Marmoriertes Gewölbe
Weinbar im historischen Palazzo von brunelli ann minciacchi
Blaues Meer, lange Strände und historische Bauten prägen die italienische Küstenstadt Fano. Im Zentrum des alten Stadtkerns gestaltete das römische Architekturbüro brunelli ann minciacchi eine Weinhandlung mit Weinbar, die sich puren Materialien und der Historie des Hauses widmet: Der Palazzo Tomani-Borgogelli – einst im Besitz der Patrizierfamilien Tomani und Borgogelli – stammt aus dem 16. Jahrhundert.
„Die größte Herausforderung bestand darin, einen Kompromiss zwischen Funktionalität und Ästhetik zu finden – wie immer in der Architektur“, erzählt Lavinia Ann Minciacchi, die gemeinsam mit Alessandro Brunelli das Büro brunelli ann minciacchi gegründet hat. „Wir mussten verschiedene funktionale Elemente bedenken, die für den Verkauf von Wein und Lebensmitteln notwendig sind – und das alles auf sehr reduziertem Raum. Unsere Lösung bestand darin, alle eingebauten Möbel selbst zu entwerfen und sie dem Raum ideal anzupassen“, erläutert die Architektin. Aus zwei Räumen mit gewölbten Decken besteht das 50 Quadratmeter große Weinlokal. Das erste Zimmer wird dominiert von einem großen Tresen, das zweite von grünen Schränken und einem integrierten Volumen, in dem sich die Toilette verbirgt.
Reminiszenz an alte Zeiten
Einst waren in den Räumlichkeiten des Erdgeschosses – wie in historischen Gebäuden italienischer Stadtkerne üblich – Handwerksgeschäfte untergebracht. Der authentische Charme des Ortes ist noch heute spürbar. Schon die rohe Fassade mit dem schmiedeeisernen Gitter am Fenster erzählt von der langen Geschichte des Hauses. Diese will das Projekt offenbaren. In Anlehnung an die frühere Farbgebung wurden die Wände neu verputzt und in schlichtem Weiß gestrichen. Zusammen mit dem hellen Boden bilden sie für die Architekten eine neutrale Fläche, die das neue Interieur optimal zur Geltung bringt.
Die Erde als Inspiration
Perfekt in die räumliche Situation eingepasst sind die von brunelli ann minciacchi entworfenen Schränke und der große Tresen. Das Holz wurde von einem lokalen Schreiner bearbeitet und anschließend mit Harz veredelt und gestrichen. Die Wahl der grünen Farbe ist als Hommage an die Erde zu verstehen: „Terra (Erde) lautet der Name der Weinbar, der an die Natürlichkeit der biologischen Weine und Lebensmittel erinnert, die hier verkauft werden“, erklärt Lavinia Ann Minciacchi. „Deshalb haben wir wenige natürliche Materialien und Farben verwendet: Eiche für die Tische und Stühle, Verde-Alpi-Marmor an den Wänden, Terrakotta-Fliesen und ein erdiges Grün für die hölzerne Theke.“
Italienisches Landleben
Im schlichten Ambiente stechen die von Patricia Urquiola für Mutina entworfenen Fliesen Celosia ins Auge. Am großen Tresen sowie an den Oberschränken dahinter sind die geometrischen Muster und die feinen Details mit Bedacht gewählt: „Um an die Unregelmäßigkeit der Natur zu erinnern, haben wir uns für diese handgefertigten Fliesen aus Terrakotta entschieden. Sowohl wegen ihres Materials, als auch wegen ihres Musters, das an ländliche italienische Scheunen erinnert“, erzählt Lavinia Ann Minciacchi. Thonet-Stühle vom Antiquitätenmarkt und ein schlichtes Apfel-Bild von Enzo Mari, das in sattem Rot die grünen Elemente kontrastiert, runden das reduzierte Interieur ab.
Marmor, Wein und Einfachheit
Grüne Adern durchziehen den markanten Marmor Verde Alpi, der einen Hauch Extravaganz in das jahrhundertealte Gemäuer bringt. Neben Terrakotta, dem verwendeten Holz und der Kunstfertigkeit der Handwerker offenbart der Marmor, laut Architekten, das typisch Italienische der Weinbar. „Das Design soll eine warme, gemütliche Atmosphäre schaffen, in der man sich entspannen, in Resonanz mit den natürlichen Materialien treten und einfach ein Glas Wein trinken kann“, erklärt Lavinia Ann Minciacchi und ergänzt: „Wir denken, es ist uns gelungen, mit wenigen Materialien, einfachen Einbauten, maßvollen Formen und Details einen schönen Ort zu gestalten, der den Raum mit seinen historischen Gewölben zelebriert.“
FOTOGRAFIE Lorenzo Zandri
Lorenzo Zandri
Projektname | Terra |
Architekten | brunelli ann minciacchi |
Standort | Fano, Italien |
Nutzung | Weinhandlung und Weinbar |
Fläche | 50 Quadratmeter |
Einrichtung | |
Terrakotta-Fliesen | Celosia von Patricia Urquiola für Mutina |
Wände und Waschbecken | Verde-Alpi-Marmor |
Spüle | LIG280 von Paffoni |
Stühle | Vintage 811 von Thonet |
Hocker | Milk von Miniforms |
Apfel-Bild | La Mela von Enzo Mari für Danese |