Nichts wie raus!
Nachhaltige Wochenendhütten bei Berlin

Kleine Ferienhäuschen im Grünen erleben derzeit einen riesigen Boom. Viele Stadtmenschen träumen davon, der urbanen Kulisse zu entfliehen und in die Natur einzutauchen. Das gelingt mit den nachhaltigen Designhütten von Raus, die das Übernachten in der Natur komfortabel und erholsam gestalten. Jeden Quadratmeter der begrenzten Wohnfläche nutzen die im Berliner Umland platzierten Tiny Houses geschickt aus. Das neueste Cabin-Modell wurde vom Architekten und Designer Sigurd Larsen entworfen.
„Julian, Christopher und ich waren bei unseren vorherigen Jobs an dem Punkt, wo wir uns fragten: Ist das, was wir machen, eigentlich noch nachhaltig und gesund?“, erzählt Raus-Co-Gründer Johann Ahlers. „In der Stadt hast du zwar alles, was du brauchst, aber das geht auch mit nie endenden To-do-Listen einher, privat wie beruflich. Wir sind quasi ‚always on‘. Mit Raus wollten wir einen Ausgleich dazu schaffen, einen Ort, der nahtlosen Zugang zur Natur bietet. An dem Menschen mehr Balance in ihrem Leben finden können.“ 2021 gründeten die Schulfreunde Christopher Eilers, Johann Ahlers und Julian Trautwein in Berlin ihr „Hospitality Tech“-Start-up Raus. Derzeit betreiben sie fünf Cabins im Berliner Umland, die so vielversprechende Namen wie „Wildblumenwiese“ und „An der Pferdeweide“ tragen. Deutschlandweit sollen bald weitere Standorte erschlossen werden.
Nachhaltig und detailverliebt
„Das Design des ersten Cabin-Modells haben wir mehr oder weniger intern zusammen gescribbelt. Dabei stand für uns immer die Frage im Mittelpunkt: Wie schaffen wir ein immersives Naturerlebnis?“, sagt Johann Ahlers. Verwendet wurden natürliche und nachhaltige Materialien. Bei den ersten vier Häuschen des Cabin-Typs 1 bestehen die Einbauten und Oberflächen aus hellem Fichtensperrholz. Die Fassaden wurden aus Douglasie gefertigt. Und auch die Dämmmaterialien setzen sich aus natürlichen, CO2-neutralen Flachsfasern zusammen. Die Cabins sind mit Photovoltaikanlagen und Batteriesystemen zur Stromgewinnung sowie eigenen Wassertanks ausgestattet. Hergestellt werden sie in den Niederlanden: „Für die ersten Prototypen haben wir nach Herstellern gesucht, die Erfahrung beim Bau mit nachhaltigen Werkstoffen haben und mit kleinen, mobilen Einheiten in Holzständerbauweise vertraut sind. Zudem war es uns wichtig, dass sie über das gleiche Designverständnis und große Detailliebe verfügen“, erzählt Ahlers.
Neue Designkooperation
Nachdem das erste Cabin-Modell ein Eigenentwurf der Gründer war, hat sich das Raus-Team für die Gestaltung eines zweiten Tiny-House-Typs Verstärkung geholt: Der in Berlin ansässige dänische Architekt und Designer Sigurd Larsen hat ein elegantes, modernes, innen wie außen schwarzes Mini-Ferienhaus für das Start-up entwickelt. Das 18-Quadratmeter-Häuschen wirkt – dank hoher Decken, großflächig verglaster Fensterfronten und geschickt platzierter Oberlichter – überraschend geräumig. Glasschiebetüren schaffen eine fließende Verbindung zwischen Innen- und Außenbereich. „Mit nur wenigen Kubikmetern zu arbeiten, ist für Architekt*innen immer eine Herausforderung“, sagt Sigurd Larsen. „Für mich war es aber gleichzeitig die Quelle der Inspiration, denn so ist auch ein klarer Rahmen gesteckt, in dem man sich kreativ entfalten kann.“ Während das Cabin-Modell 1 für zwei Personen konzipiert war, bietet Larsens Entwurf nun Platz für bis zu drei Erwachsene oder zwei Erwachsene mit maximal zwei kleinen Kindern.
Komfortabel und naturnah
Durch eine große Panoramascheibe blicken die Gäste während ihres Aufenthalts in einer der Raus-Cabins in die wilde Natur. Neben Bett, Bad, Küche und Holzofen lenkt im Innern – abgesehen vom WLAN-Anschluss vielleicht – nichts vom Wesentlichen ab. „Wir wollten den Komfort eines Boutiquehotel-Zimmers mit einem Naturerlebnis verbinden. Unsere Gäste sollen bei ihren Ausflügen nichts vermissen müssen und sich rein auf ihre Zeit dort konzentrieren“, sagt Ahlers. Für Reinigung, Maintenance und Restocking arbeitet das Team von Raus mit den Landbesitzer*innen und lokalen Dienstleister*innen zusammen. Die Cabin namens „Waldlichtung“ verfügt sogar über eine private Holzofensauna in unmittelbarer Nachbarschaft – ausgestattet mit Aufguss-Essenzen und Handtüchern.
Idylle vor der Haustür
Die Raus-Standorte werden nach dem Naturerlebnis in einer ungestörten Lage mit Weitblick auf Wiesen, Weideland und Wälder ausgewählt. „Wir arbeiten mit Land- und Forstwirt*innen sowie Winzer*innen, aber auch Projektentwickler*innen zusammen, um die schönsten temporären Spots ausfindig zu machen. Inzwischen bekommen wir täglich Angebote für neue Flächen“, so der Raus-Co-Gründer. Aktuell sind die Unterkünfte maximal ein bis zwei Stunden vom Stadtzentrum entfernt. Die erste der neuen, von Sigurd Larsen entworfenen Cabins steht bis Ende Oktober 2022 auf dem Gelände des Kulturorts Wehrmuehle im Brandenburger Biesenthal und bietet Gästen die Möglichkeit, vor Ort Open-Air-Kunstausstellungen zu besuchen. Die genauen Standorte der anderen Ferienhäuschen erfahren die Gäste allerdings erst nach der Buchung. „Wir wollen so die Magie der ungestörten Natur erhalten. Unsere Cabins sollen die Rückzugsorte bleiben, die sie sind“, meint Johann Ahlers. Ein bisschen Abenteuerlust zu entfachen, gehört eben zum Raus-Erlebnis dazu.
FOTOGRAFIE Noel Richter und Franz Grünewald
Noel Richter und Franz Grünewald
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