Wuchtig in Vancouver
Holzhaus aus den Fünfzigern von Scott and Scott Architects in den Wäldern Kanadas

Am Fuße von Grouse Mountain im kanadischen North Vancouver hat das Architekturbüro Scott and Scott Architects ein Haus aus den Fünfzigern renoviert und umgebaut. Ein luftig heller Open Space holt den Wald ins Innere. Mit dabei: Fensterfronten, Balkendecken, Vintage-Möbel und ein großer Brocken Marmor.
Um von Vancouver nach North Vancouver zu gelangen, überquert man den kleinen Fjord entweder mit dem Auto über zwei Brücken oder nimmt ganz gemächlich das Schiff. North Vancouver ist mit rund 50.000 Einwohnern dicht besiedelt und doch reich an Naturattraktionen. Neben der rauen Küste liegt nicht weit entfernt das Wander- und Skigebiet von Grouse Mountain.
Holz vor der Tür
Umgeben von dichtem Wald, befindet sich am Fuße der Berge ein architektonisches Kleinod: ein Holzhaus aus den fünfziger Jahren auf einem Waldgrundstück. Die Besitzer, zwei Professoren für Geschichte, haben das in Vancouver ansässige Architekturbüro Scott and Scott Architects mit der Renovierung beauftragt. Das gemeinsame Ziel von Architekten und Bauherren: keine allzu großen baulichen Eingriffe, um das ursprüngliche Flair des Hauses zu erhalten und ihm gleichzeitig einen modernen Touch zu geben. Glücklicherweise war die gegebene Raumaufteilung des Hauses bereits so optimal, dass sie nahezu beibehalten werden konnte. Lediglich die geschlossene Treppe ins erste Obergeschoss wurde durch ein luftiges Modell aus Stahl und Tannenholzstufen ersetzt und durch Stauraum fassende Holzeinbauten zusammengefasst.
Hier will ich wohnen!
Das 150 Quadratmeter große Haus hat zwei Etagen. Während sich im oberen Stockwerk ein Master Bedroom, zwei weitere Schlafzimmer und ein Badezimmer befinden, steht der offene Wohn-, Ess- und Küchenbereich im Zentrum des Erdgeschosses. Zwei Einbauten aus Douglasienholz im Eingangsbereich unterteilen Wohnzimmer und Küche, ohne einengend zu wirken. Die breite Fensterfront lässt viel Licht ins Innere des Wohnzimmers, das mit Vintage-Möbeln eingerichtet ist. Schwere Holzbalken an der Decke und großzügig über die Möbel geworfene Schaffelle schaffen Wärme und Gemütlichkeit. Das Interior wirkt klar und aufgeräumt, was an der sparsamen Möblierung und der zurückhaltenden Farbgebung liegt und sich insbesondere an den undekorierten weißen Wänden und dem geölten Holzfußboden zeigt.
Kochen am Marmorblock
Materialien und ihre haptischen Qualitäten spielen auch in der Küche eine wichtige Rolle. Maßgefertigte Möbel aus Eschenholz kontrastieren ganz wunderbar mit einer wuchtigen, achthundert Kilogramm schweren Arbeitsplatte mit eingelassenem Spülbecken aus weißem Marmor. Der Marmorblock, der übrigens nicht ganz einfach einzubauen war, stammt aus dem Hisnet-Inlet-Steinbruch auf Vancouver Island und wurde in einem Stück gearbeitet. Von der Arbeitsplatte geht der Blick frontal hinaus aufs bewaldete Grundstück. Offene Regale bringen die große Sammlung von Studio-Keramik schön zur Geltung und lockern das geradlinige Küchenmöbel-Ensemble auf.
Winter, Wald, Vancouver
Scott and Scott Architects ist ein luftiger Umbau gelungen, der beinahe skandinavisch wirkt. Dass das Flair des ursprünglichen Baus nicht verloren gegangen ist, dafür sorgen Originalelemente wie die großen Fensterfronten, der Holzfußboden und die alten Balkendecken. Sie bringen einen leicht rustikalen Touch ins Interior, den man von einem Haus bei den Bergen und nah am Wald beinahe schon erwartet. Doch hier ist das Rustikale glücklicherweise nicht düster, sondern überaus sublim. Nie gibt es ein Zuviel und zwar deshalb, weil das Raumkonzept offen gestaltet und mit zeitgemäßen Elementen wie der feingliedrigen Treppe versehen ist. Für ein kontemporäres und dennoch behagliches Ambiente sorgen auch die eingesetzten Materialien, die allesamt hochwertig sind. Mit der Zeit nehmen sie eine schöne Patina an – ganz wie das Fifties-Haus.
FOTOGRAFIE Scott and Scott Architects
Scott and Scott Architects
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