgeschick des Architekten Philip Loskant zu verdanken. Zum einen werden die einzelnen Bauten durch einen gläsernen Riegel zusammengehalten und scheinen deshalb trotz ihrer Massivität regelrecht zu schweben. Zum anderen nehmen die steingraue Fassade und die alternierenden Dächer abstrahiert Form und Farbe der umgebenden Berge auf. Philip Loskant gelingt eine ganz eigene Art der Einbettung in die Natur, die auf Konfrontation statt Verschmelzung setzt.
FOTOGRAFIE Ulrich Stockhaus, Zürich
Ulrich Stockhaus, Zürich
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