Spanische Füllung
Dieses Ferienhaus in Katalonien ist nachhaltig und schön zugleich.

Wie eine Zahnärztin muss sich Co Govers, Gründerin von Zest Architecture, in manchen Momenten vorgekommen sein: Bei einem Umbauprojekt nahe der spanischen Stadt Girona musste sie die Außenmauern eines alten Bauernhauses mit neuem Inhalt füllen. Denn der Denkmalschutz verlangte den Erhalt der vorhandenen Substanz. Doch die Operation gelang und die Villa CP schaffte es sogar auf die diesjährige Architektur-Biennale in Venedig.
Alt und Neu: Diese Gegenüberstellung ist bei Architekten sehr beliebt, doch so konsequent um- und eingesetzt wie bei diesem Umbau in der spanischen Region Katalonien wird sie selten. In fast allen Bereichen strotzt die Villa CP nur so vor Nachhaltigkeit. Konstruktion, Materialität und Technik nutzen vorhandene oder natürliche Ressourcen und formen aus Gebäude und Natur eine Einheit – ganz nach dem Wunsch der Bauherren.
Inlay aus Cortenstahl
Das Ferienhaus thront auf einem Hügel, von dem aus man eine atemberaubende Aussicht über Korkeichenwälder bis hin zum nahe gelegenen Mittelmeer genießen kann. Dieses unverwechselbare Panorama spielte eine der gestalterischen Hauptrollen bei dem Umbau: Große Fensteröffnungen rahmen immer wieder den Ausblick auf die Landschaft. Die architektonischen Eingriffe haben Zest Architecture durch eine besondere Materialität hervorgehoben, um sie von der vorhandenen Substanz abzuheben. Cortenstahl mit seiner rostigen Oberfläche und den präzise geschnittenen Kanten markiert einen klaren Kontrast zu den gemauerten Steinwänden und fügt sich wie ein perfekt sitzendes Inlay in den Altbau.
Stählerne Leinwand
Weil keine Wand in der Villa CP gerade ist, entschieden sich die Architekten, mit umso orthogonaleren Formen zu arbeiten. So setzt sich die innen liegende Treppe von den angrenzenden Mauern ab und wird zu einer beeindruckenden Raumskulptur, die Erd- und Obergeschoss miteinander verbindet. Ein weiterer Höhepunkt ist ein Minipool, der durch eine perforierte Stahlwand vom Außenbereich getrennt ist: Die unterschiedlich großen, tropfenförmigen Löcher projizieren Lichtpunkte auf die Wand- und Wasseroberfläche und kreieren eine bezaubernde Atmosphäre.
Gerahmter Pool
Das untere Geschoss ist zum Teil in den Hügel eingegraben und beherbergt die Schlafräume, wodurch die obere Etage mitsamt Küche und Wohnzimmer einen direkten Zugang zum Garten erhält. Von jedem Raum aus können die Bewohner den Ausblick genießen: So bieten auch die freistehende Badewanne und der offene Duschbereich einmalige Aussichten. Die hölzerne Terrasse liegt zwischen den beiden Geschossen und rahmt einen in die Landschaft eingebetteten Swimmingpool, dessen Wasser mit einem Naturfilter aus Kies und Algen gereinigt wird.
Alle beim Umbau verwendeten Materialien entsprechen dem Nachhaltigkeitsgedanken von Bauherren und Architekten: Die Wärmedämmung besteht aus vor Ort abgebautem und weiterverarbeitetem Kork, und die Innenwände wurden mit Lehmputz verkleidet. Außerdem versorgt eine geothermische Anlage die Villa CP mit Warm- und Kaltwasser. Kein Wunder also, dass es das Projekt mit seiner Mischung aus ökologischen Aspekten und gutem Design auf die diesjährige Architektur-Biennale geschafft hat, als Teil der Time Space Existence-Ausstellung im Palazzo Mora.
FOTOGRAFIE Jesús Granada
Jesús Granada
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