Von Süßem und Sinnlichem
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Stelios Paliaros liebt es süß. Er tritt nicht nur in seiner eigenen TV-Show auf, nun hat der griechische Patissier in Athen auch ein Ladengeschäft eröffnet. Hier werden seine Kreationen verkauft, denn Stelios Paliaros stellt Schokoladen, Torten und auch sonst allerlei Kunstvolles zum Vernaschen her. Ebenso kunstvoll ist auch die Innenarchitektur der Patisserie, die neben den fragilen Möbeln belebt wird durch sinnliche Licht- und Schattenspiele.
Der 1959 in Istanbul geborene Stelios Paliaros hat die Kunst der Patisserie in Frankreich erlernt. Und schaut man sich seine süßen Wunderwerke so an, dann würde man am liebsten gleich zugreifen und reinbeißen – Kalorien hin oder her. Da stapeln sich Schokoladentafeln mit 40, 66 oder 72 Prozent Schokoladenanteil, sind pudrige Waffeln in wunderschön designten Schachteln verstaut, schokoladige Mohrenköpfe perfekt geformt oder verlockende Pralinees ganz wunderbar symmetrisch unter Glas drapiert.
Von der Alchemie zum Keks
Sweet Alchemy ist nicht nur der Name der Patisserie und der TV-Show von Stelios Paliaros – Sweet Alchemy ist ein Gesamtkonzept. Neben dem Interieur gehört zu diesem Konzept die Gestaltung der Verpackungen. Hier werden nicht nur Pralinen, Kekse, Kuchen und Torten im Freiverkauf angeboten, einige Produkte kommen auch gleich in ausnehmend hübschen Verpackungen daher. Hier werden neben Marmeladen und Keksen aromatisierte Kerzen mit Tee-, Rosen- oder Schokoladen-Geschmack an die anspruchsvolle Kundschaft des noblen Athener Stadtbezirks Kifisia verkauft. Während die Schokoladentafeln in farblich verschiedenen Verpackungen mit grafisch klarer Beschriftung sehr modern daherkommen, sind die in Gläsern abgefüllten Waren in schwarz-weiß gehalten und werden zusätzlich in einem schlichten schwarzen Karton geliefert.
Spiel mit Licht und Schatten
Die Verpackungen stehen also dem edlen Interieur in nichts nach. Beim Betreten des Ladengeschäfts mit dem hölzernen Fußboden – der einen schönen Kontrast bildet zu den rauen Sichtbetonwänden – fällt die Helligkeit des Verkaufsraums auf. Gut, wir sind in Athen und da scheint fast immer die Sonne, könnte man sagen. Doch das griechische Architekturbüro Kois Associates Architects ist mit seinem Entwurf noch einen Schritt weiter gegangen und konstruierte die Inneneinrichtung so, dass es hier zu grafisch interessanten Schattenspielen kommt, die sich über den Tag immer wieder verändern. Sie sind mitbestimmend für die gesamte Anmutung der Patisserie. Sweet Alchemy ist dabei nicht nur der Name der Patisserie – das Unerklärliche, Spannende und Mystische der Alchemie wird zum Ausgangspunkt für den Entwurf. Dabei spielt die Wahl der Materialien eine entscheidende Rolle: Neben Bronze kommen Kupfer, Eisen und Holz zum Einsatz – allesamt hochwertig in ihrer Anmutung.
Museum der Süßigkeiten
Das Büro Kois Associated Architects versteht es meisterhaft, die handgefertigten und vergänglichen Produkte quasi museal zu präsentieren. Was nicht in den raumhohen fragilen Bronzeregalen aus feinen Stäben – die gleichzeitig als Raumteiler fungieren – präsentiert wird, offenbart sich unter Glas in geometrischen Mustern und zuweilen farblich frappant. Wie in einer edlen Modeboutique oder mehr noch wie beim Juwelier kommen die Vitrinen, Regale und Tresen daher. Geschickt beleuchten schwarze, von der Decke herabhängende Spots die kulinarischen Kreationen, die so wie wertvolle Pretiosen wirken. Wiegt der Verkäufer die Schokoladen, Kekse oder Ingwerstäbchen dann auf einer der altmodischen Handwaagen ab und verlässt man kurz darauf das Geschäft mit lauter köstlichen süßen Dingen, wird sogar die Akropolis kurzzeitig zur Nebensache.
FOTOGRAFIE George Sfakianakis
George Sfakianakis
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