Diese Spielwiese aus Beton hat das belgische Studio Arcero Architecten für einen Grafikdesigner, Familienvater und Eames-Bewunderer gebaut. Jeroen Lathouwers besitzt eine museale Sammlung der Möbel von Ray und Charles Eames, die er zwischen Sichtbeton in seinem neuen Zuhause präsentieren kann.
Das hier ist kein gewöhnliches Wohnhaus. Zwischen den Exponaten einer privaten Designsammlung lebt die dreiköpfige Familie, darüber hinaus befindet sich ein Grafikdesignstudio unter dem gleichen Dach. Die Bauherren hatten sehr genaue Vorstellungen davon, wie ihr Haus aussehen sollte: „Ich wollte unbedingt ein Flachdach. Und auf der Rückseite, in Richtung Garten, viel Licht und Offenheit. Und ein perfektes Finish“, erinnert sich Jeroen Lathouwers. „Also, vielleicht fordere ich ja viel.“
Der belgische Architekt Jan Cloetens konnte die Vorstellungen seines Auftraggebers erfüllen. Sein Studio Arcero Architects hat ein zweigeschossiges Haus mit Flachdach entworfen, in dem Beton in zahlreichen Oberflächenstrukturen verwendet wird. Die Garagenwände mit ihrer markanten Holzmaserung wurden direkt vor Ort gegossen. Das erste Geschoss wiederum ist mit glattpolierten Sichtbetonfertigteilen ausgestaltet. Diese komplementären Oberflächen ergänzen sich und sollen der Fassade Spannung verleihen.
Innen haben sich die Architekten für eine besonders glatte Betontextur entschieden. In der Küche sind die Wände versiegelt. Auch Boden und Terrasse bestehen aus Ortbeton: hoch poliert innen und matt außen. Jetzt, da Lathouwers in dem Haus wohnt, entdeckt er noch immer neue Facetten des Baustoffs: „Beton ist nicht kalt und grau. Die Mauer, die mitunter die Terrasse umgibt, ist manchmal fast schwarz, manchmal grün oder gelb, aber auch gelegentlich weiß. Sie lebt mit den Jahreszeiten, mit den Stunden des Tages, mit der Trockenheit der Luft.“
Mit Arcero Architecten hat Lathouwers Experten für den betonierten Neubau beauftragt: Bestimmt 50 Prozent ihrer Wohnhausprojekte sind Betonbauten, was bemerkenswert ist, werden in Belgien nach wie vor die meisten Häuser als Backsteinbauten geplant. „Betonbau erfordert eine sehr gute Vorbereitung: Wenn gegossen wurde, kann man es nicht mehr verändern. Es muss das erste Mal gut sein. Die Nähte im Boden, die Ausrichtung der Säulen ... alles muss stimmen“, erklärt Jan Cloetens.
Stilistisch wünschte sich der Bauherr einen zeitgenössischen Hybrid: „Die nordeuropäische Betonarchitektur, den typischen Brutalismus, finde ich zu dunkel und deshalb unbewohnbar. Ich wollte das Licht des südfranzösischen oder kalifornischen Baustils, aber unser Klima erforderte eine technische Übersetzung“, erläutert er seine Vorstellungen. „Kältebrücken oder Übergänge in der Isolierung sind in wärmeren Klimazonen nicht bekannt."
Die Detailfreude des Grafikers spiegelt sich auch in der Einrichtung seines Hauses wider. Dafür konnte Jeroen Lathouwers aus dem reichen Fundus seiner Sammlung von Vintage-Möbeln, Kunst und Artefakten schöpfen. Die Objekte fügen sich leicht in das Setting des Baus ein und entwickeln vor der Grundierung in Beton eine besonders Strahlkraft.
Passend dazu rundet eine schlichte Küche von bulthaup mit Fronten in amerikanischem Walnussholz das Interior ab. Dazu gehört natürlich auch, dass es rund um die Kochfläche immerzu aufgeräumt ist. Das ist gar nicht so einfach als Familie, weshalb die Architekten einen doppelten Boden eingebaut haben: Hinter der Küche gibt es eine versteckte Kammer für das Chaos, das Alltag und Leben kontinuierlich verursachen.
FOTOGRAFIE Tim Van De Velde
Tim Van De Velde
Project TU
Wohnhaus 394 Quadratmeter / Grimbergen, Belgien / 2011–2012
Mehr Projekte
Multifunktionales Penthouse
Loft in München von allmannwappner

Recycelter Anbau
Subtile Erweiterung eines viktorianischen Wohnhauses in London

Whisky im Pantheon
Eine Sichtbeton-Destillerie von Neri&Hu in China

Bewohnter Adventskalender
Lenka Míková Architekti gestaltet ein Prager Apartment

Küche mit Aussicht
Intelligenter Anbau von Material Works in London

Mut zur Maserung
Die schönsten Interiors mit Holz

Ode an die Natur
Restaurant Lunar in Shanghai von Sò Studio

Schiffscontainer im Garten
Umgestaltung eines Londoner Reihenhauses von DEDRAFT

Fließende Zimmer
Die schönsten textilen Raumteiler

Die Farben der Wüste
Restaurant Shay von Ivy Studio in Montreal

Großstadt in der Provinz
Die von Maurizio Lai gestalteten Sushi Clubs in der Brianza

Marmoriertes Gewölbe
Weinbar im historischen Palazzo von brunelli ann minciacchi

Café in Scherben
Drop Coffee in Dubai vom Designstudio Roar

Architektur im Wunderland
Das Londoner White Rabbit House von Gundry + Ducker

Für Katzen und Menschen
Ein Vierbeiner-Café von Davidson Rafailidis in Buffalo

Cosy Kost
Neues Raumkonzept von OEO Studio für Sternerestaurant Kadeau

Rotlicht auf der Treppe
Nautischer Gourmettempel von El Equipo Creativo in San Sebastián

Dolce Vita in Denkendorf
Multifunktionales Restaurant-Interieur von Ippolito Fleitz

Eine Bühne für den Austausch
Flexibler Multifunktionsraum von Delordinaire in Paris

Hybrides Raumkonzept
Das Run Run Run in Madrid ist Café, Co-Working-Space und Sportclub in einem

Brasserie in Berlin
Restaurant Remi von Ester Bruzkus im Suhrkamp-Haus

Süßes Experimentallabor
Patisserie von DAS_Lab in Shanghai

Kontrastreiche Farbspiele
Extravagantes Apartment von Studio Plutarco in Madrid

Berliner Glamour
Der Restaurant-Bar-Club-Hybrid Kink

Räumliche Choreographie
Degustationsgebäude von Walker Warner Architects in Kalifornien

Drama im Wunderland
Restaurant Cinnamon von Kingston Lafferty Design in Pastellfarben

Drei wird eins
Historischer Umbau in Melbourne von Robson Rak

Auf Sand gebaut
Ein Flachdachbungalow von Nicolas Dahan an der französischen Atlantikküste

Herzstück aus Stein
Arjaan De Feyter und Vola zeigen, wie man Materialien zum Leben erweckt

Raumwunder im Reihenhaus
Reihenhaus von i.s.m.architecten in Antwerpen
