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Züco: Ein Stuhl ist nicht nur ein Stuhl

von Katrin Schamun, 07.02.2008

Viele Menschen verbringen die meiste Zeit des Tages im Büro. Dabei ist neben dem Computer der wichtigste Begleiter der Stuhl auf dem sie sitzen. Doch wer fragt sich schon, welche Geschichte dieses Allroundtalent hat, was hinter seiner Entstehung und Entwicklung steckt? Ein Stuhl ist nicht nur ein Stuhl. Er wurde, wie jedes andere Produkt von Kreativen entwickelt und gestaltet, mit Maschinen oder in Handarbeit produziert und mit Hilfe des Marketings vertrieben. Manchmal dauert es ein paar Monate, manchmal über ein Jahr bis eine Idee in einem fertigen Produktdesign umgesetzt ist. Für die Entwicklung von neuen Produktideen haben viele Firmen ihre Designer im Haus oder engagieren freie Gestalter für ein Projekt. Der Schweizer Büromöbelhersteller Züco beispielsweise arbeitet derzeit in einem Arbeitskreis mit jungen Architekten an dem Re-Design eines bereits auf dem Markt etablierten Produktes.
Was ist Design? Der Begriff ist heute sehr geläufig, doch häufig bleibt unklar, was er wirklich bedeutet. Außerdem wird er in verschiedenen Bereichen anders verwendet und eingesetzt. Sprachgeschichtlich kommt das Wort Design vom italienischen disegno, das seit der Renaissance den Entwurf, die Zeichnung und allgemein eine Idee, die einer Arbeit zu Grunde liegt bezeichnet. Im 16. Jahrhundert wurde in England der Begriff „Design“ für einen Entwurf von etwas, das realisiert werden soll, verwendet. Heute bezeichnet der Begriff Design ganz allgemein, den Entwurf oder die Planung von Industrieprodukten. Neue Ideen für Produkte entstehen auf ganz verschiedenen Wegen. Entweder man lässt sich auf Reisen und von kreativen Menschen inspirieren oder erwacht früh morgens und eine Idee läuft wie ein Geistesblitz durch den Kopf.
Der Designer Roland Zünd trägt, neben seiner Arbeit als Geschäftsführer von Züco, stets eine Produktidee mit sich, die im Laufe der Zeit immer stärkere und genauere Konturen annimmt, bis er sie als Skizze festhalten kann. Im nächsten Schritt bespricht er mit seinen Handwerkern, diese Entwurfsidee, die innerhalb kurzer Zeit im ersten Prototyp umgesetzt wird. Roland Zünd geht aber auch andere Wege, um ein neues Produkt zu entwerfen und lädt dazu Designer oder Architekten ein, gemeinsam mit dem Unternehmen und dessen Know How einen neuen Bürostuhl zu entwickeln. „Gerade in der Zusammenarbeit mit Architekten eröffnen sich ganz neue Aspekte für die Produktgestaltung.“ sagt Roland Zünd, der selbst ausgebildeter Designer ist. „Ein Designer geht nach seinem Pflichtenheft. Er entwirft ein Glas, er entwirft eine Flasche, er entwirft etwas, das eine Gestaltung braucht. Das, was der Architekt an Gedankengut mitbringt, ist etwas ganz anderes als der Designer, der als Produktgestalter schon voreingenommen an den Entwurf herantritt.“ Kurzer Hand lud er im Frühjahr 2007 drei Architekten aus Deutschland zu einem Arbeitskreis ein, mit dem Ziel, ein bestehendes Produkt mit ihnen zu diskutieren, um aus den Ergebnissen, erste Ansätze für ein neues Produkt zu schaffen.
Architektenarbeitskreis
Seither fanden drei Arbeitskreise statt, jeder an einem anderen Ort: in der Stadt des Bauhauses, Weimar, in der Designmetropole Mailand und im Bregenzer Wald, in der Nähe von Rebstein, wo sich die Werkstätten von Züco befinden. Bereits nach dem ersten Workshop stand fest, dass ein Bürostuhl entstehen würde, der kaum noch an seine Vorlage, dem Duca, erinnert. Es würde eine völlig neue Variante entwickelt werden, die besonders eine designorientierte Zielgruppe ansprechen soll. Die erarbeiteten Ideen und Konzepte zur Form und Materialisierung wurden in Zeichnungen und Modellen festgehaltenen und flossen in den ersten Prototypen ein, der im zweiten Treffen Mittelpunkt des Arbeitskreises war. Aus dem Modell ergaben sich die nächsten zu diskutierende Punkte, wie die Verbesserung von Spannung und Volumen des Stuhls und die fehlende Taille. Der Unterbau soll zukünftig in schwarzer Farbe ausgeführt werden und seine Mechanik offen und leicht wirken. Über die Lage der Armlehnen wurde zwei Stunden diskutiert und ausprobiert, dagegen einigten sich die Teilnehmer schnell über die Größe der Rollen und die Form des Gestells. Der Arbeitsprozess macht klar: Der neue Duca entsteht wie jedes Designprodukt aus einem Entwicklungsprozess heraus, der an unzähligen Kompromissen gekoppelt ist.
Der Reiz des Designs
Die zukünftigen Nutzer des neuen Duca, dem die Teilnehmer des Workshops zu guter Letzt einen eigenen Produktnamen geben werden, haben ganz verschiedene Prioritäten und Anforderungen an einen Bürostuhl. So zählt für einige neben dem Komfort, in erster Linie das Äußere, dem anderen ist die Qualität und Verarbeitung des Materials am wichtigsten. Für ein Unternehmen sind das wichtige Faktoren, denn sie entscheiden über das neu entstehende Produkt und beeinflussen erheblich sein Design. Roland Zünd: „Das Kleid, was der Stuhl trägt mit seiner Farbe, seinem Material, beeinflusst uns als Menschen und als Konsumenten. Wir würden nie auf den Stuhl zu gehen, wenn er uns nicht anspricht und uns nicht reizt, ihn besitzen zu dürfen. Der zweite Eindruck ist der Komfort und schließlich ein drittes entscheidendes Merkmal ist der Preis. Das sind viele Faktoren die eine Rolle spielen und ein weiterer sehr wichtiger ist, das Produkt harmonisch erscheinen zu lassen. Das ist der Anspruch an unser Design: die Harmonie, d.h. Materialien, Form und Funktion so zu verbinden, das es harmonisch und stimmig in sich ist.“
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