Japanisches Raumkonglomerat
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Komazawa Setagaya-ku – so heißt die Adresse des Restaurants +green in Tokio. Gerade eröffnet, erstaunt es durch die Nutzung verschiedener räumlicher Ebenen, in denen unterschiedliche Funktionen untergebracht sind: Restaurant, Take away und Gourmet Shop. Entworfen hat diese, auf den ersten Blick verwirrende Raumstruktur das Tokioter Architektur- und Designbüro Sinato – federführend bei diesem Projekt war dessen Gründer Chikara Ohno.
Das seit 2004 bestehende Studio ist bekannt durch eine experimentelle Gestaltung, insbesondere kleiner Räume. So auch hier: Ganze 111 Quadratmeter Fläche misst das Raumkonglomerat, das in einem dreistöckigen Apartmentgebäude untergebracht ist. Die Umgebung ist als Wohngegend zu beschreiben, wobei an schönen Sommertagen viele Hauptstädter in den nahegelegenen Komazawa-Park – einen der größten Tokios – strömen.
Darauf reagiert das mehrteilige Konzept von +green. Die Multifunktionalität bildete daher auch den Startpunkt für das Interiordesign von Sinato. Betreten wird das Gebäude über eine Terrasse mit Sitzgelegenheiten. In Auftrag gegeben von Dream Studio – einer Marketingagentur, die auch zwei Cafés in der japanischen Hauptstadt betreibt – liegt der kulinarische Fokus des +green auf der Bio-Küche: So werden im Restaurant Bio-Produkte serviert und im Deli kulinarische Köstlichkeiten an den vorbeiströmenden Flaneur verkauft.
Übereinander gestaffelte Räume
Gleich auf den ersten Blick fällt auf, dass im Interieur nur wenige Materialien zum Einsatz kommen und damit eine ansprechende visuelle Zurückhaltung entsteht: Holz, Beton und Backstein. Letzterer ist verbaut bei den Zwischenwänden, die so verschiedene intime Raumsituationen bilden. Das Besondere daran: Diese Wände stehen quasi frei im Raum, der weitaus höher – nämlich erstaunliche 4,39 Meter – misst. Die Backstein-Wände sind teilweise von unterschiedlich großen Öffnungen durchbrochen. Es gibt türgroße Eingänge sowie kleinere Öffnungen, durch die der Gast schauen kann und die dem Raum die nötige Leichtigkeit verleihen.
Vertikale Schwingung
Erstaunlicherweise ist das eigentliche Restaurant 1,61 Meter in das Kellergeschoss hinein gebaut, während sich das Take away und der Shop im Erdgeschoss auf Straßenebene befinden. Der Shop wurde gegenüber dem Take away um einen halben Meter angehoben, um im darunter verbleibenden Raum die Küche anzuordnen. Der Gast läuft über die Treppen zwischen den verschiedenen Bereichen hin und her – während er immer den gesamten, hohen Raum im Blick hat.
Deshalb sind die Treppenanlagen auch das auffälligste Gestaltungselement des gesamten Interieurs: Aus Holz gefertigt, nehmen sie mit ihrer Rundung die Form der ebenfalls rund ausgeformten weißen Wand auf, die im Obergeschoss in den großen Raum hineinragt. Dahinter befinden sich Funktionen wie die Klimaanlage und andere Installationen.
Dekorationslos
Schnöde Dekoration gibt es im +green fast keine. Zwar wechseln sich Holz- und Beton-Fußböden ab und es gibt unterschiedliche Sitzmöbel – teilweise mit grünen oder grauen Polstern oder aber aus Holz und Kunststoff –, die sich um schlichte helle Holztische gruppieren. Doch hat Chikara Ohno über den gesamten Raum Grünpflanzen in Holzbottichen verteilt. Als natürliche Farbtupfer und Reminiszenz an die kulinarische Ausrichtung des Restaurants.
FOTOGRAFIE Toshiyuki Yano
Toshiyuki Yano
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