Küche mit Aussicht
Im Süden Taiwans hat das Architekturbüro Chain 10 ein Haus aus Sichtbeton gebaut, das die Tropen ins Innere lässt. Das haben wir uns angeschaut!

Kaohsiung, Lingzhong Road No.1: Im Süden Taiwans hat das Architekturbüro Chain 10 ein Haus aus Sichtbeton gebaut, das die Tropen ins Innere lässt. Mit dabei: ein Hofgarten voll erfrischendem Grün, Terrassen für Müßiggänger, formidable Ausblicke auf den Hafen und eine Wohnküche, die Hobbyköche glücklich macht.
Keng-Fu Lo ist Architekt und hat sich ein 450 Quadratmeter großes Haus gebaut. Mitten in den Tropen, in seiner Heimatstadt Kaohsiung. Hier wohnt und arbeitet er – mit spektakulärem Blick auf einen der größten Häfen der Welt. Vor rund zwanzig Jahren hat sich der 50-jährige mit seinem Architekturbüro Chain 10 selbständig gemacht, was ziemlich erstaunlich ist. Keng-Fu Lo hat nämlich Psychologie studiert, zur Architektur kam er auf Umwegen und ist inzwischen ziemlich erfolgreich damit.
Das Haus an der Ecke
Es ist eine ganz normale Straße in Kaohsiung: ein Durcheinander von Baustilen, schnell hochgezogenen Häusern aus den Siebzigern, ungepflegtem Grün – in Sichtweite des Stadions und der Hochhäuser der Innenstadt. Dahinter: Brachland und der riesige Containerhafen. Das Wohnhaus von Keng-Fu Lo, das auch sein Architekturbüro beherbergt, liegt über Eck, und von dort betritt man es auch. Es geht vorbei an einem kleinen Becken mit orange schimmernden Koi-Karpfen, wo sich die Mitarbeiter mitunter zum Mittagsplausch treffen. Im Entree befindet sich ein Empfangstresen und gleich nebenan ein Raum, der vollgestopft ist mit Material- und Farbproben: Textilien, Hölzer, Steinwaren.
Hat man die Schuhe ausgezogen und ist in die bereitgestellten Puschen geschlüpft (wir sind schließlich in Asien), geht es hinauf in den ersten Stock. Fünfzehn Mitarbeiter beschäftigt Keng-Fu Lo in seinem Architekturbüro, und die Architekten können sich über einen schönen Arbeitsplatz freuen. Durch bodentiefe Fenster fällt viel Licht in das Großraumbüro, dem mehrere kleinere Einzelbüros angedockt sind. Gleich daneben arbeitet Keng-Fu Lo in der behaglichen Atmosphäre seines Eckbüros mit Möbeln und Leuchten von Poltrona Frau und Artemide. Zur Besprechung treffen sich alle am großen Tisch im Raum nebenan – mit Blick in den verglasten Hofgarten, wo große Bäume ihre Schatten werfen.
Von Wasserstellen und Küchendingen
Als Open Space gestaltet und von den Büros mit einer dreifach isolierten Glaswand abgetrennt, ist der Besprechungsraum wohnlich ausgestattet: mit Skulpturen, Gemälden und Keramiken – der Bauherr sammelt gern – und einem Küchenblock aus bossiertem Naturstein. Hier wird zwischendurch schnell ein Tee gekocht oder ein Kaffee zubereitet – an einer Wasserstelle des deutschen Herstellers Blanco. Das Spülbecken Blanco Metra 45 S ist in Anthrazit gehalten, was schön zum Küchenblock und dem insgesamt gediegenen Ambiente passt. Auch ganz praktisch: Das Becken besteht aus Silgranit PuraDur, einem Verbundwerkstoff, der extrem robust und widerstandsfähig ist. Kein Wunder also, dass uns ein weiteres Blanco-Becken in der zweiten Etage begegnet.
Die gute Form
Überhaupt liebt der taiwanesische Architekt deutsches Design, wie ein Blick in seine Garage verrät. Er schließt eines der Autos auf, steigt ein und braust mit uns Richtung Innenstadt davon. Bei einem Mittagessen in einem japanischen Restaurant, das er gestaltet hat, erzählt er bei Sushi und Sashimi ein wenig von sich und seiner Passion für gute Gestaltung. Dass er sich sein gesamtes Wissen über Architektur und Design durch Bücher und den Besuch von Ausstellungen angeeignet und anschließend die Architektur-Prüfungen an der Uni absolviert hat. Dass Feng-Shui essentiell für all seinen Bauten ist. Und dass er in den Alishan-Bergen im Zentrum Taiwans zusammen mit dem japanischen Architekten Tadao Ando gerade eine Kirche entwirft. Na, wenn das keine gute Aussicht ist!
FOTOGRAFIE Kuo-Min Lee
Kuo-Min Lee
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