Klappen, falten, transformieren
Workspace in Progress: Ausstellung im MAKK

Das Museum für Angewandte Kunst Köln zeigt mit Workspace in Progress eine Ausstellung von Stefan Diez, Matylda Krzykowski, Studierenden der Universität für angewandte Kunst Wien und Wagner Living, die unsere künftige Arbeitswelt verhandelt – aus der Perspektive einer Nachwuchsgeneration.
Die Frage, wie und wo das Büro künftig stattfindet, ist seit Corona ein Debatten-Dauerbrenner – meist jedoch unter den Berufstätigen. Wie aber sehen diejenigen die Arbeitswelt von morgen, die gerade erst dabei sind, ins Berufsleben zu starten? Workspace in Progress geht dem nach. Ein Projekt, das Stefan Diez mit Studierenden der Abteilung Industrial Design1 der Universität für angewandte Kunst Wien initiiert hat und das von Matylda Krzykowski kuratiert wurde. Die Arbeiten werden bis Ende Oktober im Museum für Angewandte Kunst Köln zu sehen sein.
Wie arbeiten wir morgen?
Über zwei Semester hinweg und inmitten des Corona-Lockdowns haben sich die Studierenden mit den gegenwärtigen und zukünftigen Formen der Arbeit auseinandergesetzt. Während in einem Semester die aktuellen Einflüsse auf die Arbeitswelt hinsichtlich technologischer, ökonomischer und sozialer Veränderungen thematisiert wurden, ging es im nächsten Semester um die Produktionsweisen der entstandenen Projekte im Hinblick auf eine zukunftsorientierte Kreislaufwirtschaft. Dieser Aspekt ist Stefan Diez auch in seiner eigenen Berufspraxis äußerst wichtig.
Konkrete Möglichkeitsräume
Wer jetzt völlig utopische Visionen erwartet, irrt sich. Die Schau versammelt 17 Projekte, überwiegend Möbel, aber auch Leuchten und Kommunikationskonzepte – und die meisten sind überraschend konkrete, direkt brauchbare Produktlösungen. Stets von Alexander Allroggen ist ein gutes Beispiel: ein stapelbarer Stuhl, der nicht nur durch seine Leichtigkeit besonders mobil ist, sondern zusammengeklappt eine zweite Sitz- oder Anlehnposition bietet. So kann man etwa an modernen Stehtischen bequem ein Meeting abhalten.
Verwandelbare Büromöbel
Mit Folded sheet of paper hat Karin Markowski eine adaptive Tischlösung kreiert, ideal für kleine Büros: zwei gegenüberstehende Arbeitstische, die durch Trennwände miteinander verbunden sind. Zieht man die beiden Tischflächen auseinander, entfalten sich die Trennwände zur zusätzlichen Tischfläche und Folded sheet of paper wird zum Konferenztisch. Steven Dahlinger hinterfragt mit dem Sofa Nesting eine Arbeitskultur der ständigen Verfügbarkeit und schwindenden Grenzen zwischen Arbeit und Nicht-Arbeit: Die Rücken- und Seitenlehnen sind nach oben auffaltbar, sodass sie zu Trennwänden werden und ein persönlicher Rückzugsort entsteht.
Gute Stimmung am Arbeitsplatz
Eine andere Art der Privatzone hat Armin Muhamedagic geschaffen: Sein Moodbuster ist ein schallisoliertes, röhrenartiges „Device“ an der Wand, in das man mal zwischendurch hineinbrüllen kann, um Gemütslagen effektiv umzuwandeln, also Aggressionen am Arbeitsplatz abzubauen. Für eine fantastische Stimmung bei Schneidersitz-Fans könnte Laura Dominicis Projekt sorgen. Magic Tapestry ist vom fliegenden Teppich inspiriert, der überall landen kann: Ein Holztablett mit einem daran befestigten, handgewebten Teppich wird zu einer tragbaren Kombi aus Arbeits- und Sitzplatz und gibt einem, egal wo man ihn ausrollt, ein heimisches Gefühl.
Geeignet für kleine Räume
Bei vielen der ausgestellten Projekte geht es um Aktion: falten, klappen, ziehen, schieben, rollen, bewegen, schreien. Würde man all diese Konzepte in einem Office zusammenbringen – man hätte ständig etwas zu tun! Matylda Krzykowski sagt dazu: „Durch die Handlungen werden erwartete und gefühlte Herausforderungen wie remote working, Mangel an Bewegung, die Limitation von Raum oder fehlende Privatsphäre deutlich.“ Auf diese Weise haben viele der vorgestellten Konzepte einen Doppelnutzen. Sie sind transformierbar, um in kleinen oder hybriden Räumen eingesetzt zu werden.
Allergische Reaktionen
Die Ausstellung präsentiert lediglich eine Auswahl der entstandenen Projekte. Einige konnten nicht gezeigt werden, da das passende Format fehlte, um sie in einem Museum zu kommunizieren. „Es ging nicht zwingend um ein Industrieprodukt oder dessen Machbarkeit“, sagt Diez. „Viele Studierende haben sogar eine Art allergische Reaktion auf das Thema entwickelt, wollten am liebsten gar nichts Konkretes machen. Auch das finde ich spannend! Und daran möchte ich in Zukunft arbeiten: Wie kann man solche Gedanken, Projekte sichtbar machen?“
Professionelle Unterstützung
Die studentischen Arbeiten, die im MAKK ausgestellt sind, sehen schon äußerst professionell aus. Der Möbelhersteller Wagner Living hat das Projekt begleitet und die Studierenden bei der Ausarbeitung ihrer Prototypen unterstützt. Außerdem basiert die Ausstellungsarchitektur – große, aneinandergereihte Boxen aus schwarzem Karton, die wiederverwendbar sind – auf dem neuen Möbelsystem D2, das Stefan Diez gerade mit Wagner Living entwickelt. Eine elegante Lösung, bei der jedem einzelnen Konzept in einer eigenen Box Raum gegeben wird. Und so entwickelt sich die gesamte Ausstellung in der großen Halle des MAKK zum Workspace in Progress. Denn auf einer weiteren Fläche präsentieren der Münchner Designer und Wagner Living das Konzept zum in Aluminium geplanten Möbelsystem D2 – und erläutern, wie es sich in eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft einfügt.
Die Ausstellung wird aus dem Museum heraus digital in die sozialen Medien übertragen und ist so auch „remote“ erfahrbar. Das dabei entstehende Videomaterial wird im Nachgang zu einem Film zusammengefasst, der die Ergebnisse langfristig dokumentiert.
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