Wie Frankreich nach Australien kam
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Gleich gegenüber vom idyllischen Botanischen Garten in Melbourne liegt es: das Restaurant The Millswyn. Das französisch angehauchte Bistro ist der neue kulinarische Hotspot in der australischen Metropole. Gestaltet wurde es vom ebenfalls dort ansässigen Designstudio Hecker & Guthrie – Spezialisten im Entwurf von gastronomischen Interieurs. Heraus gekommen ist ein Innenraum, der vor allem skandinavisches Lebensgefühl atmet: licht und hell und auch verspielt. Ein wenig jedenfalls.
Bis zu 110 Gäste fasst das Restaurant in der Domain Road, das in einem verwunschenen viktorianischen Haus im Stadtteil South Yarra untergebracht ist. Der Name des Restaurants ist einer Straße gleich um die Ecke entlehnt, gegründet hat es der Gastronom Davis Yu. Über drei Jahrzehnte lang hatte hier das High-End-Restaurant Lynch seine Heimat. Nun also das The Millswyn. Küchenchef Nathan Johnson serviert neue französische Küche und legt Wert auf die Verwendung saisonaler, wenn möglich einheimischer Produkte.
Spiel der Gegensätze
Jeden Tag zu jeder Zeit kann der Gast kommen: zum Brunch, Lunch oder Dinner. Dabei hat er die Wahl zwischen verschiedenen Sitzgelegenheiten, die sich auf zwei Etagen verteilen: Während sich im Erdgeschoss zwei behutsam restaurierte Räume für Lunch und Dinner à la carte befinden, können es sich geschlossene Gesellschaften im Obergeschoss beim Private Dining munden lassen. Unternehmer Davis Yu war vor der Eröffnung des The Millswyn unterwegs in Skandinavien und Frankreich und ließ sich von den dortigen zeitgenössischen Restaurants inspirieren. Das Design seines Melbourner Restaurants sollte „gleichzeitig unauffällig und raffiniert, detailliert und doch simpel sein“ – so sein anspruchsvoller Wunsch an das renommierte australische Designbüro Hecker & Guthrie.
Das im Jahr 2001 gegründete Studio setzte die Wünsche des Auftraggebers kongenial um. In der Bar, die von einer erdigen Farbpalette dominiert wird, hängen verzinkte Leuchten, die ein gestepptes Chesterfield-Sofa beleuchten. Hier fühlt sich der Gast wohl wie zuhause im Wohnzimmer, mit einem Unterschied: Hier ist der perfekte Service inklusive. Im Unterschied zu dieser gemütlich zurückhaltenden Stimmung ist der eigentliche Restaurant-Bereich hell gestaltet. Statt der warmen Holzdielen in der Bar haben sich Paul Hecker und Hamish Guthrie hier für winzige weiße Fliesen als Bodenbelag entschieden. Während der lange schmale Raum im hinteren Teil von einer weißen Theke mit Regalen an der Rückwand dominiert wird, sind die runden und eckigen Tische dicht an dicht gestellt. Weiße italienische Leuchten aus Porzellan ergänzen den ganz in Weiß gehaltenen Raum, der mit seinen weiß-blauen Tischdecken fast mediterran anmutet.
Alles Deko
Einige Deko-Objekte hingegen kommen fast altmodisch daher: So hängen hölzerne Besen an den Wänden, Zierteller aus Porzellan sind ordentlich aufgereiht in Holzregalen, Kräuter wachsen unter kleinen Glaskuppeln und das französische Knusperbrot wird auf einem sanft blauen Holztischchen aufgeschnitten. Ergänzt wird diese nicht kitschig, sondern anheimelnd anmutende Dekoration mit Fotografien von Anne Zahalka. Auf der meist sonnigen Veranda mit Blick in den immergrünen Park nehmen die Gäste auf von Shaker-Möbeln inspirierten weißen Stühlen Platz, während die feinen Speisen auf runden Holztischen serviert werden – und natürlich kommen hier feine Stoffservietten zum Einsatz. Hier ist auch der ideale Platz, um den Abend mit einen extravaganten Cocktail einzuläuten.
Neben einem Honig-Lavendel-Caipirinha gibt es im The Millswyn etwas anderes Besonderes zu probieren: Estrella Inedit beer. Was das ist? Ein selbst kreiertes Bier des katalanischen Meisters der Molekularküche: Ferran Adrià. Es rinnt ganz herrlich kühl die Kehle hinunter.
FOTOGRAFIE Earl Carter
Earl Carter
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