In vier Schritten zum perfekten Ferienhaus
Den gelungenen Rückzugsort zu bauen, ist gar nicht so schwer. Hier das Erfolgsrezept.

Le Corbusier baute sich eins an der französischen Riviera, Alvar Aalto auf einem finnischen Eiland und Peter Zumthor mitten in den Schweizer Bergen – wenn Architekten Lieblingsdisziplinen haben, dann gehört das (eigene) Ferienhaus mit Sicherheit dazu. Doch was sind eigentlich die Anforderungen an einen gelungenen Rückzugsort? Es sind gar nicht so viele! Hier das Erfolgsrezept:
1 Lage
Ballungsgebiete riechen nach Alltag, und für die schönste Zeit des Jahres ist der schönste Ort gerade gut genug. Das heißt, das ideale Grundstück sollte etwas abgelegen sein und mindestens einen Ausblick auf Wasser oder Berge bieten – beziehungsweise beides miteinander verbinden, wie die Casa Tunquen an der chilenischen Küste. Hier bot sich den Architekten von MasFernandez aus Santiago ein Bauland, das kaum spektakulärer sein könnte: die steile Klippe von Punta de Gallo. „Das Wichtigste war die Lage“, erklären die Architekten, „entsprechenden Schutz vor dem starken Seewind zu bieten und dennoch die natürliche Umgebung so wenig wie möglich zu stören.“ Deshalb basiert das Haus auf einem Raster aus Pfeilern, das gleichzeitig die Fassade wie ein schützender Mantel umschließt.
2 Nachhaltigkeit
Denn merke: Wer einmal seinen perfekten Rückzugsort gefunden hat, möchte ihn erhalten und nicht selbst Störfaktor des natürlichen Gleichgewichts sein. So versuchten auch die Architekten von Craig Steely aus San Francisco, den baulichen Eingriff möglichst gering zu halten und setzten dabei ganz auf langfristige Umweltverträglichkeit. „Die Abgeschiedenheit des Geländes, unser Wunsch nach weiten, freien Flächen sowie unser Commitment für Nachhaltigkeit ließ uns eine leichte Stahlkonstruktion als Bauweise wählen“, beschreiben sie ihren Entwurf Lavaflow 5 auf Big Island, Hawaii. „Das Gebäude ist lang und schmal, alle Räume sind zum nördlich gelegenen Ozean ausgerichtet. Der schmale Grundriss ermöglicht passive Kühlung durch Querlüftung und lässt eine energieaufwändige Klimaanlage überflüssig werden. Die gerasterte Südfassade verwandelt das Sonnenlicht in sanfte Helligkeit, während die thermische Solaranlage auf dem Dach die Versorgung mit warmen Wasser sichert. Dieses einfache Gebäude aus Stahl, Beton und Glas erfüllt die wesentlichen Ansprüche des Lebens und setzt den Schwerpunkt auf die dynamische Qualität der Umgebung.“
3 Einfachheit
Eine winzige Hütte wie Le Corbusiers Feriendomizil am Cap Martin mag nicht jedermanns Sache sein. Ein wenig Reduktion gehört bei einem Freizeit-Wohnsitz dennoch zum guten Ton. In Neuseeland nennt man das klassische, einfache Sommerhaus Bach. Hier trifft sich die Familie, um die warme Jahreszeit vor allem draußen zu verbringen. Inspiriert von dieser Tradition, entwarfen MRTN Architects aus Melbourne an der Küste von South Gippsland das Venus Bay Bach. Auftraggeber war eine Familie mit begrenztem Budget, die ausreichend Schlafraum für Familienmitglieder und Freunde benötigte. Die Herausforderung: ein kleines Haus weitläufiger wirken zu lassen, als es eigentlich ist. „Die überdachte Terrasse ist der Schlüssel zum Erfolg des Hauses“, erklären die Architekten, „entworfen als ein großer Außenraum, der im Winter sonnig, im Sommer schattig und rundum vor Wind und Regen geschützt ist. Dieses Haus wird geliebt und ausgiebig genutzt. Ganze Familien kommen zu Besuch, essen, trinken und spielen auf der Terrasse, während innen immer noch genug Rückzugsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.“
Und damit kommen wir zum letzten, entscheidenden Punkt: Geteilte Freude ist doppelte Freude. Die meisten möchten in ihrem Teilzeitheim Platz für Freunde und Familie haben. So auch ein slowenischer Geschäftsmann, der sich auf seinem Landsitz eine Art multifunktionale Scheune wünschte. Das Architekturbüro Arhitektura d.o.o. aus Ljubljana entwarf ihm mit Black Barn ein weitläufiges Gebäude, das sowohl Raum für landwirtschaftliche Produkte und Geräte bietet als auch für große Familientreffen. „Der Keller dient der Aufbewahrung von Honig, Früchten, Werkzeugen und ähnlichem“, so die Architekten, „Das geräumige Erdgeschoss verfügt hingegen über eine offene Küche, einen Kamin, die Eingangshalle sowie die Treppe zur Verbindung der drei Geschosse. Der erste Stock ist bis auf ein Gästezimmer beinah leer und dient im Winter als Fitness- und Billardraum.“ Von außen fügt sich das Gebäude dank seiner einfachen, an eine traditionelle Scheune erinnernde Form harmonisch in die dörfliche Umgebung ein. Von innen wirkt es modern und vor allem: weitläufig. Hier können ohne jegliche Schwierigkeit große Familienfeste gefeiert werden.
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