Projekte

Serwus Zapiekanka

In Warschau huldigen Moko Architects mit einem Schnellrestaurant einer polnischen Spezialität.

von Claudia Simone Hoff, 05.02.2014

In den Innenstädten der Metropolen Europas herrscht kulinarisch gesehen ein einheitliches Bild: Eine Burger- und Pommes-Kette reiht sich an die andere, dazwischen gibt es Pizza, Pizza, Pizza. So auch in Warschau. Dabei haben die Polen ein einheimisches Fast-Food-Gericht mit langer Tradition: Zapiekanka – ein frisch mit Pilzen und Zwiebeln belegtes, und mit Käse überbackenes Baguette. Moko Architects haben diesem polnischen Schmankerl nun ein Interior gewidmet, das gekonnt mit tradierten Assoziationen spielt.

Zapiekanka wurde vor der politischen Wende in Polen ganz einfach an kleinen, offenen Marktständen verkauft – bevor die internationalen Ketten die Fast-Food-Wende ausriefen und die simple Speise zur schnöden Tiefkühlkost verkam. Genau diese Marktstände hat das in Warschau ansässige Büro Moko Architects nun als gestalterische Referenz genutzt und in ein lediglich 18 Quadratmeter großes Interior übersetzt. Bei den Einbauten der Zapiekanka-Bar Serwus in Warschau handelt es sich jedoch nicht um originalgetreue Marktstände. Moko Architects haben die Form aus pulverbeschichteten Stahlprofilen stark abstrahiert und mit einem Satteldach versehen. Auffällig ist die Farbgebung, wobei Rot für Ketchup und Gelb für Käse stehen soll – zwei integrale Bestandteile der Zapiekanka.
Zubereitung der Zapiekanka
Zeitgeist trifft Dreißiger
Die Zapiekanka-Bar befindet sich im Erdgeschoss eines eleganten grauen Wohnblocks aus den dreißiger Jahren. Moko Architects beschränkten sich nicht auf die Gestaltung des Interiors. Rot eingefasste Fenster und Türen sowie ein ebenfalls rotes Neon-Leuchtschild an der Außenfassade des Gebäudes – mit dem Buchstaben S für den Namen der Bar – locken den Besucher ins Innere. Viel Licht strömt in den langen schmalen Raum, der aufgrund der geringen Größe nach einer klaren Struktur verlangte. Auf dem original erhaltenen, grau-weißen Steinfußboden sind fünf marktstandähnliche Elemente nebeneinander aufgestellt, die einen Raum im Raum bilden. Jedem der fünf, unterschiedlich großen Raumelementen ist eine spezifische Aufgabe im kulinarischen Herstellungsprozess zugeordnet.

Zapiekanka-Parcours
Während der Gast an der ersten Station – mit Kühlschrank, Stellfläche für Getränke und Kasse – seine Bestellung aufgibt und bezahlt, dient die zweite Station der räumlichen Trennung zwischen der Gast- und Küchenzone. Gleich daneben bereiten flinke Hände die Saucen für die Zapiekanka zu. Frische ist das Gebot der Stunde, weswegen sich die Betreiber des Serwus der Slow-Food-Bewegung verbunden fühlen. Chili-Schoten, Basilikum-Töpfe und Zwiebelsäcke baumeln dekorativ am Stahlgerüst, Zutaten wie Pilze und Käse lagern griffbereit in kleinen Containern, während das Brot von einer befreundeten Bäckerei geliefert wird. Ein Schritt daneben wird geschnippelt, das Baguette belegt, dekoriert und im Induktionsofen mit Käse überbacken. Den vier Raumelementen gegenüber ist an der Fensterfront die letzte Station des Zapiekanka-Parcours’ angeordnet. Mit Blick auf die am Haus vorbeiflanierenden Passanten isst der Gast das typisch polnische Fast Food an einem einfachen hohen Tisch im Stehen.    

Beleuchtet wird der verspielt und farbenfroh anmutende Raum durch simple, dekorativ von der Decke hängenden Glühlampen. Aus ebenso einfachen wie kostengünstigen Materialien sind die Arbeitsflächen und Ummantelungen für die Küchengeräte gefertigt: helles, teils gelochtes Schichtholz. Back to the roots könnte deshalb das Motto von Serwus heißen. Denn nicht nur das Essen besinnt sich auf das Reduziert-Einfache und gleichzeitig gut durchdacht. Auch das Interiordesign folgt dieser erfolgsversprechenden Idee.

Facebook Twitter Pinterest LinkedIn Mail
Links

Projektarchitekten

Moko Architects/ MFRMGR

www.mokoarchitects.pl

Projekt

Zapiekanka-Bar Serwus

pl.pl.facebook.com

Mehr Projekte

Besondere Böden

Fünf Projekte mit ungewöhnlicher Bodengestaltung

Fünf Projekte mit ungewöhnlicher Bodengestaltung

Moderne Großstadtküchen

Fünf außergewöhnliche Projektbeispiele

Fünf außergewöhnliche Projektbeispiele

Eine runde Sache

Dries Otten baute in Belgien eine Stadtwohnung um

Dries Otten baute in Belgien eine Stadtwohnung um

Belebter Backstein

Mehrfamilienhaus in ehemaliger Textilfabrik in Melbourne

Mehrfamilienhaus in ehemaliger Textilfabrik in Melbourne

Bunter Community-Space

kupa Kitchen & Working Lounge von Stephanie Thatenhorst in München

kupa Kitchen & Working Lounge von Stephanie Thatenhorst in München

Gestaffeltes Wohnhaus

Umbau einer kleinen Genter Stadtvilla von Graux & Baeyens Architecten

Umbau einer kleinen Genter Stadtvilla von Graux & Baeyens Architecten

Tiroler Putz in Madrid

Atelier- und Wohnhaus Blasón von Burr Studio

Atelier- und Wohnhaus Blasón von Burr Studio

Ziegelstein und Hefe

Hannes Peer gestaltete die Bäckerei Signor Lievito in Mailand

Hannes Peer gestaltete die Bäckerei Signor Lievito in Mailand

Dialog der Gegensätze

Umbau einer Drei-Zimmer-Wohnung in Brooklyn

Umbau einer Drei-Zimmer-Wohnung in Brooklyn

Beton trifft Reet

Farmhaus von NORRØN im dänischen Haderslev

Farmhaus von NORRØN im dänischen Haderslev

Küche als Ort der Begegnung

Erweiterung eines Wohnhauses aus den Dreißigerjahren

Erweiterung eines Wohnhauses aus den Dreißigerjahren

Beton auf allen Ebenen

Brutalistischer Anbau von McLaren Excell in London

Brutalistischer Anbau von McLaren Excell in London

Multifunktionales Penthouse

Loft in München von allmannwappner

Loft in München von allmannwappner

Recycelter Anbau

Subtile Erweiterung eines viktorianischen Wohnhauses in London

Subtile Erweiterung eines viktorianischen Wohnhauses in London

Whisky im Pantheon

Eine Sichtbeton-Destillerie von Neri&Hu in China

Eine Sichtbeton-Destillerie von Neri&Hu in China

Bewohnter Adventskalender

Lenka Míková Architekti gestaltet ein Prager Apartment

Lenka Míková Architekti gestaltet ein Prager Apartment

Vermeers Backstube

Brotmanufaktur Aera von Gonzalez Haase AAS in Berlin

Brotmanufaktur Aera von Gonzalez Haase AAS in Berlin

Küche mit Aussicht

Intelligenter Anbau von Material Works in London

Intelligenter Anbau von Material Works in London

Mut zur Maserung

Die schönsten Interiors mit Holz

Die schönsten Interiors mit Holz

Ode an die Natur

Restaurant Lunar in Shanghai von Sò Studio

Restaurant Lunar in Shanghai von Sò Studio

Schiffscontainer im Garten

Umgestaltung eines Londoner Reihenhauses von DEDRAFT

Umgestaltung eines Londoner Reihenhauses von DEDRAFT

Fließende Zimmer

Die schönsten textilen Raumteiler

Die schönsten textilen Raumteiler

Die Farben der Wüste

Restaurant Shay von Ivy Studio in Montreal

Restaurant Shay von Ivy Studio in Montreal

Großstadt in der Provinz

Die von Maurizio Lai gestalteten Sushi Clubs in der Brianza

Die von Maurizio Lai gestalteten Sushi Clubs in der Brianza

Marmoriertes Gewölbe

Weinbar im historischen Palazzo von brunelli ann minciacchi

Weinbar im historischen Palazzo von brunelli ann minciacchi

Café in Scherben

Drop Coffee in Dubai vom Designstudio Roar

Drop Coffee in Dubai vom Designstudio Roar

Architektur im Wunderland

Das Londoner White Rabbit House von Gundry + Ducker

Das Londoner White Rabbit House von Gundry + Ducker

Für Katzen und Menschen

Ein Vierbeiner-Café von Davidson Rafailidis in Buffalo

Ein Vierbeiner-Café von Davidson Rafailidis in Buffalo

Cosy Kost

Neues Raumkonzept von OEO Studio für Sternerestaurant Kadeau

Neues Raumkonzept von OEO Studio für Sternerestaurant Kadeau

Rotlicht auf der Treppe

Nautischer Gourmettempel von El Equipo Creativo in San Sebastián

Nautischer Gourmettempel von El Equipo Creativo in San Sebastián