Viva Colonia!
España Alaaf: ein mediterraner Supermarkt von Masquespacio in Köln.

Unter bunt gestreiften Sonnensegeln liegen Serrano-Keulen, Manchego-Laibe und frischer Fisch – die ganze Szene sieht nach spanischem Mercado aus. Tatsächlich spielt sie in Köln, und die Temperaturen liegen bei der Eröffnung des neuen Supermarktes Solera Ende Januar unter Null. Sein ästhetischer Auftritt ist mit kräftigen Blockfarben schön authentisch – denn das Planungsbüro Masquespacio wurde genau wie das kulinarische Angebot aus Spanien importiert.
Soleras Eigentümerin Pepa Bascón lebte in Sevilla, bevor sie vor zwanzig Jahren in die Stadt am Rhein zog. Nach einem Jahrzehnt im Hotel- und Gastgewerbe gründete sie vor zehn Jahren im Zentrum der Domstadt den ersten kleinen Einzelhandel mit Lebensmitteln aus ihrer Heimat. Und es waren nicht nur die Hobbyköche mit Fernweh, die bei ihr einkauften, sondern auch die Köche der spanischen und italienischen Restaurants, die allerdings auch auf der Suche waren nach spezielleren Zutaten und einer größeren Auswahl. Deshalb dauerte es nicht lange, bis Pepa Bascón ihr nächstes Unternehmen startete; einen Großhandel für die Profis. Seit Januar bringt sie die Erfahrungen aus beiden Projekten unter einem Dach zusammen, die phänomenale Spezialitätenauswahl des Großhandels für den Einkaufskorb des Endkonsumenten.
„Cash and Carry“
Die vielleicht größte Herausforderung waren die 500 Quadratmeter des nüchternen Industriegebäudes, in dem spanisches Flair entstehen sollte. Deshalb holte sich die Gründerin mit der Kreativagentur Masquespacio Spezialisten an ihre Seite, die nicht nur aus Valencia kommen, sondern sich in ihren Projekten auch immer mit viel Courage an einer kräfigen Farbpalette bedienen. Die Gründer Ana Milena Hernández Palacios und Christophe Penasse arbeiten interdisziplinär zwischen Marke und Marketing, Grafik, Interieur und Produkt und setzen auf Kontraste genauso wie auf monochrome Flächen. Die richtige Mischung, um ganzjährig den Sommer zu inszenieren. Dabei war wichtig, dass die organisatorischen Abläufe, visuelle Kommunikation und das Produktdisplay des Shops durch die Gestaltung nicht gestört, sondern gestützt werden.
Farbcode: Happy
Studio Masquespacio bringt Spanien nicht durch eindeutige Symbole in die rationalen Räume, sondern über die Emotion. In erster Linie entsteht diese durch Blockfarben. Blau, Rot und Gelb treffen auf das frische Grün der durchgängig in den Raum gehängten Pflanzen. Ihre Wirkung wird durch einen Komplettanstrich in Schwarz potenziert. „Die vorherrschende Nuance Schwarz zeigt Seriosität und steht im Kontrast zu fröhlichen Farben, die an Spanien erinnern. Andere Elemente lassen uns an Andalusien denken, wie die Raster mit Ornamenten, die Markisen und mediterranen Fliesen“ beschreibt Masquespacio. Dabei überzeichnen die Designer die zitierten Welten, bringen mit großen Zahlen- und Pfeilsymbolen comichafte Elemente in den Shop oder kleiden die Schließfächer für Handtaschen in grafische Muster.
Grafische Interventionen
Masquespacio nutzt Schwarz als gestalterische Tarnkappe, um unliebsame Elemente und Details im Raum verschwinden zu lassen. Mit Farbe rücken sie dann einzelne Objekte wieder in den Fokus. Dazu gehört das Leitsystem, funktionale Bereiche wie die Kasse, Garderobe oder eine Probiertheke – aber auch mal ein knallblau angestrichener Radiator, der dadurch zum grafischen Akzent wird. Diese Strategie wenden Ana Milena Hernández Palacios und Christophe Penasse auch bei der Fassade und den außenliegenden Serviceelementen an. Die orthogonale Silhouette des Baus wird durch einen horizontalen roten Blockstreifen und ein senkrechtess Rechteck mit dem Solera-Logo unterstrichen, während der Eingang des ansonsten schwarzen Gebäuderiegels gelb umrahmt ist. Die Geländer des Aufganges sind Aquamarinblau, und der Unterstand für die Einkaufswagen bekommt ein rotes Skelett. Genau wie im Innenraum setzt die spanische Kreativagentur auf Minimalinterventionen mit maximaler ästhetischer Konsequenz – und schafft ein Einkaufserlebnis, das sich angenehm heiter und charmant von generischen Marktkonzepten abhebt.
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FOTOGRAFIE Luis Beltran
Luis Beltran
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