Stadt der Sonne
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Eine ganz spezielle Kulisse bot sich in diesem Jahr den Besuchern der Messe Intersolar in München. Das Büro Nagel Theissen entwarf im Auftrag der Firma Luxor Solar GmbH einen raffinierten Messestand, der die Möglichkeiten nachhaltiger Technologie auf neue Art inszenierte: Dächer aus Solarpaneelen hingen kopfüber von der Decke und spiegelten sich im Fußboden, die Besucher wandelten inmitten einer doppelten Szenerie. Wo ist nun oben, und wo ist unten?
Einen gleichermaßen nachhaltigen wie unterhaltsamen Ansatz zur Präsentation von Solarmodulen fanden Sonja Nagel und Jan Theissen mit ihrem Messestand-Konzept „Roxul“: Die Stuttgarter Architekten entwarfen auf einer Standfläche von 13 mal 8 Metern einen zweigeschossigen Stand mit Lager, Küche, Infotheke und Besprechungsräumen. Das Volumen setzte die beiden Produkte des Auftraggebers Luxor Solar – ein mono- und ein polykristallines Solarmodul – optimal in Szene.
Solarstadt Luxcity
Der Messestand kann mit seinen einzelnen funktionalen Zonen als Haus gelesen werden, ist aber ebenso das Miniatur-Abbild einer Stadt: Luxcity. Lux, das lateinische Wort für Licht, verweist in diesem Zusammenhang auf die Möglichkeiten der Stromgewinnung mit Hilfe des Sonnenlichts – gleichzeitig werden die Solarmodule selbst zur Architektur. Kleine Häuser hängen kopfüber von der Decke, Solarmodule formen sich zu umgekehrten Dächern. Manche dieser Dächer reichen so tief in den Raum hinunter, dass ihre Unterseiten als Tische dienen können – hier finden Beratungsgespräche mit interessierten Messebesuchern statt. Ein verkehrter Giebel wird zur Sitznische, daneben führt eine Treppe hinauf in das Obergeschoss. Hier befinden sich an den beiden äußeren Enden der Fläche zwei Besprechungsräume, die durch eine offene Teeküche miteinander verbunden sind.
Die verkehrte Architektur des Messestandes spiegelt sich, ebenso wie die Leuchtkörper, im Fußboden, der zur Gänze mit goldfarbenem, reflektierendem Echtmetall beschichtet ist. So bildet sich unter den Füßen der Besucher eine Stadtlandschaft mit Dächern, Gassen, und Straßenlaternen – die Spiegelung der Solarstadt Luxcity.
Architektur aus Solarmodulen
Die Firma Luxor Solar will mit ihren Produkten, die den bewussten Umgang mit Energie fördern, eine nachhaltige Zukunft mitgestalten. Nagel Theissen übersetzten dieses Ziel über einen bühnenbildähnlichen Aufbau in begehbare, räumliche Strukturen. Solarmodule dienten hier nicht der Energiegewinnung sondern als raumbildende Elemente. Luxor Solar verzichtete auf Werbung mittels Plakaten oder Flyern – die Produkte sollten für sich sprechen. Das gelang durch die aussagekräftige Gestaltung des Messestandes: Die Produkte wurden nicht in einem Display zur Ansicht ausgelegt – die Solarmodule selbst formten sich zum Display und bildeten das begehbare Modell einer visionären Stadt.
Optisches Rätsel
Luxcity erregt auf den ersten Blick dadurch Aufmerksamkeit, dass die Strukturen auf dem Kopf stehen. Beim Näherkommen macht schon die „Fassade“ des Messestandes neugierig: Kopfüber hängende Textzeilen lassen sich erst durch einen Blick in den goldenen Spiegel des Fußbodens entschlüsseln: „Step inside!“
Die Spiegelung der Konstruktion ist ein weiterer Kunstgriff. Auf einen Schlag verdoppelt sich das optische Volumen des Messestandes, die Szenerie erhält dadurch zusätzliche Tiefe und wird zum Suchbild – immer wieder ergeben sich neue visuelle Bezüge. Als drei-dimensionaler Erlebnisraum evoziert der Messestand phantastische und surreale Bilderwelten: Wie Astrid Lindgrens Karlsson vom Dach schweben die Besucher über der Stadt, die verdoppelte Treppe erinnert an das verwirrende Spiel mit Ebenen und Dimensionen in den Bildern des Künstlers M.C. Escher. Ein Besuch in Luxcity wird zur Stadtwanderung der besonderen Art.
FOTOGRAFIE Brigida Gonzalez
Brigida Gonzalez
Links
AMUNT Architekten Martenson und Nagel Theissen
www.amunt.infoLuxor Solar GmbH
www.luxor-solar.deMehr Projekte
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