Inmitten des Regenbogens
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Wer einmal durch einen Regenbogen laufen möchte, der ist im dänischen Aarhus am richtigen Ort. Für das dortige Kunstmuseum ARoS hat der in Berlin lebende Künstler Olafur Eliasson den ersten begehbaren Regenbogen entworfen. Schon von Weitem sichtbar leuchtet „Your rainbow panorama“ in allen Farben des Spektrums auf dem Dach des modernen, würfelförmigen Backsteinbaus – und lädt ein zu einem Rundgang über den Dächern der Hafenstadt.
Olafur Eliassons Idee war, einen Raum zu schaffen, in dem sich die Grenzen zwischen Kunst und Architektur, innen und außen regelrecht auflösen und sich den Menschen so eine ganz neue Wahrnehmung ihrer selbst in ihrer Umgebung eröffnet. „Colour intensifies reality at all times“, meint Eliasson und möchte Besucher des gläsernen Panoramawegs dazu anregen, über das Gewohnte und Gewöhnliche hinaus zu denken und zu fühlen.
Somewhere over the rainbow
Der 150 Meter lange Regenbogenring ist das „i-Tüpfelchen“ des 2004 fertig gestellten Museumsbaus der dänischen Architekten Schmidt, Hammer und Lassen. Das neunstöckige Gebäude im Zentrum von Aarhus wirkt aufgrund seiner einfach gehaltenen Form und seiner exponierten Lage wie ein gigantischer Sockel für die auffällige Regenbogenskulptur. Das drei Meter breite „My rainbow panorama“ mit einem Durchmesser von 52 Metern wurde auf filigranen Säulen dreieinhalb Meter über der Dachterrasse des Kunstmuseums installiert.
Alle verwendeten Glasscheiben sind Spezialanfertigungen, da jede einzelne der Biegung des Rundwegs angepasst werden musste. Darüber hinaus bilden die farbbeschichteten Scheiben die tragende Konstruktion für das Dach des kreisförmigen Panoramawegs. Betritt der Besucher das gläserne Kunstwerk, eröffnet sich ihm ein einmaliger Rundumblick über die inoffizielle Hauptstadt Jütlands und ihren imposanten Industriehafen. Das durch die getönten Scheiben scheinende Tageslicht taucht ihn und die Stadt in die Farben des Regenbogens.
Schwebendes Leuchten
Während am Tag das Sonnenlicht für einen schimmernden Regenbogeneffekt sorgt, musste für ein ebenso natürlich wirkendes Leuchten bei Nacht eine intelligente Lösung gefunden werden. In Zusammenarbeit mit dem Hersteller Zumtobel wurde dafür eine spezielle, indirekte Beleuchtung entwickelt. Bei Einbruch der Dämmerung strahlen 116 Einbauleuchten an die weiße Decke des Panoramawegs und lassen ihn von Innen heraus erstrahlen. Um die Leuchten als unsichtbare Lichtquelle zu nutzen, wurden sie an der inneren Begrenzung des Stegs unter einem begehbaren Entblendungsraster eingelassen.
Speziell für Olafur Eliassons Entwurf wurden die indirekt abstrahlenden Sonderleuchten so optimiert, dass sie die gesamte Deckenfläche symmetrisch ausleuchten. So wird die Decke selbst zur indirekten Lichtquelle und lässt den Eindruck eines schwebenden Regenbogens am Nachthimmel von Aarhus entstehen – dem wohl einzigen Regenbogen, der ohne das Licht der Sonne auskommt. Der Besucher wird als dunkler Schattenriss zu einem Teil der Installation und kann dennoch ungestört die Aussicht auf die Lichter der ihm zu Füßen liegenden Stadt genießen.
Für den Leuchtenhersteller Zumtobel war dieses Projekt gleichermaßen Herausforderung und Bestätigung seiner langjährigen Erfahrung in der Beleuchtung von Kunst- und Kulturobjekten. Denn selbst hinter der schwerelos wirkenden Leichtigkeit des „My rainbow panorama“ steckt eben – wie so häufig – eine ausgefeilte Technik.
Ein Schatz am Ende des Regenbogens
Ohne Zweifel ist Aarhus in diesem Jahr um ein Wahrzeichen reicher geworden: Neben dem größten Industriehafen und dem höchsten Kirchturm Dänemarks verfügt die Stadt nun über den weltweit ersten begehbaren Regenbogen. Der farbig leuchtende Glasring über den Dächern zieht die Aufmerksamkeit auf sich und damit zugleich auf eine weitere Besonderheit. In Aarhus gibt es ihn nämlich den sagenhaften Schatz am Ende des Regenbogens – und es ist ein Kulturschatz.
In dem großzügigen Neubau des ArOS Kunstmuseums erwarten den Besucher über 1100 Ölbilder, 400 Skulpturen sowie 7000 Zeichnungen, Fotos und Grafiken der dänischen „Goldenen Ära“ und Moderne. Darüber hinaus lockt eine beachtliche Sammlung mit Werken zeigenössischer Künstler wie Bill Viola, Carsten Höller, Miwa Yanagi oder James Turrell – und seit neuestem: Olafur Eliasson.
FOTOGRAFIE Ole Hein Pedersen
Ole Hein Pedersen
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