Mexikanisch-Römische-Mixtur
Was passiert, wenn Vincent Van Gogh, mexikanische Lebensart und römische Antike aufeinandertreffen?

Was passiert, wenn Vincent Van Gogh, mexikanische Lebensart und römische Antike aufeinandertreffen? Die Antwort darauf liefert der kubanische Künstler Jorge Pardo, der im südfranzösischen Arles ein früheres Stadtpalais in ein Hotel mit flirrenden Farben und Dekoren verwandelt hat.
Auch wenn alle Wege einst nach Rom führten: Das südfranzösische Arles war in der Antike ein ebenso wichtiger Knotenpunkt. Hier kreuzte sich die von Rom zur Côte d’Azur führende Via Aurelia mit der Via Agrippa, über die es hinauf nach Lyon und Köln ging. Die Spuren der Römer sind unübersehbar im heutigen Arles. Nur wenige Schritte vom einstigen Forum und den Konstantin-Thermen entfernt ist auf den Ruinen einer Basilika im fünften Jahrhundert ein Stadtpalast errichtet worden. Genau dort hat nun das Hotel d’Arlatan eröffnet, benannt nach seinem früheren Besitzer Jean d’Arlatan.
Beständiger Wechsel
Der Intendant am Hofe von König René I. hatte den Bau im Jahr 1444 erworben und zahlreiche Veränderungen vornehmen lassen, darunter auch die Ausstattung der Decken mit Fresken des Malers Nicolas Ruffi. 1841 kaufte ein Notar aus Arles das Gebäude, ohne es selbst zu bewohnen und vermietete es für verschiedene Anlässe. Nachdem das Anwesen im Ersten und Zweiten Weltkrieg zur Unterbringung von Truppen diente, ging es in den Besitz der Familie Saulcy-Desjardins über. Sie renovierten den 45-Zimmer-Bau und legten einige Mauern aus der spätrömischen Entstehungszeit frei.
Interkontinentale Mixtur
Drei Jahre dauerte der Umbauprozess in Arles, den Jorge Pardo mit den lokalen Architekten Max Romanet und Renzo Wieder sowie seinem eigenen 30-köpfigen Team aus Malern, Schreinern, Designern und Architekten realisierte. Auch wenn der Denkmalschutz ein waches Auge auf die Erhaltung der römischen Mauern warf: Jorge Pardo wollte mexikanische Traditionen ebenso mit einweben wie das künstlerische Erbe der Stadt Arles, wo einst Vincent Van Gogh und Paul Gauguin zusammen gelebt hatten und ersterer nach einem Streit auf seinen Freund und Künstlerkollegen mit dem Rasiermesser losging und sich schließlich sein eigenes Ohrläppchen abschnitt.
Tanzende Möbel
Eine wichtige Rolle in der Inneneinrichtung der 35 Zimmer, sechs Apartments und eines 300 Quadratmeter großen Gästehauses spielen Mosaike. Insgesamt 6.000 Quadratmeter sind im Hotel d’Arlatan ausgelegt worden, davon 4.000 allein für die Böden. Die floralen Motive sind zunächst aus elf verschiedenen Steinformen und 18 Farben am Computer gebaut worden. Anschließend sind von einem Unternehmen in Mexiko fast zwei Millionen Steine gebrannt und in Arles von Hand zusammengefügt worden.
Die unregelmäßigen Mosaikdekore lassen die Möbel auf ihnen regelrecht tanzen. Wandfarben und Vorhänge greifen die warmen Nuancen der Böden auf und verstärken sie. Eine atmosphärische Wirkung entfachen die Wand- und Pendelleuchten, die aus bunten Kunststoffkreisen gefertigt sind und an farbige Wolken oder erstarrte Zuckerwatte denken lassen – und den Innenräumen damit einen lebhaft-infantilen Charakter geben.
Im warmen Licht
Die tropischen Einflüsse Yukatans sind auch im Innenhof spürbar, wo Bananenbäume, Magnolien, Schlangenbäume auf europäische Gewächse wie Zypressen, Olivenbäume und Winterbeeren treffen. Der Garten als passendes Sinnbild für das Hotel d’Arlatan, wo mediterrane, europäische Traditionen mit Nuancen aus der neuen Welt zusammenkommen. Das Ergebnis wirkt jedoch keineswegs überfrachtet, sondern im warmen Licht der Rhône-Mündung gerade richtig platziert. Das Beste dabei: Die Zimmer sind nicht unerschwinglich, sondern beginnen bei moderaten 180 Euro.
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