Bonne Chance!
Wer hat in Mailand das beste Blatt? Wer liebt das Risiko? Und wer räumt am Ende alles ab? Wir durften den Spielern über die Schulter schauen.
Spannung in Mailand. Wie jeden April kommen hier die gewieftesten Zocker der Möbelbranche zusammen, um sich zu messen und ihr Glück zu versuchen. Die lombardische Hauptstadt gleicht einem gigantischen Spieltisch. Wer hat das beste Blatt? Wer liebt das Risiko? Und wer räumt am Ende alles ab? Wir durften den Spielern über die Schulter schauen.
Es sind immer dieselben Gesichter, denen man auf dem Salone del Mobile begegnet. Professioneller Smalltalk. Man kennt sich. Die Regeln stehen fest. Schon vor Messebeginn haben sich die meisten Teilnehmer am Wochenende warmgespielt. Ab Montag wird es ernst. Als erstes läuft Konstantin Grcic auf. Für seine ruhige und bedachte Spielweise ist er berüchtigt – nie zu unterschätzen.
Der Münchner Hasardeur hat seinen Einsatz breit gestreut. Er kombiniert in diesem Jahr Blackjack mit einem klassischen Hersteller-Würfelspiel. Bei Classicon wird die ein Vierteljahrhundert währende Zusammenarbeit mit schwarzer Wucht gefeiert, bei Magis steht ein kleiner schwarzer Esel herum, und dann: Einsatz auf gefühlt jedem zweiten Messestand. Alea iacta est. Getanzt wurde später bei Kaleidoscope. Mirko Borsche und Konstantin Grcic beschwören mit ihrer Disco-Maschine das Berlin der frühen Neunziger. Stilsicher war das Bier um 23 Uhr ausgetrunken.
Am Roulette-Tisch drängeln sich wie jedes Jahr neben Konstantin Grcic die Brüder Bouroullec, Alfredo Häberli, Stefan Diez, Philippe Starck, Karim Rashid, Jasper Morrison, Daniel Libeskind, Patricia Urquiola, Matteo Thun, Hella Jongerius, Marcel Wanders, Nendo und Piero Lissoni, während Tom Dixon in der Rotonda della Besana sein eigenes Süppchen kocht. Sie alle hoffen auf ihre persönlichen Glückszahlen, haben ihre Jetons gesetzt – die Hersteller stehen derweil vergnügt am Rand der Galopprennbahn und schicken wie immer mehrere Pferde in die Boxen. Wer seine Wette am besten platziert hat? Das wird Fortuna zeigen. 6 aus 49 wäre doch eine gute Quote?
Werner Aisslinger ist als Wildcard in ein weniger bedeutendes Rennen gegangen, konnte aber einen überraschenden Ehrensieg erlangen: Seine für Axor entworfene Wasserinsel wurde schon am ersten Tag von Philippe Starck, dem König des Designs, geadelt – dass dieser den Schöpfer nicht sofort einordnen konnte, lassen wir unter den Tisch fallen.
Und zwar unter den Pokertisch. Knoll wurde hier von OMA ein echtes Pokerface verschafft – man lässt sich nicht ins Blatt schauen. Vitra hat sich in der Stadt ein buntes Glücksrad gebaut und setzt auf der Messe mit Jasper Morrison alles auf eine Karte. Hay hingegen geht All in. Man merkt dem dänischen Label die Glückssträhne der letzten Jahre einfach an: So viel Selbstbewusstsein ist nur schwer zu bluffen. Nicht die besten Karten hat diesmal BMW Mini. Waren 2015 mit den Designern Jaime Hayon und Alfredo Häberli alle Augen auf den Außenseiter aus der Automobilbranche gerichtet, konnte er die Erwartungen in diesem Jahr mit dem japanischen Studio On Design und Arup nicht erfüllen. Das 30 Quadratmeter große Bachelor-Konzeptapartment gegen die großstädtische Wohnungsnot strapaziert in Zeiten dringlicherer Fragen leider jede Wahrscheinlichkeit.
Etwas gemütlicher geht es bei Kartell zu. Sollen die anderen doch ihrer Risikofreude frönen: Wir legen Patiencen! Es bleibt abzuwarten, hinter welchem Türchen sich hier der Joker versteckt hält, neben Design-König Philippe Starck liegen die Dame Patricia Urquiola und die Buben Piero Lissoni und Antonio Citterio auf dem Filz. Zumindest regiert hier auf den ersten Blick eine gewisse Ordnung – Irritationen gehören aber natürlich auch zum Spiel. Derweil ist die Tombola auf dem Salone Satellite in vollem Gange: Hier zieht der Nachwuchs seine ersten Lose und schielt sehnsüchtig auf Marva Griffins Gewinner der letzten Jahre: Sebastian Herkner.
Am Ende kann aber nur einer gewinnen. Und wie an jedem anderen Ort, ist das auch in Mailand: die Bank. Die Spieler treffen sich derweil abends in der Bar Basso und lassen sich das ganze Theater die Kehle runterrutschen. Rien ne va plus.
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Salone del Mobile
www.salonemilano.itSpecial: Salone del Mobile 2016
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