Die Inszenierung des Wassers: ISH 2011
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Digital, komfortabel, optimiert: Selten hat es in der Sanitärbranche einen solchen Innovationsschub gegeben wie auf der ISH 2011 in Frankfurt. Dabei stand nicht mehr nur die Inszenierung einer gesamträumlichen Badkultur im Mittelpunkt, sondern vielmehr die des Wassers. Waren hier vor zwei Jahren Whirlpools auf Rollen und Saunen fürs Wohnzimmer zu sehen, trumpften die Bad- und Sanitärhersteller in diesem Jahr mit fortschrittlichen Materialverbesserungen sowie umweltentlastenden Technologien auf und rückten den großen Wert der Ressource Wasser ins Bewusstsein. Mit Erfolg, wie es scheint: Die Stimmung war besser denn je, die Messe komplett ausgebucht und auch die Publikumszahlen zogen weiter an: Zwischen dem 15. und 19. März drängten sich 204.000 Fachbesucher durch die Messehallen, von denen 35 Prozent aus dem Ausland kamen.
Neben einer Badewanne in Form eines ausladenden Bettes steht eine filigrane Glasvitrine, die nur entfernt an das übliche Inventar eines Badezimmers erinnert. Sie ist gefüllt mit aparten Vasen und Behältern und könnte auch in anderen Bereichen der Wohnung zu finden sein. Die neue Marke des italienischen Unternehmens Bisazza – Bisazza Bagno genannt – nutzt die diesjährige ISH für ihr Debüt und untermauert mit der ersten Kollektion den Megatrend der letzten Jahre: Das Bad wird wohnlicher. Zwar handelt es sich bei der Serie The Hayon Collection des gleichnamigen Designers Jaime Hayon um eine Optimierung und Erweiterung einer ehemals vom spanischen Hersteller ArtQuitect produzierten Badkollektion, dennoch gehörte die umfassende, perfekt aufeinander abgestimmte Serie zu den Highlights der Sanitärleitmesse: Denn nur selten werden Sanitärobjekte dank ihres wohnlichen Charakters zuallererst als Möbel wahrgenommen.
Integrative Wohnbäder
Ebenfalls darum bemüht, eine perfekt aufeinander abgestimmte Produktpalette zu bieten, ist Vola. Der dänische Armaturenhersteller hat sein Sortiment auf den Badaccessoires-Bereich ausgedehnt und stellte in Frankfurt neben der Runden Serie, die Papierspender und -auffangbehälter umfasst, den Handtuchhalter T39 vor. Ein anderes Unternehmen, das sein Badrepertoire erweitert hat, ist Laufen. Dank eines neuen Möbelprogramms und eigener Armaturen weist der Schweizer Sanitärkeramikspezialist nunmehr ein nahezu flächendeckendes Angebot für die Ausstattung des Badezimmers auf. Dabei wird er den Ansprüchen ganz unterschiedlicher Nutzer gerecht: Laufen bietet generationsübergreifende und barrierefreie Lösungen an, die optisch nicht an ein Reha-Zentrum erinnern, sondern Komfort und Form in gutes Design übersetzen, wie der unterfahrbare Waschtisch der Serie Laufen pro Liberty beweist.
Optimierte Materialien
Zudem demonstrierte Laufen auf seinem Messestand, der dem im Baselland stehenden Laufen-Forum nachempfunden war, dass sich ein traditionelles Material wie Keramik auch neu erfinden lässt. Somit werden zusätzliche Möglichkeiten für die Produkt- und Badgestaltung eröffnet, die formbarer, deutlich leichter sowie produktionstechnisch und baubiologisch noch unbedenklicher werden. Ein Beispiel, das in die Richtung weist und zeigt, was heute schon mit der Keramik möglich ist, ist der äußerst flache, nur 35 Millimeter dicke Waschtisch Living Square des Stuttgarter Designers Andreas Dimitriadis.
Auch Bette setzte sich mit den Möglichkeiten eines traditionellen Materials auseinander – in diesem Fall dem unverwüstlichen und langlebigen Stahlemail. Das ostwestfälische Unternehmen präsentierte BetteSilhouette, eine Kollektion aus drei freistehenden Badewannen, die jeweils fugenlos aus einem Stück Stahlemail gefertigt und neben einer komplett weißen auch in einer zweifarbigen Variante – innen Weiß und außen Schwarz glänzend – erhältlich sind.
Freie Badmodule
Aber es ging nicht nur um das Loslösen von den Einschränkungen klassischer Materialen oder um wohnliche Einzelelemente, die das Baddesign mit den übrigen Wohnbereichen verbindet. Der Wandel ist weitreichender und dreht sich um das Raumkonzept selbst. Der allgemeine innenarchitektonische Gestaltungsansatz – nicht nur im Badbereich – tendiert zu größeren und offenen Räumen. Für das Bad bedeutet das nicht nur, wie eine Wand bestückt wird, sondern vielmehr, wie der Raum an sich aufgefasst und funktional aufgeteilt wird. Alape macht mit der Badmöbelserie be yourself den Schritt weg von der Wand. Der von Sieger Design entworfene, den Raum gliedernde Waschplatz besteht aus Modulen, die Badewanne und Waschtisch umfassen und mit der Wand im 90°-Winkel verbunden werden oder frei im Raum stehen können. Auch bei Roca wird das Bad als Inselform aufgefasst. In Zusammenarbeit mit dem italienischern Modemacher Giorgio Armani hat der spanische Hersteller ein Badezimmer vorgestellt, in dem sich alle Elemente auf vier modulare Bereiche konzentrieren – Badewanne, Waschbecken, Dusche und Grundbedürfnisse –, so dass alle wichtigen Elemente in einem einzigen Stil gehalten sind und eine einheitliche Atmosphäre erzeugt wird.
Umweltentlastende Technologie
Eine weitere Entwicklung, die sich immer mehr im Badbereich durchsetzt, ist die der elektronischen Produkte. Schon die Einführung der LED-Technologie hat demonstriert, wie eine moderne technische Ausstattung die Ästhetik und den Komfort des Raums beeinflussen kann. Nun kommen mehr und mehr sensorische Eigenschaften und Sicherheitsaspekte hinzu, und die Symbiose des Badezimmers mit der Technik erweitert sich um digitale Elemente. Die im Bad neu eingeführte Technologie spricht jedoch nicht nur das Bedürfnis nach Komfort und den Spieltrieb des Nutzers an. Vielmehr stehen rationale Argumente im Vordergrund: Dank neuer, umweltentlastender Technologien werden die Armaturen kleiner und leichter zu bedienen, zudem wird der Wasserverbrauch reduziert. Axor, die Designermarke von Hansgrohe, beispielsweise stellte auf der ISH erstmals elektronische Armaturen für die Wandmontage vor, deren berührungsfreie Wasserhähne die sich nähernde Hand registrieren und die benötigte Wassermenge dosieren. Der japanische Badhersteller Toto geht noch einen Schritt weiter: Bei der neuen Armatur Self Power, die ebenfalls berührungsfreie Wasserhähne umfasst, ist ein kleines Wasserwerk in die Armatur integriert, das die aus dem Wasserfluss entstehende Energie in Strom verwandelt.
Inszeniertes Wasser
Ein weiteres Highlight war neben Gentle, einer Armatur von Matteo Thun, auch die neue Armatur Deque von Dornbracht. Mike Meiré hatte um diese Armatur herum eine Badinstallation gestaltet, die Assoziationen zur Landschaftsarchitektur des italienischen Architekten Carlo Scarpa weckte. Deque wird durch eine strenge, rechteckige Form charakterisiert. Die niedrige und beckennahe Armatur setzt dank ihres flachen und breiten Auslaufs den Fluss des Wassers in den Vordergrund: Der Strahl wird beim Einhebelmischer in dreizehn feine Fäden aufgeteilt, die der Breite des Auslaufs folgen. Das Wasser fließt weich und natürlich aus der Armatur und zeigt nicht nur die Schönheit der kostbaren Ressource, sondern erinnert auch daran, wie wichtig der Kontakt zu diesem Lebenselement ist – insbesondere wegen seiner beruhigenden und gesundheitsfördernden Eigenschaften. Dass dabei die Durchflussmenge mit vier Litern pro Minute deutlich geringer ist als beim durchschnittlichen Verbrauch von sechs bis acht Litern, scheint da fast schon nebensächlich.
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