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Arbeiten Überall

Wie das Büro neu erfunden wird

Wie es uns gefällt: Arbeit ist nicht länger an den Schreibtisch und an das Büro fixiert. Sie kann überall stattfinden: zu Hause, im Co-Working-Space, unterwegs oder im Garten. Für Möbel und Räume gelten damit neue Spielregeln. Wir werfen einen Blick auf neue Arbeitsszenarien und dafür bereite Möbel.

von Norman Kietzmann, 03.05.2021

Die neue Mobilität des Arbeitens bedeutet nicht das Ende des Büros. Sie bewirkt vielmehr seine Aufwertung: weg vom strengen Arbeitsort, wo sich die Angestellten allein auf die zu bewältigenden Aufgaben fokussieren.

Informelle Kommunikation: Arbeiten im Büro
Das Büro verwandelt sich in eine kommunikative und gesellige Umgebung, in der nicht nur Dinge abgearbeitet werden. Es werden Projekte besprochen, es findet ein fruchtbarer Austausch statt. Die Ausführung kann im ruhigeren Homeoffice oder anderswo erfolgen. Die Folge: Das Büro darf nicht nur, es muss sogar lauter werden. Damit geht es den bisherigen Inneneinrichtungen an den Kragen. Konferenzräume verlieren ihre Strenge und Abgeschiedenheit. Sie werden gemütlicher, kleinteiliger, lässiger. Sofaecken und Sesselgruppen verstärken das informelle Arbeitsgefühl. Inseln mit gepolsterten Rücken- und Seitenflächen erlauben vertrauliche Gespräche, ohne sich hinter verschlossene Türen zurückzuziehen. Dekorative, schallschluckende Wandverkleidungen verwandeln laute Bereiche in angenehme Ruhezonen.

Schreibtische wandern in die Höhe und werden von Barhockern umringt. Menschen in stehender und sitzender Position begegnen sich auf Augenhöhe, was die Kommunikation verstärkt. Weil immer weniger Angestellte tagtäglich ins Büro kommen, gehört der eigene Arbeitsplatz der Vergangenheit an. Stattdessen werden die Tische nach dem Hot-Desk-Prinzip jeden Tag neu verteilt. Die Konsequenz daraus: Bürostühle sind nicht mehr an einen einzelnen Menschen angepasst. Mithilfe einer intelligenten Mechanik erkennen sie das Körpergewicht und passen den Gegendruck der Rückenlehne an. Die Sitzhöhe sowie Ausrichtung der Armlehnen müssen nur noch von Hand justiert werden. Ohnehin ist allzu langes Sitzen nicht mehr gewünscht: Die Menschen sollen sich im Büro bewegen und mit anderen in Kontakt treten. Alles gerät in Veränderung – räumlich wie strukturell.

Arbeit auf Distanz: Der Siegeszug des Homeoffice
Im Homeoffice soll Arbeit nicht nach Arbeit aussehen. Damit das gelingt, muss sie sich inmitten der häuslichen Umgebung eine perfekte Tarnung zulegen. Das führt zu einer Adaption von wohnlichen Materialien, Texturen und Formen. Der Allrounder in den heimischen vier Wänden ist der lange Esstisch, der keineswegs nur dem geselligen Speisen und Trinken dient. An ihm wird diskutiert, es werden Hausaufgaben gemacht – und es wird gearbeitet. Der Sekretär ist das Chamäleon unter den Arbeitsplätzen. Er gibt seine Funktion nur im aufgeklappten Zustand frei, ansonsten wirkt er wie eine Kommode oder ein Wandregal. Technisch anmutende Sitzmaschinen sind im Homeoffice unerwünscht. Statt Kunststoff und Hightech-Gewebe sind Bezüge mit wohnlichen Stoffen gefragt.

Gepolsterte Esstischstühle sind auch für stundenlanges Sitzen im Homeoffice geeignet, ohne vordergründig als fleißige Arbeitstiere in Erscheinung zu treten. Lounge-Sessel dienen der Entspannung – und changieren auf diese Weise zwischen Büro- und Wohnfunktion. Auf ihnen gelingen Telefonate, Brainstormings und das Lesen von Fachliteratur ungleich galanter und effizienter als auf einem klassischen Drehstuhl. Auch das Sofa erweitert die Sitzzone der domestizierten Arbeitswelt, die mithilfe von Paravents vom Wohnzimmer optisch abgetrennt werden kann. Kabellose, mobile Leuchten mit Dreharm ersetzen im Homeoffice die konventionelle Schreibtischleuchte. Die kompakten Lichtspender lassen sich leicht umhertragen und auf dem Sekretär oder Esstisch ebenso platzieren wie auf dem Balkontisch.

Flexible Strukturen: Co-Working-Space
Geteilte Arbeitsräume bilden den Nukleus für Start-ups, die sich nicht auf eine Raumgröße über Jahre hinweg festlegen wollen, um schnell und flexibel wachsen oder schrumpfen zu können. Co-Working-Spaces bilden zudem eine adäquate Ergänzung zum Homeoffice – ganz gleich ob sporadisch oder in Form eines monatlich fest vereinbarten Zeitkontingents. Sie sind eine treibende Kraft in der kommunikativen Aufwertung von Büros. Schließlich sollen junge Firmen besser untereinander vernetzt werden, um gemeinsame Projekte zu initiieren und Synergien zu bilden. Den informellen Lounge-Möbeln kommt daher besondere Bedeutung zu, ebenso einer Integration von gastronomischen Angeboten.

Weltgewandt und offen: Arbeiten im Hotel
Bald dürfen wir wieder reisen. Nicht nur in den Urlaub. Auch Geschäftsreisen werden zunehmen, wenngleich davon auszugehen ist, dass sie aufgrund der Akzeptanz von Videokonferenzen nicht mehr das Vor-Corona-Niveau erreichen werden. Hotels sind auf diesen Wandel schon länger vorbereitet. Weil Smartphones und Tablets weniger Platz benötigen als Laptops, wurden die früher am Fußende des Bettes platzierten Schreibtische ausgemustert. Stattdessen werden Zimmer und Suiten mit kompakten Sofas und Sesseln ausgestattet. Zum Abstellen eines Computers können Beistelltische über die Sitzflächen geschoben werden – eine Strategie, die immer häufiger auch in den Hotel-Lobbys zu beobachten ist. Diese hat ihren Durchgangscharakter längst aufgegeben und wird nun als große Lounge konzipiert, in der sich Menschen in gemütliche Sofas fallen lassen und gerne eine Weile verweilen. Die Sitzmöbel sind nicht nur von der Vorderseite, sondern auch rückwärts zu be-sitzen und erleichtern damit den informellen Austausch. Der Eingangsbereich ist alles auf einmal: Meeting-Raum, Bar, Wartesaal, Kontaktbörse und Bühne zum Sehen und Gesehen-Werden.

Geschäftiger Zwischenstopp: Arbeiten in der Airport-Lounge
Auf dem Weg zum Abflug hat sich einiges getan. Aus den Business-Lounges sind die wuchtigen Ledersessel verschwunden, die streng nebeneinander aufgereiht waren mit spärlich dazwischen eingeklemmten Beistelltischen. Die neuen Sessel sind deutlich filigraner und stehen locker platziert im Raum, umringt von komfortablen Sofas. Wer hier arbeiten möchte, sollte Smartphone und Tablet bereithalten. Zum Abstellen eines Laptops sind die Beistelltische oft zu niedrig. Doch keine Sorge: Lange Schreibtische mit mittig platzierten Steckdosen vollziehen den Transfer des Co-Working-Space in die Wartelounge, die im Idealfall ohnehin nur für wenige Minuten und nicht für Stunden okkupiert wird.

Hinaus ins Freie: Arbeiten im Garten 
Im Grünen ist es immer noch am Schönsten. Die frische Luft stimuliert die Gedanken, beflügelt Ideen und macht umherschwirrende Coronaviren unschädlich. Mit anderen Worten: draußen ist das neue drinnen. Nur gut, dass die Hersteller von Outdoor-Möbeln in den letzten Jahren ihre Hausaufgaben gemacht haben. Der Außenraum wird mit wetterbeständigen Sesseln und Sofas ins Visier genommen, die ihren Innenraumpendants in Komfort und Wertigkeit nicht nachstehen. Tische stehen in kompakten wie ausufernden Dimensionen zur Verfügung. Ganz wichtig: Sonnenschirme nicht vergessen! Wer will schon riskieren, dass das entspannte Arbeiten im Garten oder auf der Terrasse von einem Sonnenbrand gekrönt wird?

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