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Ambiente 2014 – eine Vorschau

Für Küchen-Aficionados ist ab Freitag die Messe Frankfurt the place to be.

von Claudia Simone Hoff, 28.01.2014

Alle Jahre wieder Anfang Februar: Die Türen der Messe Frankfurt öffnen sich, erwartungsvolle Fachbesucher stürzen sich auf Tausende von Produktneuheiten aus den Fachbereichen Dining, Living und Giving. Vom 7. bis 11. Februar 2014 findet die weltweit größte Konsumgütermesse ambiente statt. Mehr als 4700 Aussteller werden hier ihre Neuheiten präsentieren. Was uns dieses Jahr erwartet in der Küche und auf dem gedeckten Tisch? Designlines wagt einen Ausblick.

Wer sich für Küchen- und Kochutensilien interessiert, der kommt nicht vorbei an dieser Messe – vom High-End- bis zum Volumengeschäft ist alles dabei. Im Messebereich Dining dreht sich das Teilnehmerkarussell mit insgesamt 2.200 Herstellern: Während für deutsche Hersteller wie Villeroy & Boch, Rosenthal, Fissler und WMF die ambiente die wichtigste Messe des Jahres ist, haben sich einige kleinere Unternehmen entschieden, dieses Jahr nicht nach Frankfurt zu kommen: etwa Bodum oder Ferm Living. Dafür sind einige Neuzugänge zu verzeichnen, über die sich insbesondere designaffine Besucher freuen dürften: Georg Jensen, Royal Copenhagen und Richard Ginori.

Frauenpower und Best Ager
Tableware, Kochtöpfe, Küchenaccessoires, Schneidwaren, Elektrokleingeräte. Das Rad lässt sich auch in der Küche nicht neu erfinden. Das war schon auf der letzten ambiente zu spüren, wenn man einmal von so fragwürdigen „Innovationen“ wie dem Dampfgarer Vitalis mit Cook Assist absieht, den WMF als „das erste App-gesteuerte Kochsystem der Welt, das Kochvorgänge aktiv überwacht“ angepriesen hatte. Zwar gibt es hin und wieder technische und Materialinnovationen, doch der Großteil der Hersteller wird auch in diesem Jahr vorwiegend mit neuen Formen, Farben und Dekoren auf sich aufmerksam machen – ganz nach dem Motto: „Etwas Neues braucht der Mensch“. Man wundert sich zwar immer wieder, aber der Lustkauf scheint zu funktionieren, auch wenn die Branche mit stagnierenden Verkaufszahlen kämpft und die Vertriebskanäle durcheinander gewirbelt sind.

Doch trotz aller wirtschaftlichen Schwierigkeiten: Die von der Messe Frankfurt in Auftrag gegebene Studie „Deutschland deckt den Tisch“ zu Essverhalten und Tischkultur macht Hoffnung. Sie zeigt, dass die Mehrheit der Deutschen zuhause isst und dabei regelmäßig den Tisch deckt. Insbesondere die höheren Einkommensschichten sind bereit, für Tableware auch mal tiefer in die Tasche zu greifen, wobei jeder Deutsche pro Jahr durchschnittlich 141,60 Euro für Produkte des gedeckten Tischs und Haushaltsbedarfs ausgibt. Kochen ist nach wie vor en vogue und in Zeiten, in denen Küche und Wohnzimmer zusammenrücken, wird gutes Design immer wichtiger – eine nicht zu unterschätzende Chance für die Hersteller. Keine Überraschung ist, dass die Frau bestimmt, wo es in Küche und Esszimmer langgeht. Sie ist deshalb neben einkommensstarken Schichten wie den Best Agern Hauptzielgruppe der Hersteller. Nach wie vor liegt der Fokus des Konsums auf Porzellanservicen, doch auch Gläser, Tischtextilien und hochwertiges Besteck sind gefragt.

Blumige Aussichten
Und was dürfen wir erwarten in den designaffinen Hallen 1.2, 4.0, 4.1 und 11.0? Bei den Porzellanherstellern jedenfalls sind Farben und Dekore auf dem Vormarsch. Nicht nur wird der gute alte Goldrand gefeiert – wie bei Sieger by Fürstenberg mit der Kollektion Ca’ d’Oro von Sieger Design. Villeroy & Boch hat das florale Dekor zum Fokusthema der diesjährigen ambiente erklärt und die im letzen Jahr vorgestellte Form Artesano Original von Christian Haas mit dem Blumendekor Provencal versehen. Auch Rosenthal setzt auf Dekore, die wichtiger Bestandteil der Umsätze mit Porzellan sind. Vielleicht auch, weil Dekore bereits vorhandene weiße Stücke gut ergänzen. Rosenthal hat – ganz der designaffinen Tradition der Studio-Line folgend – ein Architekturbüro mit einem Entwurf beauftragt: BIG. Zusammen mit Kilo Design haben die Dänen das Dekor BIG Cities entwickelt und die Umrisse von Weltstädten wie Paris, Istanbul und Shanghai auf das Service TAC von Walter Gropius gebracht. Um eine jüngere Zielgruppe anzusprechen, hat man wohl auch Sebastian Herkner engagiert – seit dem Entwurf des Bell Table für Classicon einer der Shootingstars der deutschen Designszene. Er arbeitete das erste Mal mit Porzellan überhaupt und entwickelte gleich drei Produkte für Rosenthal. Im Rampenlicht des 900 Quadratmeter großen Messestands des Herstellers aus Selb werden stehen: Herkners Teeservice Wan sowie dessen Vasenkollektionen Falda und Collana, wobei letztere stark an den Bell Table von Classicon erinnert, wenn auch bei Rosenthal in der Materialkombination Glas/ Porzellan.

Das Material im Fokus
Apropos Materialien. Stelton stellt die Schale Kontra von Maria Berntsen vor, die Porzellan mit Edelstahl kombiniert. Doch alle Welt – nicht nur Tom Dixon – scheint zurzeit auf dem Kupferpfad zu wandeln, was auch auf der Kölner Möbelmesse imm cologne im Januar zu sehen war. Deshalb hat Stelton sein Erfolgsmodell, die Isolierkanne EM77 von Erik Magnussen, in Farben getaucht, die an Metalle erinnern. Auch der Isolierbecher To go 2.0 und die Schale Tangle dish sonnen sich im Kupferglanz. Doch gerade am Beispiel Stelton sieht man: Die Produkte der Hersteller werden sich immer ähnlicher, selbst im Detail. So bringen die Dänen dieses Jahr mit Water to go bottle ein Produkt mit nach Frankfurt, das es ganz ähnlich schon bei Eva Solo gibt. Doch zum Glück hat Stelton vor einigen Jahren mit RIG-TIG ein Label lanciert, das innovative und günstige Produkte für das tägliche Werkeln in der Küche produziert. Freuen darf man sich hier auf ein lang vernachlässigtes Alltagsding: einen Tischbesen samt Schaufel. Sweep it ist mit seiner abgerundeten Form nicht nur gut gestaltet. Der Besen besteht statt aus schnödem Kunststoff aus warm anmutendem Holz.

Oberflächen, ihre Strukturen und ihre Haptik spielen eine wichtige Rolle bei den Herstellern – kein Wunder bei Produkten, die man täglich in der Hand hält. Während einige Porzellanhersteller mit Kombinationen von matt und unglasiert oder glänzend und matt arbeiten, verspricht Kahla mit Magic Grip eine Materialüberraschung. Weniger überraschend indes wird es am Stand von Alessi zugehen, hatte sich der italienische Hersteller doch dazu entschlossen, seine Neuheiten von Matali Crasset, Naoto Fukasawa und Wiel Arets bereits im Januar auf der Kölner Möbelmesse imm cologne zu zeigen.

(K)Ein Nebenschauplatz
Doch werden es statt Alessi & Co vielleicht die vermeintlichen Nebenschauplätze sein, auf denen in Frankfurt in diesem Jahr wirklich Überraschendes zu entdecken sein wird. Das Nebenprogramm der ambiente jedenfalls kann sich sehen lassen: Gespannt sein darf man nicht nur auf die Silbertriennale in Halle 11, sondern auch auf die Präsentation des diesjährigen Partnerlands Japan. Super Ennichi heißt die Sonderschau, die der japanische Architekt und Designer Yukio Hashimoto entwerfen wird. Dort wird es nicht nur gestalterisch und handwerklich ambitionierte japanische Produkte zu sehen geben. In Workshops kann der Messebesucher Messerschleifen und Sushi-Rollen lernen. Und dabei vielleicht den Messetrubel, doch hoffentlich nicht all die Produktneuheiten und Standinszenierungen verpassen.



HIGHLIGHTS DER AMBIENTE 2014

Halle 1.1 und Halle 1.2
Kitchen Trends. Junge und trendige Küchenaccessoires. Hersteller wie Joseph Joseph, Kinto, Sagaform, Lékué.

Halle 3.0 und Halle 3.1
Koch-, Brat- und Backgeschirr, Besteck, Schneidwaren, Küchengeräte und Maschinen. Hersteller wie Fissler, Bialetti, Fiskars, Spring, WMF, Le Creuset, Graef, KitchenAid.

Halle 4.0
Table Contemporary Design. Hersteller wie Alessi, Eva Solo, Iittala, JIA, Menu, Royal VKB, Georg Jensen, JIA, Stelton/ RIG-TIG, Royal Copenhagen. Im Foyer wird die vom Londoner Designer Sebastian Bergne kuratierte Ausstellung Solutions zu sehen sein, außerdem die Newcomer-Show Talents.

Halle 4.1
Table Prestige. Hersteller wie Fürstenberg, Reichenbach, Richard Ginori, Villeroy & Boch, Rosenthal, Zwiesel Kristallglas/ Jenaer Glas. Im Foyer wird es anlässlich der Wahl des Partnerlands Japan die Sonderschau Super Ennichi des Architekten und Designers Yukio Hashimoto mit japanischen Produkten zu sehen geben.

Halle 4.2 Foyer
Glass Republic. Ausstellung zur zeitgenössischen Glaskunst aus Tschechien mit zwischen 2008 und 2013 entstandenen Werken von zwanzig Künstlern.

Halle 11.0
Silbertriennale. Bestecke, Tafelgeräte, Objekte von Gold- und Silberschmieden, Metallgestaltern, Designern, Auszubildenden und Studierenden.

Galleria 1
Ausstellung Sovereign Composure mit vier Themenwelten für die Bereiche Tisch, Küche, Wohnen und Schenken – kuratiert vom Stilbüro bora.herke.palmisiano mit Produktneuheiten der über 4700 ambiente-Aussteller. Außerdem: Design-Plus-Ausstellung.


Am 12. Februar 2014 erfolgt an dieser Stelle ein ausführlicher Nachbericht zur ambiente 2014.

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Links

Ambiente

Messe Frankfurt

www.ambiente.messefrankfurt.com

Ambiente 2013

Less is a bore

www.designlines.de

Ambiente 2012

Fehlende Leuchttürme

www.designlines.de

Ambiente 2011

Einfälle, Reinfälle, Ausfälle

www.designlines.de

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