Tiefergelegtes Wohnen
Gemütliches Souterrain. Das JJ House von Space Group Architects in London.
Im Keller wohnen arme Künstler? Falsch. Dieser Umbau von Space Group Architects in der Londoner Morgan Street beweist, wie gut tiefergelegtes Wohnen aussehen kann, und dass man sich ganz und gar nicht wie eine Maus im Keller fühlen muss. Als Inspiration dienten die minimalistischen Werke der Künstler Donald Judd und Dan Flavin.
Der amerikanische Künstler Donald Judd experimentierte gerne mit Kuben und Quadern. Diese Raumgruppierungen, die meist als Boden- oder Wandstücke konzipiert waren, erzeugen Wechselwirkungen von offenen und geschlossenen Volumen, Innen- und Außenformen, transparenten und kompakten Oberflächen. Für Judd steckte vor allem in der Kargheit seiner reduzierten, geometrischen Grundformen eine besondere Ästhetik. Von dieser ließ sich der junge Architekt Martin Gruenanger für sein aktuelles Projekt inspirieren: JJ House, die Sanierung und Erweiterung eines denkmalgeschützten Wohnhauses für einen privaten Bauherren im Osten Londons.
Kubus im Keller
„Bescheiden und elegant“ sollten Umbau und Eingriffe in dem auf etwa 1830 geschätzten Gebäudebestand werden. Gruenanger, der 2007 das Büro Space Group Architects gegründet hat, konnte, eingeschränkt durch die Auflagen der Denkmalpflege, den Bestand nicht nach oben erweitern, er musste unter die Erde gehen. Hier im Keller wurde ein schlichter, fast rahmenloser gläserner Kasten an das Haus angebaut, der an Esszimmer und Garten anschließt – ein Glaskubus ganz im Sinne von Donald Judd. Nischen und Gewölbe des Bestandbaus sowie eine verkupferte Kücheninsel vervollständigen den Kubus zu einem Ensemble. Insgesamt 250.000 Pfund haben Umbau, Anbau und die Sanierungsmaßnahmen gekostet
Wärme im Boden
Der gläserne Einbau sitzt zwischen Haus und einem vertikalen Garten und lässt so viel Tageslicht wie möglich in die unteren Räume gelangen. Bestehende außenliegende Kellergewölbe haben Space Group Architects vor Feuchtigkeit geschützt und in einen Kräutergarten und ein Weinlager umgewandelt. Um wohnliche Wärme in das tiefergelegte Wohngeschoss zu bringen, haben die Architekten über den kalten Kellerboden einen isolierten Aufbau gesetzt, unter dem eine Fußbodenheizung liegt. Großformatige Betonplatten schließen den Bodenaufbau ab. Die bestehenden Brandmauern in den oberen Geschossen sind mit all ihrer Unvollkommenheit erhalten geblieben, andere Außenwände wurden mit einer Hochleistungsisolierung ausgekleidet – das Haupttreppenhaus musste mit Brandschutzverglasung ausgestattet werden. Neben diesen Eingriffen haben die Architekten auch das Mansardendach überarbeitet und dort ein Schlafzimmer mit Bad eingebaut. Beide Räume lassen sich über eine hölzerne Schiebtür miteinander verbinden.
Die sichere Nummer
Mit der Materialwahl setzt das Team von Martin Gruenanger auf eine diskrete und sichere Nummer: Auf den historischen Bestand trifft eine Collage aus Sichtmauerwerk, Sichtbeton, Baustahl, matt-weißen Mosaikfliesen, Kupfer, getöntem Glas und Teakholz. Die Möblierung ist klassisch: Objekte von Charles und Ray Eames, Poul Henningsen sowie Dieter Rams ergänzen den Donald Judd’schen Glaskubus. Für die Bearbeitung der Details und das Beleuchtungskonzept beziehen sich Space Group Architects übrigens auf einen zweiten minimalistischen Künstler: den Amerikaner Dan Flavin.
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FOTOGRAFIE Luca Piffaretti, Martin Gruenanger
Luca Piffaretti, Martin Gruenanger
Projektarchitekten
Space Group Architects
Special: London Calling
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