Surreales Eiserlebnis
Bahnhofshalle, Bahnsteig und Waggon: ein traumhaft-unwirkliches Eiscafé in Covent Garden.
Das Londoner Designbüro FormRoom versteht sich speziell auf die Entwicklung und Umsetzung von markengerechten Interieurkonzepten. Was konkret dahinter steckt, zeigt Milk Train. Das Café in Covent Garden lädt zu einem „instagrammablen“ Eis-Erlebnis ein.
Ein an prominenter Stelle angebrachtes Schild verkündet in leuchtender Schrift den Leitgedanken des Milk Train: „Daydreams & ice-creams“ lautet die vielversprechende Botschaft an den Kunden. Und das ist angesichts der surreal anmutenden Eiskreationen, die hier serviert werden, keineswegs übertrieben. In Verbindung mit der außergewöhnlichen, vom Art déco inspirierten Einrichtung entstand ein Ort, an dem man sich ganz seinen Tagträumen hingeben kann.
Das Designkonzept
Das Schild führt aber nicht einfach nur die Parole des Milk Train plakativ vor Augen, sondern ist – quasi als Leuchtreklame – ein Baustein des ausgefeilten Gestaltungskonzeptes: Ausgehend vom Namen des Eiscafés hat sich das Team von FormRoom von traditionellen Bahnhöfen im Art déco-Stil anregen lassen und ein Ladendesign entwickelt, das etwas traumhaft-unwirkliches hat. Die Dinge gehen hier nahtlos ineinander über: Bahnhofshalle, Bahnsteig und Waggon – das Milk Train ist alles zugleich. Die Eiscreme hier drücke so viel Gefühl für verspielten Surrealismus aus, erklärt Projektmanagerin Emily Foenander, und FormRoom habe diese Magie auf den Laden übertragen wollen.
Die Bausteine
Zweifellos ist dies auch geglückt: Die Magie steckt in vielen liebevollen Details. Neben der „Leuchtreklame“ wecken etwa das geflieste Wandmosaik mit der Angabe Milk Train Covent Garden und der zu „Mind the Melt“ abgewandelte Sicherheitshinweis „Mind the Gap“ aus der Londoner U-Bahn das Gefühl, auf einem Bahnsteig zu stehen. Daneben vermitteln hohe Bögen, die die Kontur alter Waggons nachzeichnen, gepolsterte Sitzbänke, metallgerahmte Fenster, eine kofferbestückte Gepäckablage und die fantasievolle Deckendekoration in Form kleiner Dampfwolken den Eindruck, gemütlich in einem Zugabteil zu sitzen, während draußen die bunte Welt vorüberzieht.
Ein variables Design
Innen gibt dagegen eine vorwiegend monochrome Farbpalette den Ton an, was zum einen zur Art déco-Ästhetik passt und zum anderen Umgestaltungen wirkungsvoller in Erscheinung treten lässt. Denn einzelne Elemente sollen nach Absicht der Designer problemlos auswechselbar sein, um das Aussehen des Milk Train an aktuelle Trends, besondere Tage oder die Jahreszeiten anpassen zu können. So kann es schon mal vorkommen, dass zur Begrüßung des Frühlings die Kirschblüte im Laden Einzug hält.
Apropos Einzug halten: Das Milk Train ist vor allem bei den netzaffinen Millennials beliebt. Kein Wunder, bietet doch dessen einzigartiges, sich regelmäßig wandelndes Erscheinungsbild immer wieder neue „instagrammable“ Fotomotive zum Posten. Auch in dieser Hinsicht ist dem Team von FormRoom ein markengerechtes Designkonzept gelungen.
FOTOGRAFIE Paul Lewis
Paul Lewis
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