Schlitz in der Landschaft
Das Weingut Quinta de Lemos im Norden Portugals bietet spektakuläre Geschmacks- und Naturerlebnisse.
Bäume, Büsche und Berge: Viel mehr scheint es in der portugiesischen Beira-Region nicht zu geben. Und auch das Weingut Quinta de Lemos fiele kaum auf, wenn nicht ein gezackt verlaufendes Fensterband Einblicke in das Innere des vollständig in die Landschaft eingepassten Gebäudes geben würden. Ein Haus als abstraktes Ebenbild seiner Umgebung.
Das Weinanbaugebiet Dão liegt nördlich des höchsten Gebirges Portugals, der Serra da Estrela. Die unwirtliche Gegend wird im Sommer durch trockene Hitze zu einem fast wüstenähnlichen Ort. Das hier einer der besten Rotweine des Landes herkommt, erscheint auf den ersten Blick wie ein kleines Wunder. Dabei sind die Hochlagen der Gebirge und der Granitboden als Untergrund ideal für den Weinanbau.
Schützende Felsen
Leicht vom Terrain angehoben, schieben und schlängeln sich zwei parallel verlaufenden Scheiben aus Beton durch die Landschaft. Die eine bildet den Boden und tritt nur dann zu Tage, wenn die hüpfende Topographie es hergibt – die andere bildet das Dach und die Besucherterrasse des eingeschossigen Baus. Das Gut Quinta de Lemos, entworfen vom Architekturbüro Carvalho Araújo (CA), beherbergt Weinkeller, Restaurant und Ferienwohnungen und soll den Besuchern die hauseigenen Marken und ihren Herkunftsort näher bringen. Die umgebenden Felsen dienen dabei nicht nur als Schutz vor den starken Winden der Region, sie bilden auch das Fundament des Neubaus und dringen an manchen Stellen in ihn ein: ein spektakuläres Naturerlebnis für Weinliebhaber.
Von der Natur gezeichnet
Die Terrassenbauweise wird nicht nur für die Weingärten der Region angewendet, auch viele Dörfer und Häuser passen sich treppenartig der Topographie an. Quinta de Lemos geht noch einen Schritt weiter, das Weingut folgt dem Verlauf des Berges und legt sich wie ein gigantisches und leicht unförmiges U um den Hügel. „Das Gebäude wurde von der Landschaft entworfen“, erklärt denn auch der Architekt José Manuel Carvalho Araújo. „Seine Öffnungen und die Ausrichtung orientieren sich an den umliegenden Weingärten, dem idealen Lichteinfall und der maximalen Diskretion.“ Die Besucher gelangen über einen sich schlängelnden Pfad zum Haus. Von hier aus führen zwei Wege in verschiedene Richtungen: Einer bringt die Gäste zum Restaurant, der andere lotst sie zu den drei Gästezimmern.
Im Paradies
Der minimale Materialeinsatz und die raue Natürlichkeit des Hauses verhindern, dass der Bau wie ein kommerzielles Verköstigungsprojekt erscheint. Vielmehr wirkt alles, von den Oberflächen bis hin zu der Einrichtung der Apartments, zurückhaltend-luxuriös und fokussiert auf das Wesentliche. Egal ob vom Dach, den Zimmern oder dem innen liegenden Naturpool: Überall wird der Blick der Gäste, geleitet durch die hervorragende Architektur, nach außen gelenkt. Die Landschaft und damit die Grundlage des Weinanbaus stehen im Zentrum von Quinta de Lemos und machen aus dem Gut ein Paradies für Liebhaber des Weins.
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FOTOGRAFIE Hugo Carvalho Araújo
Hugo Carvalho Araújo
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