In der Koje
1 / 8

Ein Pizza-Ofen mit kunterbunten kostbaren Mosaiksteinchen von Bisazza? Den gibt es in Bergen zu sehen. In dem kleinen niederländischen Küstenort hat das in Amsterdam ansässige Designstudio Tjep. ein Restaurant entworfen, das ganz und gar ungewöhnlich ist und Fabbrica heißt.
Tjep. – das ist der an der Design Academy Eindhoven ausgebildete Designer Frank Tjepkema. Er machte bereits als junger Absolvent Furore mit seinen Arbeiten für Droog oder British Airways (Executive Lounge am Londoner Flughafen Heathrow). Nachdem das Designstudio bereits das Restaurant Fabbrica in Rotterdam gestaltet hatte und dafür im Jahr 2006 für den Dutch Design Award nominiert wurde, folgte der zweite Streich an einem anderen Ort. Seit dem Projekt in Rotterdam sind einige Jahre vergangen und seither hat sich auch in den Niederlanden ein gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Wandel vollzogen. Den nennt Frank Tjepkema auch als Grund, warum das Restaurant in Bergen weit weniger glamourös daherkommt als in Rotterdam. Die Wirtschaftskrise habe es mit sich gebracht, das Interieur mit weniger „Bling Bling“ auszustatten, so der Designer.
Intimität und Romantik
Doch auch Zurückhaltung kann durchaus spielerisch sein – das beweist das Restaurant in Bergen. Hier gibt es jede Menge unterschiedliche Sitzgelegenheiten. Am auffälligsten sind die an einzelne Zug-Waggons erinnernden Kojen, die es auch schon in Rotterdam in ähnlicher Art zu sehen gab, nur dort mitten im Raum positioniert. Der hungrige Gast betritt die an der Wand befestigten Kojen über eine niedrige Trittleiter und nimmt Platz auf hölzernen Bänken, die an die Sitzgelegenheiten in altmodischen Zug-Kompartimenten erinnern und deren Rückwände nahtlos in die Außenwand der „Box“ übergehen. Der Tisch hingegen schwebt frei in der Luft und wurde mittels eines Metallrohrs an der Außenwand der Kabine arretiert. Hier finden genau zwei Gäste Platz – passend also für ein intimes Tête-à-Tête, zumal ein üppiger Kronleuchter die Szenerie romantisch umrahmt. Hinterfangen wird das Innere der aneinandergereihten Essplatz-Kojen von Grün- und Blautönen, während die Koje selbst aus hellem, naturbelassenem Holz gefertigt wurde. In Rotterdam waren die Kojen noch sämtlich mit hochglänzendem, farbigem Lack versehen.
Gesellschaft und Vergnügen
Wer es geselliger mag und mehr Platz braucht, nimmt in der großen Halle Platz. Dank großer Fenster und eines gläsernen Tonnengewölbes lichtdurchflutet, geht es hier weit konventioneller zu als in den hängenden „Zug-Kompartimenten“. Alternierend positionierte eckige und runde Tische sind umstellt mit dunklen Bistrot-Stühlen und werden überhangen von industriell anmutenden Hängeleuchten aus Metall. Besonders schön ist das an der einen Wandseite positionierte Regal mit aufgeschichtetem Kaminholz, das es so auch schon in der Rotterdamer Filiale gab.
Pizza aus dem Bisazza-Ofen
Wofür das Kaminholz gebraucht wird? Nun ja, mitten im Raum steht ein aus Italien importierter Holzkohleofen, in dem die Pizza frisch zubereitet wird. Auf dessen Außenseite bilden die kleinen, kostspieligen Mosaiksteinchen des italienischen Herstellers Bisazza ein florales Muster aus Beige-, Grün- und Orangetönen. Da fehlt nur noch ein Spritz à la Fabbrica und der italienische Abend ist perfekt. Selbst hier an der Nordsee.
FOTOGRAFIE Yannic Alidarso, Tjep.
Yannic Alidarso, Tjep.
Mehr Projekte
Zwischen Alt und Neu
Architect George erweitert Jahrhundertwendehaus in Sydney

Messingfarbene Highlights
Neugestaltung des Hotels zum Hirschen in Salzburg von LP architektur und Dietrich Untertrifaller

Kontrapunkt zwischen alten Mauern
Umbau zum urbanen Wohnhaus von Architect George in Sydney

Ausgewählte Zutaten
Sechs Küchenprojekte mit geschmackvollen Materialien

Sportliche Erfrischung
Neuer DFB-Campus in Frankfurt am Main von kadawittfeldarchitektur

Monolith am Mittelmeer
Moderne Küche in einem sizilianischen Landhaus

Umbau mit Bedacht
Renovierung eines denkmalgeschützten Architektenhauses bei Antwerpen

Alles auf Farbe
Wohnungsumbau in Almaty von Sdelaemremont

Besondere Böden
Fünf Projekte mit ungewöhnlicher Bodengestaltung

Moderne Großstadtküchen
Fünf außergewöhnliche Projektbeispiele

Eine runde Sache
Dries Otten baute in Belgien eine Stadtwohnung um

Belebter Backstein
Mehrfamilienhaus in ehemaliger Textilfabrik in Melbourne

Bunter Community-Space
kupa Kitchen & Working Lounge von Stephanie Thatenhorst in München

Gestaffeltes Wohnhaus
Umbau einer kleinen Genter Stadtvilla von Graux & Baeyens Architecten

Tiroler Putz in Madrid
Atelier- und Wohnhaus Blasón von Burr Studio

Ziegelstein und Hefe
Hannes Peer gestaltete die Bäckerei Signor Lievito in Mailand

Dialog der Gegensätze
Umbau einer Drei-Zimmer-Wohnung in Brooklyn

Beton trifft Reet
Farmhaus von NORRØN im dänischen Haderslev

Küche als Ort der Begegnung
Erweiterung eines Wohnhauses aus den Dreißigerjahren

Beton auf allen Ebenen
Brutalistischer Anbau von McLaren Excell in London

Multifunktionales Penthouse
Loft in München von allmannwappner

Recycelter Anbau
Subtile Erweiterung eines viktorianischen Wohnhauses in London

Whisky im Pantheon
Eine Sichtbeton-Destillerie von Neri&Hu in China

Bewohnter Adventskalender
Lenka Míková Architekti gestaltet ein Prager Apartment

Vermeers Backstube
Brotmanufaktur Aera von Gonzalez Haase AAS in Berlin

Küche mit Aussicht
Intelligenter Anbau von Material Works in London

Mut zur Maserung
Die schönsten Interiors mit Holz

Ode an die Natur
Restaurant Lunar in Shanghai von Sò Studio

Schiffscontainer im Garten
Umgestaltung eines Londoner Reihenhauses von DEDRAFT

Fließende Zimmer
Die schönsten textilen Raumteiler
