Süßes Experimentallabor
Patisserie von DAS_Lab in Shanghai
											
											
					Wie gestaltet man die Verkaufsräume eines Herstellers von zuckersüßen, krachend bunten und schwülstig überladenen Patisserieprodukten? In Shanghai entwarf DAS_Lab ein Experimentallabor, das zeigt, woher die süßen Träume kommen.
Holiland steht für extravagante Patisserie. Zitronenschnitten, Spritzgebäck, Vanilletörtchen, Macarons, aber auch Rosen, Einhörner, Bauernhöfe und sogar ganze Schlösser gehören zum Sortiment der chinesischen Konditorei. Während Süßmäulern hier die Herzen höherschlagen, werden andere vermutlich schon beim Anblick der quietschbunten Kreationen einen Zuckerschock erleiden.
Über Stil und Geschmack lässt sich streiten. Über Präzision und Innovation hingegen kaum. Offenbar sahen die Architekten von DAS_Lab genau hier den gemeinsamen Nenner für die Gestaltung der Shanghaier Filiale, um einer buchstäblich altbackenen Tradition ein zeitgemäßes Image zu verleihen. So schufen sie für die Innenraumgestaltung der 80 Quadratmeter großen Bäckerei mit angrenzendem Verkaufsraum ein wahrhaftiges Experimentallabor: das Holiland Lab.
        
											
											
					
Der Raum als Medium
Ziel der Gestaltung war es, den Fortschrittsgedanken des Unternehmens aufzugreifen und vor allem eine junge Käuferschaft anzusprechen. Seit jeher erforschten Menschen ihre Nahrung aus verschiedenen Perspektiven, was einerseits zu ständiger Wiederholung, andererseits zu Durchbrüchen in der Lebensmittelindustrie führe, sagen die Gestalter des Shanghaier Architekturbüros, die beide Aspekte in ihren Entwurf aufnahmen.
Konkret tun sie das mit einem Förderband im hinteren Teil des Verkaufsraums und einem rotierenden Mehlbehälter im Eingangsbereich. Die beiden Elemente sollen den Fortschritt aus Standardisierung und Automatisierung andeuten. Andere Inspirationen kamen im weiteren Sinn aus der Ingenieurskunst und der Massenproduktion: „Wir stellten uns die Fläche als systematisch fertigende Fabrik vor, deren Produkte wie industrielle Objekte präsentiert werden, die mit Präzision und Kontrolle hergestellt wurden“, erklärt das Büro.
        
											
											
					
Grau in Grau
Bewusst entschied sich DAS_Lab für eine farblich zurückgenommene Kulisse mit geringer Farbsättigung, um die verspielten, mechanischen Objekte optisch hervorzuheben und dem Raum einen starken Charakter zu verleihen. Sämtliche Elemente sind in einheitlichem Grau gehalten, was sich organisch aus der Wahl der Materialien ergibt. Hier treffen Aluminiumschaum und Terrazzo auf Vulkangestein und sandgestrahlten Edelstahl.
Mit diesen reduzierten, fast klinischen Hintergründen akzentuierten die Gestalter die aufwendig dekorierten Patisserieprodukte ihres Kunden. Der Einsatz von Glas in Vitrinen und Wänden ermöglicht uneingeschränkte Sicht. Die Kombination von Edelstahl und Licht soll den Kontrast zwischen Design und Lebensmittel verdeutlichen. Und die großen Fenster zwischen Verkaufsraum und Küche gewähren einen Einblick in die Fertigung. In Verbindung mit den raumhohen Verglasungen zwischen Außen- und Innenraum vermittelt diese Intervention ein Gefühl von Transparenz und Offenheit gegenüber den Endkunden.
        
											
											
					
Die Bäckerei bleibt die einzige Zone auf der gesamten Ebene, in der ein warmes Licht in das Grau in Grau der Präsentationsareale dringt. Lediglich einige abgerundete Ecken und Pflanzen im Hof weichen die harten Konturen und klinischen Oberflächen etwas auf, die sich sogar auf den Outdoorsitzbereich erstrecken. Sonst wird in keinem Detail die rein ästhetischen Funktionen des Innenraums verraten. Und so eine perfekte Illusion eines Labors ermöglicht, das – gewollt oder ungewollt – auch ein kontroverses Licht auf die Nahrungsmittelindustrie wirft.
			FOTOGRAFIE Shao Feng
			Shao Feng
	
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