Wiener Schnitzel reloaded
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Schweinsbraten auf Gabelkraut mit Kümmelsaft und Serviettenknödel, Wienerschnitzel vom Kalb oder doch lieber Zwiebelrostbraten von der Ochsenbeiried mit Erdäpfelpüree und Salzgurke? Was österreichisch klingt, ist es in der Tat – auch beim Interiordesign. Plachuttas Gasthaus zur Oper in Wien hat im August eröffnet und ist ein Projekt von Atelier Heiss Architekten.
Neben der Trattoria Mario ist das Gasthaus zur Oper das zweite Restaurant, dass die ebenfalls in Wien ansässigen Atelier Heiss Architekten für den Gastronomen Mario Plachutta gestaltet haben. Er besitzt in Wien noch drei weitere Restaurants mit Tafelspitz-Spezialitäten sowie eine Biergaststätte namens Grünspan.
It’s Schnitzel Time
Bei Plachuttas bisher größtem Projekt steht kulinarisch die Wiener Küche im Mittelpunkt. Und was kommt einem da zuerst in den Sinn? Richtig: das legendäre Wiener Schnitzel. Im Gasthaus zur Oper wird es gar als Take-away über die Gasse verkauft – natürlich in bester Kalbsfleisch-Qualität, aber in der Semmel statt mit Beilage. Trinken kann der durstige Gast dazu ein eigens für das Lokal gebraute Bier nach einer alten Wiener Rezeptur. Möchte er lieber stilvoll sitzen und das Schnitzel mit Messer und Gabel verspeisen, dann warten Atelier Heiss Architekten mit einem besonderen Interiordesign auf.
Neuinterpretation des Wiener Gasthauses
Für das Projekt wurden zwei historische, 600 Jahre alte Gebäude mit teils denkmalgeschützter Substanz zusammengeführt: die ehemaligen Restaurants Paulusstube und Königsbacher. Handgefertigte Fliesenreliefs, restaurierte Lamperien – hölzerne Wandvertäfelungen, die in einem zurückgenommenen Grün gestrichen wurden – und die Verwendung hochwertiger Materialien erklären die hohen Umbaukosten von vier Millionen Euro. Diese Investition hat sich durchaus gelohnt, wenn man das Ergebnis betrachtet: Entstanden sind lichte Räume mit sehr unterschiedlichen Sitzgelegenheiten in einer gemütlichen Atmosphäre.
Neues Interieur in alten Räumen
Diese angenehme, gleichzeitig visuell zurückhaltende Raumatmosphäre von schlichter Eleganz war aufgrund der diffizilen Bausubstanz nicht ganz einfach herzustellen. Entstanden sind verschiedene Raumdispositionen auf insgesamt 630 Quadratmetern Fläche: Da gibt es zum einen den lang gestreckten Gastraum, zwei abgerundete, absidenähnliche „Kojen“ aus Ahornholz – hervorragend geeignet für die beliebten Stammtische – sowie einen Raum, der sich zur offenen Küche wendet. Hier im Kitchen Room hat der Gast die Möglichkeit – getrennt nur durch eine Glasscheibe – den Köchen beim Werkeln zuzusehen.
Die durch die alte Bausubstanz bedingten, in den Ausmaßen sehr unterschiedlichen großen Gasträume werden zusammengehalten durch dezente Farbkombinationen, die kombiniert werden mit eigens von den Architekten entworfenen Vollholztischen aus gebleichtem Ahorn. Während im großen Gastraum weiße, metallene Pendelleuchten die Tische erhellen, sind an anderer Stelle dieselben Leuchten mit Schwenkarmen versehen – eine Reminiszenz an das Vorgängerbeisl. Ebenso wie die Wappen auf den Glastüren und Wandpaneelen, die als Ornament auf den alten Tapeten auftauchten.
Vorbei flanieren am Schanigarten
Wie es sich für ein richtiges Wiener Gasthaus gehört, verfügt auch das Gasthaus zur Oper über einen Schanigarten – die österreichische Version der Terrasse. Hier kann der Gast im Sommer einen der 50 im Restaurant angebotenen österreichischen Qualitätsweine genießen oder einfach mal das Tafelspitzsülzchen mit Käferbohnensalat probieren. Und dabei zuschauen, wie das Wiener Publikum bei schönem Wetter vorbei flaniert und neidvoll auf den gefüllten Teller blickt.
FOTOGRAFIE Philipp Kreidl
Philipp Kreidl
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