In Fels betoniert
Dach auf Zack, Terrasse mit Blick und Fenster ohne Glas: Ein Ferienhaus bei Alicante zelebriert die Natur.
Aus der steil aufsteigenden Küstenlinie um die spanische Stadt Benissa herum erhebt sich ein Ferienhaus, das aus der Natur empor zu wachsen scheint: Die zackige Dachkante aus Beton formt die Silhouette eines Berges nach und gibt dem Ort damit das zurück, was ihm einst genommen wurde: seine felsige Struktur. Die Villa Casa Baladrar zelebriert die Natur der Region und überzeugt auch durch eine besondere Nutzungsform, die sich jeder Saison anpasst.
Entspannung, Genuss und eine beeindruckende Natur suchen nicht nur Ferientouristen an der Costa Blanca, sondern auch immer mehr Rentner und Aussteiger aus aller Welt. Das spanische Architekturbüro Langarita-Navarro passte seine Pläne diesen neuen Strukturen an. So richtet sich das Feriendomizil Casa Baladrar im Sommer an urlaubende Familien und während des restlichen Jahres an Ruheständler.
Reparierte Landschaft
Um die „Stadt des Lichts“, wie Alicante genannt wird, wächst seit Jahren ein unübersichtlicher Häuserteppich heran, der die Region nachhaltig verändert: Auch die Casa Baladrar ist ein Teil davon, allerdings schafft es der zweistöckige Betonbau auch, der Landschaft etwas von ihren ursprünglichen Qualitäten zurückzugeben. Das Haus wurde auf den Terrassen errichtet, die vor Jahrzehnten in die Hügel hinein gegraben wurden, um den steilen Hang landwirtschaftlich nutzbar zu machen. Mit dem Neubau wollten die Architekten den ursprünglichen Zustand der Natur zumindest sinnbildlich wieder herstellen, weshalb sie die Dachkontur an eine Bergsilhouette erinnert. Das – für die Fassade der oberen Etage genutzte – Material Rohbeton soll diesen Effekt verstärken.
Eigentümliche Orte
Das Haus nutzt aber auch die Vorteile seines Standorts und bietet seinen zukünftigen Bewohnern grandiose Ausblicke auf die Landschaft und auch zur Mittagszeit eine frische Brise zur Abkühlung: „Unser Ziel war es, ein exponiertes Gebäude zu erschaffen, dessen Fenster im geöffneten Zustand verschwinden – es sollte kein Glas zu sehen sein“ erklärt die Architektin María Langarita. Die Terrassenstruktur übertrugen die Planer ins Innere und Äußere des Neubaus, dessen Ebenen sich dem Gefälle anpassen und über mehrere Stufen den Hang hinab treppen. Auch der Baumbestand und kleine Unebenheiten blieben erhalten und sorgen für eine Vielzahl eigentümlicher Orte auf dem Grundstück.
Nächtliches Lichtspiel
Die obere Etage ist der Gemeinschaft zugeordnet: Wohn- und Essbereich sind direkt an mehrere Terrassen angebunden, die mit dem Ausblick auf das nah gelegene Meer ein unschlagbares Panorama bieten. Auf der unteren Ebene befinden sich die Schlafräume, die wiederum einen unmittelbaren Zugang zum Garten mit Swimmingpool haben, der vor das Haus gelegt wurde. Von hier aus überblicken die Bewohner das bewaldete Tal und einen kiesbedeckten Bachlauf, der in einer Felsnische verschwindet. Die Schiebetüren sind mit einem mintgrünen Netzgewebe verkleidet, dessen Farbe sich auf das türkis erscheinende Wasser des Pools bezieht. Die perforierte Verkleidung vollführt tagsüber ein bezauberndes Lichtspiel im Inneren – während nächtens die Lichter des Hauses einen ähnlichen Effekt auf der Terrassenoberfläche erzielen. Ein unauffällig-auffälliges Gebäude, dessen moderne und gute Architektur durchaus zum Leitbild für das Bauen in dieser Region werden sollte.
FOTOGRAFIE Luis Diaz Diaz
Luis Diaz Diaz