Im Falschen Leben
Ist das Kunst oder kann das weg? Friedrich von Borries probt den Aufstand.
RLF – das richtige Leben im falschen – lauten synchron die Titel von Roman, Kunstausstellung und „Revolutions-Unternehmen“, mit denen Designprofessor und Kurator Friedrich von Borries aus Berlin alle Kulturseiten füllt.
Inhaltlicher Kern des Ganzen ist eine etwas konstruiert wirkende Geschichte um einen Hamburger Werber, der in einem Verwirrspiel um Langeweile, Aufstand und Sex in einem Luxushotel zu Tode kommt (Roman: Suhrkamp). Parallel dazu präsentiert von Borries zehn jeweils vergoldete Design- und Luxusobjekte, deren Verkauf „die Revolution“ finanzieren soll (Ausstellung: St. Agnes Kirche). Und um die Revolte samt Vermarktung kümmert sich das Unternehmen RLF (Dokumentation: Arte).
So weit, so nett. Aber warum? Ist das Kunst, ist das Aufstand, ist das Crossover? Oder einfach nur beliebiger Klamauk? Revolution – haha! Überwachungsstaat – sag ich doch! Konsum – jaaaaa! Was, wenn das ganze Gedöns um den erfundenen Künstler Mikael Mikael und die serbische Aktivistin Slavia im designten „Revolutions-Overall" am Ende nur eitle Selbstdarstellung ist? Und von Borries trotz intellektuellen Unterbaus ein Poser? Weil das heute niemand so genau sagen kann, räumt der Kulturbetrieb vorsichtshalber die ganz große PR-Bühne frei. Könnte ja sein, dass daraus doch noch eine „Bewegung“ wird.
Dann besser gähnen und schweigen.